Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

A

Angus – Voll Cool USA 1995, R: Patrick Read Johnson, D: Charlie Talbert, Kathy Bates

„Angus ist ein lieber Junge, der unter seiner Fettleibigkeit und der unerfüllten Lieben zum schönsten Mädchen der Schule leidet, bis er es beim anstrengenden Happy-end endlich in die Arme schließen kann. Ein Kinderfilm wie eine Moralpredigt mit der Botschaft, daß auch dicke und häßliche Menschen ein Recht auf Anerkennung und Glück haben. Das wenig originell und verlogen wirkende Pubertätsdrama mag erzieherisch wertvoll sein, hat aber kaum etwas mit der Realität, sondern eher mit Wunschdenken zu tun.“ (tip) UT-Kinocenter

B

Beatles – A Hard Day's Night Großbritannien 1964, R: Richard Lester, D: John, Paul, Ringo und George

Diese Art selbstinszenierten Starkults – ständig müssen wir den Beatles zusehen, wie sie vor hysterischen Fans Reißaus nehmen – wäre heute gänzlich unerträglich, hätte nicht Richard Lester bei diesem Klamauk Regie geführt. Dessen Freude am Absurden triftt sich bestens mit der pubertären Anarchie der Pilzköpfe. Folge: Ringo, der nachweislich Durchgeknallteste des Quartetts, steht diesmal im Zentrum der Filmalbereien, und alle Ringofans dürfen sich über ein feuerwerk der Ringogrimassen freuen. Ach ja: Alle drei Minuten wird natürlich auch noch gesungen.Kino 46

Blue In The Face USA 1995, R: Wayne Wang, Paul Auster; D: Harvey Keitel, Lou Reed, Madonna

etc.

„Der Begleitfilm zu ,Smoke'. In Auggie Wrens Tabakladen in Brooklyn geben sich Freunde und Bekannte die Klinke in die Hand. Eine Kellnerin streitet sich mit einem ekelhaften Taugenichts; ein selbsternannter Dedmoskop stellt Fragen nach Penisgrößen und intelligentem Leben auf anderen Planeten. Unter Volldampüf entwickeln die Schauspieler und ihre vielen Gaststars eine Spielfreude sondergleichen. Ein Geniestreich, ein irrsinnig komischer Film und die schönste denkbare Liebeserklärung an Brooklyn.“ (tip)Modernes

C

Copykill USA 1995, R: Jon Amiel, D: Sigourney Weaver, Holly Hunter

„Ihre Spannung bezieht die raffiniert angelegte Story aus einem Katz- und-Maus-Spiel, in das der Zuschauer gnadenlos hineingezogen wird. Die Greueltaten bleiben glücklicherweise weitgehend der Phantasie der Zuschauer überlassen. Daß darüber hinaus mit Sigourney Weaver und Holly Hunter zwei starke Frauen die Hauptrollen spielen, ist ein weiterer Pluspunkt dieses Psychothrillers. „Copykill“ kann es in mancher Hinsicht mit dem „Schweigen der Lämmer“ aufnehmen.“ (TV-Spielfilm)UFA-Palast

D

Dangerous Minds – Wilde Gedanken USA 1995, R: John Smith, D: Michelle Pfeiffer u.a.

„Der Club der toten Dichter“ im Ghettoland. Diese Expedition in den „Blackboard Jungle“ ist peinlichst politisch korrekt und wäre nicht viel mehr als gut gemeint, wenn Michelle Pfeiffer in der Rolle der tapferen Lehrerin nicht so umwerfend wäre.“ (hip) City

Dead Man USA 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, John Hurt, Robert Mitchum

„Da tummelt sich allerlei Prominenz in Nebenröllchen, aber von Spannung, Spaß und sonstigen Attraktionen keine Spur. Zu diesem sich langsam dahinschleppenden, zum Ende hin gar quälend-spirituell angehauchten Desaster malträtiert Neil Young zwei Stunden lang mit den immer gleichen Griffen einschläfernd seine E-Gitarre.“ (Bremer) Schauburg

Das Dschungelbuch USA 1962, Walt Disney Productions

Bis heute berühmt sind die Musiknummern in Disneys tränenseliger Version des Rudyard-Kipling-Märchens vom Kaspar Hauser der Wildnis. Wenn Kaa, die falsche Schlange, ihre Opfer mit ihren hypnotischen Singsang betört und vor allem, wenn King Lui (im Original von Louis Armstrong gesprochen und gesungen) den Urwald in coole Jazz-Vibes versetzt – dann ist das heute noch amüsant, leicht und locker. Atlantis

E

Ein amerikanischer Quilt USA 1995, R: Jocelyn Moorhouse, D: Winona Ryder, Anne Bancroft, Ellen Burstyn, Jean Simmons

„Dieses Weichzeichner-Idyll versammelt ein Kaffeekränzchen dezent angejahrter Aktricen, um über die Lieben, die Treue und den Mann zu sinnieren. Anlaß ihrer Reminiszenzen: eine Studentin namens Finn (Winona Ryder), die sich nicht recht zum sogenannten Lebensbund entschließen kann. Selbst der grandios grantelnden Anne Bancroft gelingt es nicht, den Saccharingehalt dieses sentimentalen Seniorinnen-Reigens zu senken.“ (Der Spiegel) Schauburg, UT-Kinocenter

Ein Geschenk des Himmels – Vater der Braut 2 USA 1995, R: Charles Shyer, D: Steve Martin, Diane Keaton

„Noch mehr Vaterfreuden: Nach dem Remake von Vincente Minellis „Vater der Braut“ nun die Fortsetzung des Remakes. Diesmal sieht sich Steve Martin doppeltem Kummer gegenüber. Nicht nur läßt ihn die Ankündigung seiner Tochter, Mutter zu werden, sich plötzlich furchtbar alt fühlen, sondern es führt eines der Gegenmittel – spontaner Sex auf dem Küchenboden – auch noch zur Schwangerschaft von Ehefrau Diane Keaton. Das dünne Drehbuch wird mit zusätzlichen Komplikationen aufgepeppt, einschließlich einer Parallelgeburt als Finale, und ist in jedem Moment vorhersehbar.“ (tip) UFA-Stern, UT-Kinocenter

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam Großbritannien 1995, R: Christopher Monger, D: Hugh Grant, Colm Meany

„Dieser Film hat etwas, das man ansonsten eher Menschen zuschreibt: innere Werte. Hugh Grant zieht mit seinem hilflosen Kleinjungendackelblick, dem linkischen Achselzucken und dem spitzbübisch grübchenbildenden Lächeln seine zwischenzeitlich hinlänglich strapazierten Register als richtiger Mann am falschen Ort, den man liebzuhaben hat.“ (epd-Film) UFA-Stern

F

Fair Game USA 1995, R: Andrew Sipes, D: William Baldwin, Cindy Crawford

„Dies ist ein schwerer Schlag gegen Cindy Crawford, die als eine Anwältin namens Kate McQuean in ihrem Hollywood-Film-Debüt schmerzhaft fehlbesetzt ist. Das attraktive Supermodel wird ganz bestimmt nicht seine Filmkarriere in Gang bringen, indem es Filmfiguren spielt, die sich ganz selbstverständlich im Jargon ihres Berufes ausdrücken müßen. Der Film ist eine lange, von Explosionen untermalte Verfolgungsjagd, und William Baldwin bewegt sich von Actionszene zu Actionszene mit einer anmutigen Souveränität. Natürlich gibt es dazwischen eine Pause, die gerade lang genug ist, damit Cindy und William sich ineinander verlieben, aber die sorgfällig choreographierten Umarmungen erzeugen kaum Funken. Die einzige Hitze, die in diesem Film aufsteigt ist mechanisch: die Verfolger des Paares sind mit Wärmesensoren ausgerüstet.“ (New York Times) UT-Kinocenter

Familienfest und andere Schwierigkeiten USA 1995, R: Jodie Foster, D: Holly Hunter, Anne Bancroft

„Thanksgiving ist Amerikas Fest der Feste. Die Familien kommen zusammen, um bei kalorienreichen Gelagen Freundschaften und Fehden zu pflegen. Daß aus der Schlemmerei rasch ein Schlachtfest werden kann, zeigt Jodie Foster in ihrer zweiten Regiearbeit. Diese ist ein Frontbericht vom Zusammenprall unterschiedlicher Charaktere. Man muß sich ja nicht mögen, schließlich ist man miteinander verwandt. Der eine oder andere bittere Moment der Wahrheit kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Jodie Foster im Grunde eine Hymne an Nestwärme und Familienwerte gelungen ist, die mit einem Schuß Sentimentalität menschliche Schwächen beobachtet, ohne diese bloßzustellen.“ (D. Lackner) Schauburg und UT-Kino

G

Goldeneye Großbritannien 1995, R: Martin Campell, D: Pierce Brosnan, Gottfried John, Sean Bean, Famke Janssen

„Vor lauter Feuerzauber und Explosionsgetöse bleibt dem neuen Bond nicht viel Raum und Zeit, seinen männlichen Charme und seine gute Manieren auszuspielen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter und Apollo (WHV) Guantanamera Kuba/Spanien/Deutschland 1995, R: Tomas Gutierrez Alea, Juan Carlos Tabio, D: Carlos Cruz, Mirtha Ibarra

„Es gibt Leute, die nach dem Besuch des Films „Erdbeer & Schokolade“ spontan einen Kuba-Urlaub gebucht haben, um vor Ort den sinnlichen Charme der Mangelwirtschaft auszukosten, den diese Satire auf spätsozialistische Miseren entwickelte. Für Liebhaber kubanischer Alegria warten nun Alea und Tabio mit einer köstlichen neuen Fallstudie auf. „Guantanamera“ handelt von einer Reform des planwirtschaftlich ewig unbefriedigenden Bestattungswesens: Zwecks Triebstoffersparnis sollen Leichen beim Transport quer durch das Land stafettenartig von Provinz zu Provinz weitergereicht werden. Die erste Testfahrt aber wird zu einer Hindernis-Groteske, deren erotisches Potential nicht nur Nekrophile anmacht.“ (Der Spiegel) Atelier

H

Der Husar auf dem Dach Frankreich 1995, R: Jean-Paul Rappeneau, D: Olivier Martinez, Juliette Binoche

„Rappenau mischt Kostümfilm, Abenteuerromanze, Landschaftsmalerei, Kunstgewerbe. Herausgekommen ist eine pseudohistorische Filmerzählung voll falscher Authentizität, die wie eine Nachahmung von etwas wirkt, das es nie gegeben hat.“ (epd-Film) City

I

Der Indianer im Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot

„Wer glaubt, Regisseur Frank Oz wolle in diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema – ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines mysteriösen alten Küchenschranks seine zentimetergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken – aber auch schlichtweg an Komplexität, über die ein Genreklassiker wie „The Incredible Shrinking Man“ verfügt.“ (epd-Film) Schauburg

J

Jade USA 1995, R: William Friedkin, D: David Caruso, Linda Fiorentino, Chazz Palminteri

„Den Drehbuchautor Joe Eszterhas lieben - und bezahlen - Hollywoods Herren dafür, daß er ihre feuchten Träume hemmungsloser als jeder andere für die Leinwand präpariert. Mit lästigen Details wie einer stimmigen Handlung und glaubhaften Charakteren hält er sich ungern auf. Nun hat Eszterhas sogar seinen Erfolgsthriller „Basic Instinct“ einfach recycelt: Wieder stirbt ein Millionär bei Sado-Maso-Spielchen, wieder gerät eine geheimnissvolle Liebslady in Verdacht. Diesmal spielt Linda Fiorento die gefährliche Klassefrau und David Caruso den ihr verfallenen Ermittler; Chazz Palminteri tritt als mächtiger Ehegatte der Femme fatale auf – eine Menge vergeudetes Talent. In den Vereinigten Staaten fiel „Jade“ denn auch prompt durch.“ (Der Spiegel) UFA-Palast

Jagd auf Schmetterlinge Georgien 1992, R: Otar Iosseliani

Iosselianis neuester Film hat ihm den Vorwurf einer konservativen und nostalgischen Affirmation des Vergangenen eingebracht. Die Anhäufung jener Souvenirs einer früheren Lebensart und ihre Klischeehaftigkeit beweisen jedoch gerade dsa Versagen einer kollektiven Erinnerungsleistung. Das ist kein reaktionärer Kulturpessimismus, sondern zeigt, daß Film die Dinge in Auflösung zeigt und dem Stillstand sich verweigert. Denn „Film ist“, so Iosseliani, „eine Idee in Bewegung auf den Prüfstand bringen“. (taz) Kino 46

Jumanji USA 1995, R: Joe Johnston, D: Robin Williams, Bonnie Hunt, Kirsten Dunst und die Drolly Dinos

„Von diesem Brettspiel träumen Kinder von 6 bis 60: Kaum fallen die Würfel, ist der Teufel los. Da verwandelt sich das Haus in einen Urwald, Affen plündern den Kühlschrank. Nicht mehr ganz so lustig ist es, als ein JUnge von dem Spiel verschluckt wird. Erst nach drei Jahrzehnten kehrt er zurück – doch dann geht das Abenteuer erst richtig los. Um der Klamauk-Geschichte etwas schauspielerische Tiefe zu verleihen, muß Hollywoods Allzweckwaffe ran: Robin Williams. Doch der lustige Mann mit dem traurigen Kindergesicht stapft ein wenig ratlos durch das computeranimierte Urwald-Chaos. Und der Rest der Darsteller geht in der Stampede wildgewordener Rhinozerosse ohnedies unter. Viel Trick-Getöse in einer netten Story ohne Tiefgang.“ (Prinz) UT-Kino, Ufa-Palast

K

Kanada – Im Land der schwarzen Bären BRD 1958, R: Eugen Schumacher

Wiederaufführung eines Dokumentarfilm-Klassikers vom Naturfilm-Veteranen Eugen Schumacher. Auf einer Expedition durch die Wälder und Gebirge Kanadas belauscht die Kamera große und kleine Tiere in ihrem natürlichen Lebensrhythmus. Ein einmaliger, dramaturgisch schlichter Film mit Aufnahmen von unvergeßlicher Schönheit. Kino 46

M

Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch

„Männerpension zeugt davon, daß Buck auch anders kann. Er hat dazugelernt, ist mutiger geworden. Tauchten die guten alten Kinoklischees in seinen bisherigen Filmen allenfalls als närrische Parodien auf, so spielt er diesmal souverän damit, traut sich was. Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehender Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten - die eine knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz. Als Hammer-Gerd, dem die Pistole zu locker sitzt, ist Buck endlich wieder als sein eigener Hauptdarsteller zu sehen, wunderbar unterstützt von Til Schweiger.“ (tip) Cinema, Europa, Casablanca (OL), Muwi (OL) und Apollo (WHV)

Mein blühendes Geheimnis Spanien 1995, R: Pedro Almodovar, D: Marisa Paredes, Juan Echannove

„Wäre Konsalik eine spanische Frau, hieße er Amanda Gris. Unter diesem Pseudonym hat Leo triviale Bestseller im Akkord geschrieben. Doch nun, vom Ehemann verlassen und vom Umweltbewußtsein gepeinigt, ist es ihr unmöglich, weiterhin Schmonzetten zu verfassen. Vorm (künstlerischen) Selbstmord und der Aufdeckung ihres Pseudonyms rettet sie der Kulturredakteur der „El Pais“, bekennender Alkoholiker und Amanda-Gris-Fan. Typisch Almodovar: Unter bonbonfarbener Oberfläche verbirgt sich ein schrilles Drama, in dem Sentimentalität mit Irritation und Kitsch mit Witz ausgelotet wird.“ (TV-Spielfilm) City

Money Train USA 1995, R: Joseph Ruben, D: Wesley Snipes, Woody Harrelson

„Zwei fiese Cops träumen davon, den legendären „Money Train“ auszurauben. Turbulente Actionkomödie, von Spannungsspezialist Joseph Ruben furios inszeniert. Aktivposten: Snipes, Harrelson und ein irrwitziger U-Bahn-Crash.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern

Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins

„Wenn dieser Regisseur nur nicht soviel Angst vor Mutters Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer einzelnen ist. Ganz allein steht Pauline Collings als Elsa Tabori 1944 in Budapest wieder auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm zum Hause ihrer Schwesetr laufen – Antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den Bayerischen Filmpreis hat es auch schon gebracht. Es ist nicht das Schlußbild, aber es bleibt als solches im Gedächtnis.“ (taz) Gondel

N

Nelly & Monsieur Arnaud Frankreich 1995, R: Claude Sautet, D: Emmanuelle Beart, Michel Serrault

„So schön wie die Menschen und so gediegen wie ihre Wohnungen sind auch Sautets Bilder, die Kamera ist ruhig und hoheitsvoll. Alles unter Kontrolle in dieser schönen Welt voller Bilder und Bücher. Einziges und großes Vergnügen in der geballten Bildungsbürgerlichkeit ist Michel Serrault, während Emmanuelle Beart die ganze Zeit aussieht, als wolle sie sich jeden Augenblick die Nägel lackieren.“ (tip) Atlantis, Casablanca (OL)

Nikki de St. Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely

Die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle erzählt von ihrem Leben, ihrem Werk und der usammenarbeit mit ihren 1991 verstorbenen Ehemann, dem Kinetikkünstler Jean Tinguely. Der Film beginnt mit Nikis Schießhappenings der frühen 60er Jahre: „Statt Terrorist zu werden, wurde ich Terrorist der Kunst.“ Es folgen die Arbeiten an der dicken, bunten „Nana“-Figuren, an der „Allesverschlingenden Müttern“ und an großen Architekturplastiken wie dem „Cyclop-Giantoleum“ im Wald von Fontainebleau.Cinema

O

Operation: Broken Arrow USA 1996, R: John Woo, D: John Travolta

„Dies ist der zweite amerikanische Film von John Woo, der seit langem als brilliantester Haudegen des Hongkong-Kinos gilt. Sein Kult-Ruhm im Westen gründet aud düsteren, blutspritzenden Gangsterballaden. Auch „Operation:Broken Arrow“ ist fabelhaft rasant inszeniert, aber wie eine Komödie von Pointe zu Pointe: Es ist, als hätte Woo seinen ganzen Virtuosen-Ehrgeiz daran gesetzt, ein Feuerwerk von Oberflächenreizen zu entzünden, eine bedeutungsfreier Montage-Choreographie des Kampfes. Doch diesmal ist der Schurke der Star, und das ist John Travolta. Seine Kunst, eine Figur ganz unpsychologisch und insofern altmodisch von außen her auf einer Handvoll scharfer Manierismen aufzubauen, ist wieder einmal unwiderstehlich; und warum er trotzdem nie einen Oscar kriegt, wei0 ja jeder.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter

P

Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg

„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) City, Schauburg, Ufa-Stern

S

Die Schwanenprinzessin USA 1994, R: Richie Rich

„Als wahrer Zuckerbäcker erweist sich Richard Rich mit seinem ersten langen Zeichentrickfilm. Bei der Erzählung einer fantastischen Liebesgeschichte von der verzauberten Prinzessin, die nur von dem geliebten Prinzen befreit werden kann, wagt er sich bis an die Grenze des guten Geschmacks vor. Das Ergebnis dieser gekonnten Gratwanderung ist ein rührendes Märchen mit allem, was dazugehört.“ (tip) UT-Kinocenter

Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt

„Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorender Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestimmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert. “ (World Premiere) Modernes, UT-Kino

Smoke USA 1994, R: Paul Auster, Wayne Wang; D: Harvey Keitel, William Hurt

„Der geheime Zauber und die Wahrhaftigkeit des Films haben damit zu tun, daß die Figuren, so sehr auch Schuld und Trauer empfinden, gerade nicht in einer Sphäre von Anklage und Selbstmitleid versinken.“ (epd-Film)Gond

Spiel mit dem Feuer USA 1995, R: Sir David Hall, D: Antonio Banderas, Rebecca De Mornay

„Sex sells – dieser Devise folgt der Erotikthriller ohne Erotik und Thrill, und setzt voll auf das triebhafte Tete-a-Tete seiner beiden Hauptdarsteller. Rebecca De Mornay, das blonde Gift aus „Die Hand an der Wiege“ und Antonio Bandaras, der wieder mal als Bilderbuch-Macho den glutäugigen Latin Lover gibt, treiben es nach allen Regeln der Kinokunst, um dem Thriller auf die Sprünge zu helfen. Doch das ist vergebliche Liebesmüh.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern

Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger

„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Ufa-Stern

Strange Days USA 1995, R: Kathryn Bigelow D: Ralph Fiennes, Angela Bassett, Juliette Davis

„Bigelow entwirft hier eine apokalyptische Vision von den letzten Tagen diese Jahrtausends. Am Silvesterabend des Jahrs 1999 steht die amerikanische Gesellschaft auf der Kippe: faschistoider Polizeistaat oder das Chaos von landesweiten Aufständen scheinen die einzigen Alternativen zu sein. In dieser Welt dealt der zynische Einzelgänger Lenny mit einer illegalen Technologie, die es den Benutzern möglich macht, sich direkt in die Gehirnströme von anderen Menschen einzuklinken. Seine Apparaturen sind eine konsequente Weiterführung der allgegenwärtigen Mediengeilheit nach möglichst purer „reality“. „Strange Days“ ist ein atemberaubend spannender Action-Film mit Schießereien, Autojagden und einem gefährlichen Serienkiller. Kathryn Bigelow beherrscht die Spielregeln des Genres so souverän wie die Besten unter ihren hartgesottenen Kollegen, aber sie schmuggelt bei all den stunts und special effects auch soviel subversive Gesellschaftskritik in den Film, daß man ihren Mut nur bewundern kann. Nicht umsonst gilt sie in Hollywood als „the only director with balls.“ (hip) Schauburg, UT-Kino und Muwi-Filmkunst (OL)

T

Two Girls in Love USA 1995, R: Maria Maggenti, D: Laurel Holloman, Nicole Parker

„Die burschikose Faulenzerin Randy verliebt sich in die Klassenbeste, die schöne Wendy. Gegensätze ziehen sich an, schnell ist man ein Paar. Beim Picknick im Grünen hört die eine Klassik, die andere Rock. Das Coming-Out bereitet keine Probleme, lediglich die Herkunft. Randys lesbische Tante kann die vornehme Wendy nicht leiden, die aus einer wohlhabenden afro-amerikanischen Familien stammt. Die Konflikte bleiben Kulisse für eine brav und bieder inzenierte Love-Story. (tip) Filmstudio

U

Die üblichen Verdächtigen USA 1995, R: Bryan Singer, D: Gabriel Byrne, Stephen Baldwin, Chazz Palminteri

In jedem guten Thriller werden falsche Spuren gelegt, aber Regisseur Singer tut dies hier so radikal wie kaum jemand vor ihm. Er baut seinen ganzen Film auf einem filmischen Regelbruch auf, den Großmeister Hitchock einmal viel vorsichtiger beging und dies später als einen seiner größten Fehler bezeichnete. Ein Film muß schon verteufelt gut sein, damit das Publikum so etwas schluckt und beim tiefschwarzen Finale von „Die üblichen Verdächtigen“ ist man nicht enttäuscht, sondern völlig verblüfft. (hip) Atelier, UFA-Stern, UFA-Palast (OF)

W

Waiting To Exhale – Warten auf Mr. Right USA 1995, R: Forest Whitaker, D: Whitney Houston, Angela Bassett, Loretta Devine

„Die Geschichte der vier schwarzen Mittelklasse-Ladys, die ihre Zeit mit der Suche nach dem Mann ihres Lebens verplempern, könnte einen Einschnitt in der Filmgeschichte markieren: Erstmals pilgern schwarze Amerikanerinnen massenhaft in einen speziell für sie inszenierten Schmachtfetzen. Immerhin scheint der Film ihren Witz und ihren Alltag abzubilden. Ob das in Reklameästethik schwelgende Märchen vom Damenquartett beim Rest der Welt ankommen wird, ist allerdings trotz Starbesetzung - Whitney Houston und Angela Bassett - eher fraglich.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern

Z

Zeit der Unschuld USA 1993, R: Martin Scorsese, D: Winona Ryder, Daniel Day-Lewis, Michelle Pfeiffer, Geraldine Chaplin

„Bereits nach den ersten Minuten ahnen wir, daß die nächste Viertelstunde, die eigentliche Exposition einen geradewegs in den siebten Kinohimmel befördern werden: der Opernbesuch und der anschließende Ball im Hause der Beauforts, das ist eine Symphonie aus Kamera, Ausstattung, Kostümen, Schnitt, Musik und Ton, wie man sie sich reiner und atemberaubender nicht vorstellen kann. Michael Ballhaus' Scope-Kamera schafft im Wechsel von Nahaufnahmen und Totalen sofort eine Verbindung zwischen den Accessoires dieser großbürgerlichen, emotional verkümmerten, der Etikette und bloßen Äußerlichkeiten verfallenen Gesellschaft und den Räumen, in denen sich diese wie die Dinosaurier zum Aussterben verdammten Wesen bewegen.“ (epd-Film) Kino 46