Kommentar ( vgl. Reportage Seite 7)
: Späte Dynamik

■ Hilfloser Ruf nach Subventionen

Bremerhaven steht hinter seinen Werftarbeitern. Mehr als 20.000 Menschen auf der Straße, das ist ein beeindruckendes Signal der Solidarität - wenn es auch spät kommt. Ob rührende Kindergartenkinder mit Pappschildern Banken und Gläubiger milde stimmen, darf bezweifelt werden. Wackere Wasserschutzpolizisten mit Gewerkschaftsfahnen werden den brutalen Gang der Marktkräfte nicht aufhalten. Die Dynamik von gestern mittag hätte man den Bremerhavenern schon lange gewünscht. Denn die Schiffbau-Krise hat ja nicht ers mit dem Vulkan-Vergleich angefangen. Die Werften an der Unterweser sind unproduktiv und veraltet. Daran sind nicht die Arbeiter schuld, sondern unkreative Manager und eine Politik, die deren Klagegeschrei stets mit immer neuen Subventionen zu dämpfen bereit war. Warum sollten wir unsere Kosten wieder reinkriegen? Der Bremer Senat, die Bundesregierung oder die Europäische Union werden es schon richten.

Nun bleibt wieder nur der verzweifelte Appell an Bonn und Brüssel. Aber wo steht geschrieben, daß es in Bremerhaven ein ehernes Recht gibt, Schiffe zu bauen, koste es, was es wolle? Die Milliarden Steuergelder, mit denen das Siechtum der Werften bis heute verlängert wurde, hätte man auch in innovative Unternehmen stecken oder in Ausbildung investieren können Joachim Fahrun