Vom Zappen und Surfen

Kommt im Kabelfernsehen mal ein Beitrag, der ausnahmsweise Aufmerksamkeit und Nachdenken erfordert, oder gar ein Werbeblock: ZAP – weg isser. Meine Lebensgefährtin ist konsequent. Wenn ich die Fernbedienung unter den Zeitungen vergraben habe, sucht sie den „Zappomat“ – sie ist ständig auf der Flucht vor Werbespots.

Im Web ist an die Stelle der Fernbedienung die Maus getreten, und statt 30 Kanälen habe ich ein paar Millionen. Da macht das Zappen erst richtig Spaß. Nur daß ich auf die Werbung ausdrücklich draufklicken muß. Warum übertragen die Provider nicht alle halbe Stunde ein paar Werbeseiten? Die „Langnese Kaltzeitpage“ zum Beispiel? Technisch wäre das kein Problem, die Gewinne ließen sich maximieren, und ich könnte mir – rein virtuell – zwischendurch mal einen noggern.

Doch noch ist es nicht soweit, es bleibt beim Mausklick. ZAP. Amerikanische Firmen gestalten ihre Seiten wenigstens so, daß

auch Johnny Loser seinen Spaß hat. Und die meisten haben kein Problem damit, das blaue Band gegen den Decency Act zu zeigen.

Nur hierzulande tut man so, als würde uns das nichts angehen. Hauptsache, man hat seine Homepage. Klickt man tatsächlich drauf, bietet sich ein grauenhaftes Bild. Wen interessiert schon die Rede des Papierwarenherstellers Herlitz oder der Geschäftsbericht der Farbwerke Hoechst? ZAP.

Die Webseiten deutscher Fernsehsender sind auch nicht besser: Öde Selbstdarstellung. Wenn ich Nachrichten brauche, zappe, Pardon, klicke ich auf CNN (Chicken Noodle News). Um in das dezent gekachelte Maggi-Kochstudio zu gelangen, muß ich einen Fragebogen durchklicken. Natürlich bin ich von Beruf Ernährungsberater und habe noch nie etwas gegessen. Doch die Kacheln sind enttäuschend, neben den üblichen Infos stehen „Rezepte mit Pfiff“ – gewürzt mit den Produkten dieser Firma. Nein, ich werde auch heute nichts essen. ZAP.