Vorerst kein Vulkan-Konkurs

■ Vergleisverwalter verhandelt weiter über Massekonto.

Die Linderung bei den Betriebsräten trat sofort ein: „Ein Konkurs steht vorerst nicht an“, verkündete Jobst Wellensiek, Vergleichsverwalter für den Vulkan Verbund, gestern vor dem versammelten Konzernbetriebsrat. Wellensiek und der Vergleichsverwalter für die Bremerhavener Werften, Wolfgang van Betteray hatten bis 16.00 Uhr mit Vertretern der Gläubigerbanken und dem Vulkan-Vorstandsvorsitzenden Udo Wagner verhandelt. Lange war unklar, ob die Herren sich überhaupt einigen könnten. Dann endlich das befreiende Wort vor den Arbeitnehmern aus Ost und West. „Das waren harte Gespräche mit positivem Trend“, sagte Wellensiek. Dennoch müsse er weiterverhandeln. Täglich laufen beim Vulkan neue Forderungen ein, Löhne und Gehälter müssen in zwei Wochen bezahlt werden.

Die Betriebsräte des Verbunds waren dennoch erleichtert. „Wellensiek hat uns Mut gemacht, denn er geht davon aus, daß es weitergeht“, sagte Frank Teichmüller, Bezirksvorsitzender der IG-Metall Küste und Aufsichtratsmitglied beim Vulkan. So könnten die KollegInnen an allen Standorten erstmal in Ruhe weiterarbeiten. Der Massekredit, aus dem die Gläubiger bezahlt werden sollen, sei zwar „noch nicht in trockenen Tüchern“. Doch sowohl Teichmüller als auch Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz Schönberger verbreiteten Optimimus. „Ich habe Wellensiek so verstanden, daß auch er glaubt, der Verbund ist eine vernünftige Ordnung“, sagte Schönberger.

Der Verbund ist der Gewerkschafter heilige Kuh. Die ost- und westdeutschen Werftarbeiter forderten gestern gemeinsam „die schnelle Erarbeitung eines Zukunftkonzeptes zum Erhalt aller Standorte, zum Erhalt der Arbeitsplätze und der Durchführung der beschlossenen Investitionen“. Spät aber nicht zu spät haben die Werft- und Maschinenbauer bemerkt, daß die Finanzpolitik des Konzerns ihre bröckelnde Arbeiterfront vollends zu zerstören droht. Drei Stunden hatten sie hinter verschlossenen Türen im Gewerkschaftshaus geredet. Dann hatten sie kurz bevor Wellensiek kam, ihr Statement fertig: „Den in der Öffentlichkeit herbeigeredeten Konflikt zwischen Ost und West und zwischen Schiffbauern, Werkzeugmaschinenbauern und der Elektronik werden die Betriebsräte durch die Oragnisation von Diskussionsrunden in den Betrieben entgegenwirken“.

Zu den Vorwürfen und Strafanträgen der BvS mochte sich Aufsichtratmitglied Teichmüller nicht äußern. „Ich habe von nichts gewußt“, sagte er. Die Wirtschaftsprüfer hätten immerhin auch ein halbes Jahr benötigt, um die vertragswidrige Verwendung der Treuhand Millionen beweisen zu können. Wie hätte er es bemerken können. Siehe auch S. 1 und 6. ufo