Bezirken droht Beratungsstopp

■ Weitere drastische Kürzungen für freie Träger befürchtet

Bei Eheproblemen oder schlechten Noten hilft in Zukunft nur noch der Fachbeamte des örtlichen Bezirksamtes. Anlaß zu dieser Befürchtung hat Claus-Jürgen Wizisla vom Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg. Der Senat drohe den gemeinnützigen Vereinen die jährlichen Fördermittel von 5,2 Millionen Mark für Familienberatung um ein Drittel zu kürzen. Bei einer Streichung von 1,7 Millionen Mark müßten Beratungsangebote freilich beendet und Mitarbeiter entlassen werden.

Bereits Mitte Dezember des vergangenen Jahres hatte das Jugendreferat der damaligen Jugend- und Schulsenatorin Ingrid Stahmer dem Paritätischen Wohlfahrtsverband per Telefon die Streichung von 1,5 Millionen Mark für 1996 angekündigt. Mittlerweile sind es 1,7 Millionen Mark, die der „Paritätische“ einsparen müsse, so Verbandssprecherin Elfi Witten.

Stahmers Pressesprecher Wolfgang Zügel will die Millionen-Kürzungen um ein Drittel allerdings nicht bestätigen. „Jede kommunale oder freie Stelle soll versuchen, zehn Prozent einzusparen.“ Darüber hinaus würden im Senat zwar weitere Sparpläne diskutiert, „aber es gibt noch nichts Verbindliches“, so der Sprecher.

Im Falle der befürchteten Kürzungen würden zum Beispiel in Reinickendorf die türkische Familienberatung oder die Rechtsberatung auslaufen, warnt Magarethe Frank von der Arbeiterwohlfahrt. In Marzahn müßte das sexualpädagogische Programm für Acht- bis Vierzehnjährige schließen. „Die Folgen liegen für uns auf der Hand: steigende Kinder- und Jugendkriminalität, Zunahme von Gewalt in Familien und sexueller Mißhandlung“, so Wizisla. Torsten Teichmann