Inferno im Zentrum von Jerusalem

■ Israel: Blutigstes Attentat der Hamas seit Abschluß des Friedensvertrags. 26 Tote bei zwei Busanschlägen

Jerusalem/Tel Aviv (AFP/taz) – Blutüberströmte Leichenteile im Umkreis von mehr als hundert Metern, verkohlte Autowracks, verstreute Glassplitter: Das Zentrum Jerusalems gleicht Minuten nach dem Bombenanschlag einem Schlachtfeld. Von dem vollbesetzten Bus der Linie18, in dem der Sprengsatz um 6.48 Uhr Ortszeit detonierte, ist nicht mehr als ein Haufen ausgebranntes Blech übriggeblieben. Der schwerste Terroranschlag in Israel seit dem Friedensvertrag mit der PLO hat gestern mindestens 23 Todesopfer und 49 Verletzte gefordert.

Fast genau zur gleichen Zeit explodiert in der Stadt Aschkalon, südlich von Tel Aviv, an einer Bushaltestelle für Soldaten, eine zweite Sprengladung. Dabei kommen drei Menschen ums Leben – darunter der Attentäter selbst. Mindestens 32 Soldaten werden verletzt.

Zu beiden Anschlägen bekannte sich die islamisch-fundamentalistische Organisation Hamas. Die Anrufer brachten die beiden Anschläge in Verbindung mit dem zweiten Jahrestag des Massakers in der Moschee von Hebron, bei dem ein jüdischer Siedler 29 betende Palästinenser erschossen hatte, und dem 50. Tag nach der Ermordung des Hamas-Bombenbauers Jahja Ajasch. Nach Angaben von Hamas hatten die Selbstmordattentäter Pakete mit zehn beziehungsweise fünf Kilogramm Sprengstoff an ihrem Körper befestigt.

Israels Ministerpräsident Schimon Peres eilte nach dem Anschlag zum Tatort. Dort erklärte er, daß der Kampf gegen den Terror von Hamas und Dschihad Opfer kosten werde: „Aber ich habe keinen Zweifel, daß wir diesen Kampf gewinnen werden.“ Als Reaktion schallten ihm aus der Menge wütende Rufe entgegen wie „Peres, verschwinde!“ und „Tod den Arabern!“ Peres ordnete die Abriegelung der Grenzen zum Westjordanland und zum Gaza-Streifen an und suspendierte alle Kontakte zur palästinensischen Regierungsbehörde. Die israelischen Behörden untersagten PLO-Chef Jassir Arafat auch eine gestern geplante Reise nach Nablus und Ramallah. Arafat verurteilte die Anschläge als eine „terroristische Operation“ nicht nur gegen Zivilisten, sondern gegen den gesamten Friedensprozeß. Er sprach den Familien der Opfer und Ministerpräsident Peres öffentlich sein Beileid aus. aw