Türchen offen für Erich Fried

■ Ernst-Deutsch-Theater: Streifzug durch des Dichters Leben

Dem vor allem als Lyriker bekannten Erich Fried einen Abend zu widmen ist ein löbliches Ansinnen. Denn gerade wer in jüngeren Jahren Frieds politisch engagierte Gedichte oder seine Liebeslyrik ins aufgewühlte Innenleben gesogen hat, will davon später oft beschämt nichts mehr wissen.

Und so macht es durchaus Sinn, wenn Isabella Vértes im Ernst-Deutsch-Theater Fried mit einem Abend unter dem Titel Mitunter sogar lachen als wichtigen Zeitgenossen rehabilitieren will. Musikalisch unterstützt von Gerd Bellmann und Stuart Curtis las, rezitierte und sang Vértes vor großem und begeistertem Publikum collagenhaft montierte, autobiographische Texte und Gedichte unter der Regie von Nadja von Samson.

Das Bühnenbild war Programm: Frieds Leben angedeutet als Spanne zwischen zwei Fotos – links das Kind, rechts der alte Mann, wobei die Fotos die zwei Bühnenzugänge bedeckten. Dazwischen aufgetürmte Papierstapel, die einerseits dem streifzügigen Durchbruch zum Menschen „hinter den Texten“ im Wege liegen, aber doch gleichzeitig den einzigen Zugang bieten.

Der im Bühnenbild sichtbaren Problematik gegenüber blieb die Inszenierung aber unentschieden: Ging es nun um die Texte Frieds oder um den Autor Fried oder den Menschen Erich Fried oder wirklich um alles? Die Aneinanderreihung von autobiographischen Texten und Lyrik, die sich offenbar gegenseitig erhellen sollen, führt eher zur Konstruktion einer zu stringenten Biographie oder zur Einebnung von Texten. Am Ende der Vorstellung blieb eine Tür offen. Und das ist gut so. Elke Siegel