Büros von gestern für morgen

■ Tagung: Bürogebäude sind oft schlecht und unfunktional geplant. Eine Flexibilisierung der Räume wäre angebracht

Die Büroräume, die heute in Berlin gebaut werden, sind heute auch schon veraltet. Nach traditionellen Konzepten werden kleine Einzelzellen und Großraumbüros von Investoren für unbekannte Firmen und deren Angestellte entworfen. Anforderungen künftiger Arbeitsweise werden vernachlässigt: Flexible Arbeitsplätze und moderne Teamarbeitsbereiche sind in den Planungen ebenso wenig vorgesehen wie Telearbeitsplätze. Mit dieser These traten die Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Deutsche Werkbund gestern auf einer Tagung „Das Büro der Zukunft – Büroarbeit von morgen in den Büros von heute“ an, um neuen Wind in die Diskussion über den Büroalltag in der Stadt zu bringen.

„In Berlin wird nach einer Tonnenideologie gebaut. Nur Quantität zählt, nach Qualität fragt hier keiner mehr“, kritisierte der Architekt Urs Kohlbrenner den Büroboom zwischen Kantstraße und Alexanderplatz. Seiner Meinung nach ist der Leerstand der Büros nicht zuletzt einer billigen und rückständigen Bauweise geschuldet, die keineswegs die Bedürfnisse der NutzerInnen berücksichtige. Es werde viel Wert auf äußeren Pomp gelegt, aber die wichtige Innengestaltung, mit der Fläche zu vermarkten sei, werde völlig vergessen.

Das „Kantdreieck“ am Bahnhof Zoo wurde in der gestrigen Diskussion als Anschauungsbeispiel mißlungener Gestaltung angeführt. Die Glastreppen führten dazu, daß Frauen nur Hosen tragen könnten, wenn sie sich die Blicke unter den Rock ersparen wollten und die Atmosphäre gleiche der Intimität eines Aquariums. Von der Berücksichtigung der Bedürfnisse keine Spur.

Auch die Hochschule der Künste kritisierte die Bürobaukultur. Ottomar Gottschalk, Professor am Fachbereich Architektur, nannte Berlin „die Stadt mit dem größten Büromarkt und den wenigsten Innovationen“. Seine Vision vom Büro der Zukunft rankt sich um den Begriff der Kommunikation. Die Firmen würden in Zukunft hauptsächlich zu Treffpunkten für den Informationsaustausch. Immer mehr Angestellte würden zu Hause arbeiten, ob mit Telekommunikation oder einfach am Schreibtisch. Im Unternehmen müsse das Gespräch im Vordergrund stehen. „Dafür brauchen wir offene Räume, ohne anonyme Großräume zu schaffen. Ich nenne das innere Transparenz“, faßte er seine Vorstellungen zusammen.

Das Büro der Zukunft stand denn auch gestern unter dem Motto der Flexibilität und des Austausches. TelearbeiterInnen lagern ihre Akten zu Hause. In die Firma kommen sie nur noch zu Besprechungen. Dort haben sie dann keinen festen Schreibtisch mehr, sondern nur noch elektronische Ordner und Adressen. Die Schreibtische müssen so gestaltet und aufgestellt sein, daß sich mehrere Mitarbeiter Tische teilen können. Das Büro der Zukunft baut sich um den Bildschirm und den Telefonanschluß herum auf.

Rickard Rotstein, schwedischer Architekt, dokumentierte in seinem Diavortrag über „die Zukunft der Büroarbeit“ die Grundidee des neuen Büros: Auf glänzendem Parkett sitzen einsam und allein fünf bunte Bildschirme. „lean management“ nannte er das Bild. Barbara Junge