Betr.: Dagmar Schipanski

Seit Ende Januar gilt sie als führende Expertin in Sachen Wissenschaft und Forschung. Denn seitdem ist Dagmar Schipanski die neue Vorsitzende des Wissenschaftsrates. Erstmals steht mit ihr eine Frau an der Spitze des 40köpfigen Expertengremiums von Bund und Ländern. Außer der 52jährigen Professorin aus dem thüringischen Ilmenau sind nur noch drei weitere Wissenschaftlerinnen im Rat vertreten.

Anfang der 60er Jahre begann die 19jährige Dagmar Schipanski ein Physikstudium in Magdeburg. Seit 1972 arbeitete sie in Ilmenau, habilitierte sich auf dem Gebiet der Festkörperelektronik und arbeitete fortan als Oberassistentin an der „Sektion Physik und Technik elektronischer Bauelemente“. Ein beruflicher Aufstieg blieb ihr zu DDR-Zeiten verwehrt; nur Mitgliedern der SED wurden Professuren zugestanden.

Erst mit der Wende begann die Karriere der Dagmar Schipanski; 1990 wurde die Mutter dreier Kinder in den Rang einer Professorin erhoben, seit 1992 ist sie Mitglied des Wissenschaftsrats, im vergangenen Jahr wurde sie zur Rektorin der TU Ilmenau gewählt und wenig später als einzige Wissenschaftlerin in den „Rat für Forschung, Technologie und Innovation“ berufen. Außer der ehemaligen Treuhand-Chefin Birgit Breuel tummeln sich in diesem von Kanzler Kohl favorisierten Zukunftsgremium ausschließlich Männer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, um über die Chancen und Herausforderungen neuer Technologien zu räsonnieren.

Wird Dagmar Schipanski heute nach ihren Ämtern und Posten in Gremien und Wissenschaftsgesellschaften gefragt, dann bekennt sie, daß sie das eigentlich alles gar nicht angestrebt habe. „Ich bin gefragt worden, ob ich es übernehmen möchte.“ Lange gezögert hat sie bei solchen Angeboten allerdings nie.