Tropfen auf heißen Stein

■ Die wirtschaftspolitische Geheimwaffe HWF zog kleine und feine Bilanz

81 Firmen nach Hamburg geholt, 1.198 Arbeitsplätze neu geschaffen – angesichts von fast 20.000 Arbeitsplätzen, die allein 1995 in Hamburg verloren gingen, mutet die Jahresbilanz der kleinen, feinen Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF) an wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Vor 10 Jahren gegründet, um der müden Handelskammer und der von Strukturwandel und Standortpolitik überforderten Wirtschaftsbehörde ein wenig unter die Arme zu greifen, ist mittlerweile kaum ein wirtschaftspolitisches Feld vor dem Zugriff der HWF, dem schlichten Jahresetat von 5,7 Millionen Mark zum trotz, sicher.

Medienpolitik? Die HWF macht sie – und hat dabei Mediensenators Thomas Mirows Segen. Güterverkehrspolitik? Die Baubehörde gab in weiser Selbstbeschränkung der HWF den Auftrag zur Konzeption eines Güterverkehrszentrums im Hamburger Osten. Liegenschaftspolitik? Die HWF verscherbelt im großen Umfang und mit großem Erfolg Hamburger Grund und Boden. Zukunftsvisionen? Mit ihrem Konzept für eine „Metropolregion Hamburg-Berlin“, beseelt durch den Transrapid, bereitet die HWF Bürgermeister Voscherau den Boden für eine elegante Lösung der Haupt-ststadt-Hafenstadt-Konkurrenz.

Die HWF, die ihre Aktivitäten gern mit hanseatischem Understatement verkleidet, schon um bei Handelskammer und Wirtschaftsbehörde keinen Neid aufkommen zu lassen, sieht sich als äußerst erfolgreichen Vernetzer und Katalysator, der vieles in Schwung bringt. Ein Selbsturteil, das von Behördenmitarbeitern und Kammerspezln mit neidvoller Hochachtung bestätigt wird. Dabei profitieren die agilen HWFlerInnen von den Berührungsängsten, die viele SPD-Beamte heute noch immer gegenüber Vertretern der real existierenden Wirtschaft haben.

Bei der HWF liegt das Problem eher umgekehrt. HWF-Mitarbeiter Andreas Köpcke: „Im Mittelpunkt unserer Aktivitäten steht das Unternehmensinteresse.“

Florian Marten