Eiertanz ums UKE

Wer sich von der Sitzung des Wissenschaftsausschusses am Mittwoch abend eine eindeutige Klärung darüber versprochen hatte, ob zehn Speiseröhrenkrebs-PatientInnen von 1990 bis 1992 ohne ihr Wissen in eine Pilotstudie einbezogen wurden, erlebte einen ziemlichen Eiertanz der Sachverständigen. „Zwischen individuellem Heilversuch und klinischer Studie“ wollte der Münchner Professor Michael Molz die Behandlung angesiedelt sehen, die aber vorwiegend den PatientInnen gedient hätte. Er räumte jedoch ein, daß die Behandlung in dieser besonders aggressiven Variante einen „neuartigen Charakter“ hatte.

Der Göttinger Professor Erwin Deutsch sprach von etwas, das „individuell begonnen und dann eine kollektivistische Wende“ genommen habe. Allerdings hätte spätestens dann, als sich daraus die „Pilotstudie“ entwickelte, eine Ethickommission eingeschaltet werden müssen – auch wenn es eine entsprechende Gesetzgebung für Hamburg noch nicht gab. Und vor allem hätten zu diesem Zeitpunkt die PatientInnen über den Studiencharakter und die damit verbundenen Risiken aufgeklärt werden müssen.

Disziplinarrechtlichen Schritten gegen die verantwortlichen Mediziner, wie sie die GAL-Fraktion fordert, räumte Deutsch allerdings keine Aussicht auf Erfolg ein: Andere Ärzte hätten sich auch nicht an diese standesrechtlichen Verpflichtungen gehalten.

Offene Fragen blieben im jüngsten UKE-Skandal: Wurden Krebspatientinnen der gynäkologischen Radiologie falsch bestrahlt, nachdem ihre Therapie mit einem veralteten und seit vier Jahren nicht mehr genehmigten Gerät geplant wurde? Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Strahlentherapie, Michael Bamberg, kündigte ein Ergebnis für Ende März an. paf