Daimler-Chefs angezeigt

■ Aktionäre fühlen sich getäuscht

Stuttgart (AP/taz) – Ein Aktionär der Daimler-Benz AG hat Strafanzeige gegen Führungsspitze und Aufsichtsrat des größten deutschen Industrieunternehmens gestellt, weil diese die wirtschaftliche Lage des Unternehmens falsch dargestellt hätten. Der Stuttgarter Staatsanwalt Kurt Schrimm bestätigte gestern den Eingang der Anzeige des Aktionärs Jochen Knoesel. Dieser gehört zu den Mitstreitern des Würzburger Wirtschaftsprofessors Ekkehard Wenger, der mit seinen Studenten den Verein zur Förderung der Aktionärsdemokratie gegründet hat und bei Hauptversammlungen als Kritiker auftritt. Die Anzeige sei „nicht unsinnig“ und werde ernsthaft geprüft, so die Staatsanwaltschaft.

Die Strafanzeige richtet sich den Angaben zufolge gegen den früheren Daimler-Vorstandschef Edzard Reuter und seinen Nachfolger Jürgen Schrempp sowie gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper von der Deutschen Bank und gegen alle anderen Mitglieder beider Gremien. Aktionär Knoesel wirft den Managern vor, auf der Hauptversammlung am 24. Mai 1995 die Gewinnsituation des Unternehmens positiv und damit unrichtig dargestellt zu haben. Das sei ein Verstoß gegen Paragraph 400 des Aktiengesetzes. Reuter habe bei seinem Ausscheiden noch einen Milliardengewinn für das Geschäftsjahr 1995 in Aussicht gestellt. Niemand aus der Führungsriege hatte widersprochen. pim