■ Stephen Frears
: Britisch, bescheiden, beliebt

Stephen Frears Foto:

Christian Schulz/Paparazzi

„Ich halte mich nicht für einen Künstler“, hat Stephen Frears einmal gesagt und sich als Regisseur dargestellt, der zu den Drehbüchern anderer Leute eben „nur die Bilder macht“. Als Frears 1985 mit „My Beautiful Laundrette“ weltweit einen Überraschungserfolg landete, lagen schon über 15 Jahre Erfahrung im Filmemachen hinter ihm: Sein Spielfilmdebüt hatte er bereits 1971 mit „Gumshoes“ gegeben und nahezu 40 Filme für das britische Fernsehen gedreht. Als Regieassistent von Lindsay Anderson und Karel Reisz kam er Mitte der 60er Jahre zum Kino.

Zwar schulden Frears' Filme der Ästhetik des Free Cinema nur wenig, seine London-Trilogie („My Beautiful Laundrette“, „Sammy and Rosie Get Laid“, 1987, beide geschrieben von Hanif Kureishi, sowie „Prick Up Your Ears“, 1987) steht jedoch in der Tradition eines politisch und sozial engagierten britischen Kinos. Die Filme reagieren auf die konservative Politik der Thatcher-Regierung: Der soziale Abstieg der Arbeiterklasse, die Angst vor „Überfremdung“ und der alltägliche Rassismus sind ihre Themen. Die Free-Enterprise-Mentalität wird karikiert, wenn man den „Wunderbaren Waschsalon“ mit Drogengeldern finanziert, und die Homosexualität der Protagonisten konterkariert die staatliche Familienförderung. „Prick Up Your Ears“, eine Biographie des Dramatikers Joe Orton, handelt denn auch weniger von dessen Theatererfolgen als vielmehr von der tragischen schwulen Ehe mit seinem Freund und Förderer Ken Halliwell.

Thesenkino hat Frears jedoch stets vermieden, im Mittelpunkt seiner Filme stehen glaubwürdige Charaktere und ihre von Politik und sozialem Umfeld geprägten Beziehungen. Und so erscheint der Sprung vom Sozialdrama „Sammy and Rosie Get Laid“ zum Kostümfilm „Dangerous Liasons“ (1988) gar nicht so groß: Die Geschichte um Intrigen, Rache, Liebe und Politik läßt sich als Parabel auf unsere Zeit lesen. Die drei Oscars für „Dangerous Liasons“ öffneten Frears kurzfristig das Tor zu einer amerikanischen Karriere, doch nach dem Mißerfolg von „Accidential Hero“ (1992) kehrte er nach England zurück. Mit „The Snapper“ (1993), einer kleinen Komödie um eine unverheiratete Irin, die ein Baby erwartet, stellte er seine Glaubwürdigkeit auch bei jenen wieder her, die ihm zuletzt vorgeworfen hatten, einen Ausverkauf an das US-Mainstreamkino zu betreiben. Lars Penning