Kommentar
: Peinlicher Lobbyismus – um jeden Preis

■ Flugzeugabsturz in der Karibik: Die Türkische Gemeinde in Deutschland entpuppt sich als Sprecherin von Öger-Tours. Öger persönlich ist 2. Vorsitzender

Wer in Zukunft in die Karibik fliegen will, sollte sich am besten direkt an die Türkische Gemeinde in Deutschland e.V. wenden. Diese Organisation, die sich selbst als erster größerer, überregionaler Dachverband von türkischen Vereinen in Deutschland versteht, entpuppte sich kürzlich als Sprecherin des Reiseveranstalters Öger-Tours.

Die durch den Flugzeugabsturz in der Karibik in Bedrängnis geratene Firma wurde mit einer Presseerklärung in Schutz genommen. Von einer „Vorverurteilung mit Vorurteilen“ ist darin die Rede. Weiter heißt es: „Hier wird ganz gezielt an einer erfolgreichen und seriösen Unternehmung Rufmord betrieben.“ Die vom Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde, Professor Hakki Keskin, unterzeichnete Presseerklärung gipfelt schließlich in der Behauptung, „daß der Begriff ,türkisch‘, in spekulative und rechtswidrige Zusammenhänge gebracht wird“.

Hürriyet, die auflagenstärkste türkische Tageszeitung in Deutschland, bläst seit Tagen ins gleiche Horn. Indem sie die folgende Stimmung unter den Türken scheinbar nur wiedergibt, macht sie selbst ordentlich Stimmung: Die Türken sind demnach enttäuscht darüber, daß die Leistungen der von ihnen gegründeten Charterfirmen nach diesem Unglücksfall in der deutschen Presse nicht entsprechend gewürdigt würden.

Offenbar soll eine Art Berufstürke in Deutschland konstruiert werden, der wie ein Feuermelder gegen den deutschen Rassismus wirkt. Er ist geübt in der Erfahrung von Diskriminierung. Auch im aktuellen Fall wittert er deutsche Häme gegen türkische Wertarbeit.

Die Deutschen als Dauerrassisten, die Türken als Daueropfer – diese einfachen Klischees sind hinreichend bekannt. Konflikte, aber auch banale Interessenkollisionen ethnisch zu beladen, ist modisch.

Daß sich sowohl Teile der türkischen Presse in Deutschland als auch selbsternannte türkische Interessenvertreter eine solche ethnische Brille aufsetzen, deutet allerdings auf selbstschädigende Kurzsichtigkeit hin.

Im Falle der Türkischen Gemeinde aber erweist sich der Vorstoß in Richtung Ehrenrettung von Öger-Tours und Birgen-Air als hochnotpeinlicher Akt: Als stellvertretender Bundesvorsitzender zeichnet nämlich kein Geringerer als der Reiseunternehmer Vural Öger persönlich. Zafer Șenocak