: Chancenlos gegen asiatische Werften
■ Europäischer Schiffsbau soll weg vom Subventionstropf
Die Marktgewinner haben bekannte Namen: Daewoo, Hyundai und Samsung. Die Mischkonzerne sind die Größten der boomenden südkoreanischen Werftenbranche. Ihr Vorteil sind nicht nur die niedrigeren Lohnkosten, sondern auch die aktuelle Niedrigbewertung der heimischen Währung. Südkoreanische Werften steigerten ihren Weltmarktanteil in den letzten zehn Jahren von 11 auf 17 Prozent, ein Ende des Schiffbaubooms ist nicht abzusehen. Weltmarktführer ist allerdings Japan mit einem Marktanteil von 41 Prozent.
Dagegen wird die Luft für westeuropäische Werften immer dünner. Noch in den 70er Jahren waren hier rund eine halbe Million Menschen beschäftigt. Im letzten Jahr waren es gerade noch 80.000, knapp die Hälfte davon in Deutschland. Immer mehr Werften schließen oder werden von Staatshilfen abhängig – meist die Vorstufe für einen langsamen Tod. Offiziell genehmigt die EU-Kommission Behilfen nur noch dann, wenn sie mit einem durchdachten Sanierungsplan verbunden sind. Daß mit den Geldern aber häufig doch nur alte Löcher gestopft werden, zeigt derzeit der Niedergang des Bremer Vulkan. Auch acht spanische Werften erhalten eine Staatsbeihilfe nach der anderen, ohne daß wesentliche Produktivitätsfortschritte zu sehen sind. Dänische und schwedische Werften, die eigentlich profitabel arbeiten könnten, werfen der Konkurrenz aus dem Süden vor, sie ruinierten mit ihren Dumpingpreisen den Markt: „Die verkaufen ihre Schiffe zum halben Preis der Produktionskosten.“ Ein neuer Einschnitt in der europäischen Werftenentwicklung steht unmittelbar bevor. Mitte 1996 soll ein OECD-Abkommen in Kraft treten, das von den EU- Staaten, der USA, Südkorea und Norwegen unterzeichnet wurde. Darin verpflichten sich die Staaten, nach einer Übergangsfrist ganz auf staatliche Hilfszahlungen zu verzichten. Gerade die europäischen Schiffbaunationen hatten ein großes Interesse an dieser Vereinbarung, um neben der staatlich gepäppelten Billigkonkurrenz in Südostasien überleben zu können. Noch haben dem Abkommen nicht alle nationalen Parlamente zugestimmt, doch die EU-Kommission macht Druck: „Es kann doch nicht sinnvoll sein, daß unproduktive Werftarbeitsplätze gerettet werden, damit wettbewerbsfähige Jobs verlorengehen.“ Christian Rath, Brüssel
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