Tropenholz mit Brief und Siegel

■ Der WWF stellt ein Gütesiegel für Holz vor, das in ökologisch und sozialverträglicher Art und Weise gewonnen werden soll. Kritiker bleiben skeptisch

Frankfurt/Main (taz) – Können VerbraucherInnen demnächst wieder weltweit mit gutem Gewissen Möbel und Parkettböden aus Tropenhölzern und aus Bäumen von nordischen Wäldern kaufen? Das jedenfalls behauptete Günter Merz vom World Wide Fund for Nature (WWF) Deutschland gestern auf einer Pressekonfernz der Umweltstiftung in Frankfurt.

Den Schlüssel zum Mahagonischrank hält das Forest Stewardship Council (FSC) bereit, eine regierungsunabhängige Organisation, die Kriterien für eine nachhaltige Forstwirtschaft entwickelt hat. Mitglieder im FCS sind etwa der WWF, Greenpeace International, aber auch Ikea oder die große britische Baumarktkette B & Q. Im Auftrag des FSC vergeben dann Organisationen wie die Rainforest Alliance ein Gütesiegel für die Firmen der Forst- und Holzindustrie, die den Rohstoff Holz in einer „ökologischen und sozialverträglichen Art und Weise abbauen“, erklärt Merz. Die Rainforest Alliance ist eine US-Umweltorganisation, die schon länger nach ihren eigenen Kriterien Forstbetriebe und Holzhändler überprüft. Die Artenvielfalt in den Wäldern müsse gewährleistet werden. Und die Wälder dürften in ihrer Struktur nicht verändert werden.

Das Gütesiegel des FSC soll auch in Deutschland einmal Schuhschränke und Küchentische zieren. Schon heute wird das Gütesiegel in Großbritannien eingesetzt. 1,2 Millionen Kubikmeter Tropen- und Nordholz mit dem Gütesiegel sollen auf der Insel jährlich verkauft werden – zu etwa 10 bis 15 Prozent höheren Preisen.

Ziel des WWF ist es, bis 1998 Holz aus 10 Millionen Hektar Wald, die nachhaltig bewirtschaftet werden, mit dem FSC-Siegel versehen zu können. In Deutschland verhandelt der WWF zur Zeit noch mit der Holzindustrie, um auch hier ein FSC-Netz errichten zu können.

Doch nicht alle Umweltschutzorganisationen finden Gefallen am Vorstoß des WWF. Greenpeace Deutschland, Pro Regenwald, Robin Wood und Urgewald lehnen die Einführung des Gütezeichens für Tropen- und andere Hölzer ab, weil nicht alle Kriterien, die an eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu knüpfen seien, von FSC erfüllt würden. Bei Greenpeace Deutschland steht man nämlich dem FSC- Ansatz durchaus kritisch gegenüber, obwohl die Organisation es für sinnvor erachtet, auf internationaler Ebene dabeizusein.

Die Kritik konzentriert sich darauf, daß das FSC nicht gewährleisten könne, daß die Holzfirmen vor Ort regelmäßig überwacht würden. Auch die Tatsache, daß nicht das FSC selbst, sondern von der Organisation beauftragte Personen das Gütesiegel vergeben sollen, macht die anderen Umweltschutzorganisationen mißtrauisch. Darüber hinaus könne das FSC den Einsatz von Pestiziden und Kahlschlag nicht ausschließen. Die industrielle Waldbewirtschaftung in den noch verbliebenen Primärwäldern müsse, anders als das FSC es vorsieht, generell ausgeschlossen werden. Die anderen Umweltschutzorganisationen fordern deshalb die VerbraucherInnen nach wie vor auf, kein Tropenholz, sondern Holz aus heimischen Regionen zu kaufen. Denn es gebe bis heute nahezu kein Tropenholz auf dem Markt, das zweifelsfrei aus einer ökologisch und sozialverträglichen Waldnutzung stamme.

Der WWF weist die Kritik zurück. Die anderen würden „Naturschutz aus puristischer Sicht“ betreiben, sagt Merz. Der WWF setze sich dagegen für eine „sinnvolle Verknüpfung von Schutz und Nutzen“ ein. Bilaterale Vereinbarungen zwischen einzelnen Ländern seien aufgrund des internationalen Holzmarktes nicht mehr zeitgemäß. Allerdings mußte auch Merz einräumen, daß eine 100prozentige Nachhaltigkeit bei der Waldbewirtschaftung wohl nicht zu erreichen sei. Merz kündigte an, daß auch in Deutschland schon in diesem Jahr erste Produkte mit dem FSC-Gütesiegel zu kaufen seien. Anna Riek/kpk