■ Tips für Eltern vom Springer Verlag
: 1. FC Familie

So einen Bundesgesundheitsminister muß man einfach gern haben, wie er da auf allen Vieren durchs Wohnzimmer krabbelt. Am Wochenende ist bei Horst Seehofer Kissenschlachtzeit. Damit seine drei Kinder später nicht drogenabhängig werden.

Das nämlich kann passieren, wenn nicht ausreichend getobt wird, warnt uns Diplompsychologin Cora Besser-Siegmund in der Expertenspalte neben dem Familienalbum: „Schon die männliche Stimme gibt Kindern eine ganz andere Gefühlsqualität als die der Mutter.“

Alle Vatis dieser Welt mal hergehört! Gut einen Monat vor dem geplanten Start ist sie auf dem Markt – die neue Springer-Zeitschrift Familie & Co, mit tollen Tips, wie man auch ohne großen Aufwand ein Super-Daddy wird. „Wieviel Papa muß sein?“ fragt die Redaktion und beruhigt den Leser – wenn die Laubsäge mal länger ruht, braucht man nicht gleich ein schlechtes Gewissen zu haben. Als Faustformel gilt: „Eine Viertelstunde nach dem Abendessen ist gerade genug für väterliche Ratschläge.“ Wichtiger ist, „am Kindergeburtstag ein paar witzige Einfälle zu liefern“. Und damit „Kamerad Vater“ im familiären Alltag nicht abschlafft, empfiehlt Familie & Co statt Flaschenbier wahlweise ein „Ravensburger Riesenpuzzle, ein Limonen-Ölbad oder eine Partie Minigolf“.

Ist eh alles halb so wild mit der Erziehung. Zwar strecken auf der Titelseite zwei Gören rotzfrech die Zunge heraus („Haben Kinder noch Respekt?“), doch im Blattinneren herrscht allgemeine Entwarnung: „Die Familie ist das stärkste Band“, gibt Goethe die Zielrichtung vor, und auch Wedekind findet Erwähnung. Der, weiß Familie & Co, hatte „immer eine gute Story“. Schon nach wenigen Zeilen ist klar, im Kinderzimmer hat Kant die Bravo längst verdrängt.

Familie & Co räumt mit vielen Vorurteilen auf. In der Rubrik „Was Kinder gern essen“ rangieren Spaghetti mit 18,6 Prozent abgeschlagen auf dem neunten Platz. Noch hinter Erbsen. Spitzenreiter ist Tomatensauce. Pur! Auch Fernsehgucken ist völlig out. Immer mehr Kids genießen die „Geborgenheit am Mensch-ärgere- dich-nicht-Brett“, weiß der Verbandspräsident der deutschen Spielwarenindustrie.

Doch der heilen Welt droht Ungemach. Das kennt die Redaktion noch aus anderen Springer-Blättern. „Sexualverbrechen – Wann ist meine Tochter dran?“ fragt Familie & Co, und für den Ernstfall heißt es ein paar Seiten weiter: „Der Tod – Wenn Kinder gestorben sind“. Dann, tröstet uns Pfarrer Adolphsen, helfen „fromme Floskeln und schnelle Antworten nicht weiter“. Dann müssen die älteren Abonnenten ganz allein mit dem Kli-Kla-Klawitter-Bus des „1. FC Familie“ ins Hansaland fahren. Oliver Gehrs