Plötzlich ein paar Risse im Alltag

■ „Okaeri“ (Forum) – das beachtliche Debut von Makoto Shinozaki den Wahn einer Frau und den Kampf ihres Mannes

Takahashi und Yuriko sind ein ziemlich normales Ehepaar Mitte zwanzig. Er ist Lehrer, sie, die ehemalige Pianistin, arbeitet zuhause als Stenotypistin. Oft kommt er erst spät nach Hause und arbeitet auch an Wochenenden. Oft wartet sie vergeblich mit dem Essen im kleinen Appartement, während ihr Mann mit einem Kollegen in einer Bar trinkt.

Alles ist scheinbar normal in dem unspektakulär-schönen Spielfilmdebüt von Makoto Shinozaki. Natürlich bekommt die Normalität dann ein paar Risse. Yuriko bemerkt, wie sich die Wirklichkeit um sie herum verändert. Namensschilder an den Haustüren verschieben sich um Millimeter, die Polizisten auf der Straße tun nur so, als seien sie Polizisten – in Wirklichkeit sind sie die Agenten einer üblen „Organisation“. Um die kaum merklichen, umso bedrohlicheren Veränderungen der Wirklichkeit aufzuhalten, beginnt Yuriko auf Patrouillengängen ihre Umgebung zu kontrollieren, vernachlässigt ihre Arbeit, wird seltsam. Der besorgte Ehemann kann mit den Sorgen seiner Frau wenig anfangen. Er liest Bücher über Schizophrenie, verfolgt sie im Pyjama eines Morgens bei ihrem Kontrollgang. Sie bemerkt, daß sie verfolgt wird und flieht in einem Auto, das zufällig grad vor einem Haus parkt.

Nach langem Hin und Her begleitet sie ihren Mann in eine Nervenklinik, weigert sich aber, sich weiter behandeln zu lassen.

Ob die Liebe am Ende die Schizophrenie besiegt oder ihr Mann sie von nun an bei ihren Streifengängen begleiten wird, läßt Makato Shinozaki offen. Sein Filmdebüt besticht durch lange stille Einstellungen und durch eine zärtliche Sorgfalt, mit der er auch die Randepisoden schildert. Detlef Kuhlbrodt

„Okaeri“. Japan 1995, 99 Min, Regie: Makoto Shinozaki. Mit: Susumo Terajima, Shoichi Komatsu

Heute um 17.30 Uhr in der Akademie der Künste