Archiv für die Erinnerung

■ Videos zeigen Interviews mit Zeugen des Holocaust

Im Haus der Wannsee-Konferenz kann man seit gestern Interviews mit Überlebenden des Holocaust auf Videobändern ansehen. Das Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ) für europäisch-jüdische Studien der Universität Potsdam und das Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies der Yale University übergaben der Gedenkstätte die ersten 33 Filmbänder des historischen Forschungsprojekts. Das „Archiv der Erinnerung“ unter der Leitung von Professor Julius Schoeps vom MMZ soll die Geschichte der NS- Verfolgung aus Sicht jüdischer Überlebender in Berlin und Brandenburg festhalten.

„Weltweit hat die Leugnung des Holocaust Konjunktur. Wir müssen uns immer und überall bemühen, die Zeugnisse der Geschichte zu erhalten. Und das ist ein Wettrennen mit der Zeit, die letzten Überlebenden sterben“, schilderte Schoeps die Bedeutung der Projekts.

45 Interviews hat das Forschungsteam schon geführt, etwa hundert sollen es noch werden. Mehr sind bei dem Finanzrahmen von 550.000 Mark, die die Volkswagenstiftung zur Verfügung gestellt hat, vorläufig nicht drin. Außerdem ist es schwierig, InterviewpartnerInnen zu finden. „Viele der Befragten hatten Angst, auf einer Liste zu erscheinen und diffamierende Anrufe zu bekommen“, sagte die Projektleiterin Cathy Gelbin über die Schwierigkeiten, InterviewpartnerInnen zu finden.

Um die Angst zu verringern, wurden die Filme nur mit den Vornamen untertitelt und auch der zugehörige Katalog ist anonymisiert. Mit Hilfe des Kataloges ist es möglich, die Filmbänder nach verschiedenen Themen zu betrachten. Unter den Schlagworten finden sich zum Beispiel die „Rosenstraße“, in der nichtjüdische Frauen 1943 ihre jüdischen Männer gerettet hatten, der „Spanische Bürgerkrieg“, die „Konzentrationslager“ und „Zwangsprostitution“. Das Ortsregister geht von Azzo in Israel bis Zürich in der Schweiz.

Die Register, die ungeschnittenen Videobänder wie auch thematisch zusammengestellte Interviewausschnitte sind gegen Vorlage eines Personalausweises in der Bibliothek des Hauses am Wannsee für Privatpersonen, Schulklassen und zu Forschungszwecken einsehbar. Barbara Junge