Sekretär im Zwielicht

■ Gegen Exabgeordneten der CDU wird wegen sexueller Nötigung ermittelt

Stuttgart (taz) – Gegen den Generalsekretär des renommierten Instituts für Auslandsbeziehungen (Ifa) in Stuttgart, Klaus Daweke, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue. Außerdem soll Daweke Mitarbeiter sexuell belästigt und ihnen anschließend besondere Vergünstigungen eingeräumt haben. Das bestätigte gestern der Ifa-Vorsitzende, der ehemalige CDU-Staatssekretär Paul Harro Piazolo. Er selbst kenne die konkreten Vorwürfe seit dem 13. Januar diesen Jahres. Damals hatte sich ein amerikanischer Student an ihn gewandt, der in einem Brief detailliert beschrieb, wie Daweke ihn sexuell genötigt habe.

Offensichtlich gärt es in dem vom Auswärten Amt mit jährlich 23 Millionen Mark geförderten Institut seit Jahren. So soll sich Daweke, der mehrere Jahre für die CDU im Bundestag saß, unverhältnismäßig viele Auslandsreisen in Begleitung junger Männer genehmigt haben. Dies führte dazu, daß Daweke seit dem 14. Januar vom Vorstand untersagt wurde, Stellen ohne Zustimmung des Vorstands zu besetzen.

Am 13. Januar, berichtete gestern Piazolo, habe er den Staatsminister und Kohl-Vertrauten Anton Pfeifer über die Vorwürfe unterrichtet. Noch einmal habe er Pfeifer dann am 1. Februar über neue Vorwürfe informiert und um Konsequenzen gebeten. Doch der habe ihm geraten, nichts zu unternehmen, andernfalls komme er „in Teufels Küche“. Trotz der massiven Vorwürfe entschloß sich der Vorstand des Instituts, das sich um den internationalen Kulturaustausch bemüht, auf einer Sitzung am 15. Januar, wieder „Frieden im Haus zu stiften“.

Daraus wurde nichts. In einem internen Schreiben an den Vorstand forderten 21 der 69 Institutsmitarbeiter die Abberufung Dawekes.

Die gestern einberufene Pressekonferenz von Piazolo wurde vom Auswärtigen Amt mißbilligt. Klaus Balt, Ministerialdirektor dort, drohte dem Vorsitzenden indirekt mit dessen Abwahl auf der nächsten Vorstandssitzung am 12. März. Auf dieser Sitzung soll auch darüber entschieden werden, ob Daweke als Generalsekretär abgelöst wird.

Klaus Daweke kündigte gestern der taz gegenüber an, so lange als Institutsleiter weiterzuarbeiten, bis der Vorstand ihm die Geschäftsführung untersage. Philipp Maußhardt