Sanssouci
: Vorschlag

■ Pinguine fliegen nicht: Tomas Schmit in der Galerie Springer

„warum pinguine nicht fliegen können“ hängt gleich rechts neben dem Eingang, und man begreift sofort, ja, es fällt einem wie Schuppen von den Augen, warum sie es nicht können (oder wollen, dürfen, müssen?). Die Zeichnung erklärt nicht, nein, sie überzeugt durch amüsante, ästhetische Überrumpelung: Oben in den Lüften tummeln sich wunderlich bunte Flügelwesen, unten stolzieren gravitätisch schwarzweiße Pinguin-Populationen. Buntstifte gegen Bleistifte, die einen heben jubelnd ab, die anderen schreiten würdevoll dahin. So einfach ist das – vielleicht.

Autor dieser eigenwilligen Strichkünste mit den unsichtbaren Fragezeichen ist Tomas Schmit, 1943 im Bergischen zur Welt gekommen, schon als Jungmensch bei Fluxus dabei und seitdem im Grenzbereich von buchstäblicher und zeichnerischer Poesie zu Hause (und in Berlin).

Ganz normales Zeichenpapier, armlängenweites Format, dazu, wie gesagt, farbige und schwarze Stifte, und schon nimmt ein Bilderspiel seinen Lauf, das schwer zu klassifizieren ist. Denn dies sind humorig-verquere Kabinettstückchen im Niemandsland von Cartoon, Illustration, Dichtkunst und Aphorismus, dadaistisch-surreal-abstrakt-konzeptuell, jenseits von neo und post. Verschmitzter Nonsens, tief- bis abgründelnd, unergründlich und blödelnd, auch im Scheitern heroisch: „erstes vorwärts-(doppel)- knäuel, schwer mißraten“. Die filigran ausgesponnenen Textkommentare und Liniennetze, die Gebrauchsanweisungen für unglaubliche Grübelszenarien gleichen, spannen sich von den „höhepunkten der berliner philosophenschule“ – endlich wird geklärt, daß die Wurst zwei Anfänge hat, aber nur ein Ende – bis hin zu Festivitäten wie „vatertag bei topflappens“ oder „silvester bei zollstocks“, die nachgerade Anreiz zu geometrischen Exerzitien boten.

Das kommt alles leichtfüßig daher, kunst-los, aber kunstreich, alogisch und unbekümmert um Elogen, denn so einfach läßt man (schmit) sich nicht zur Schnecke machen, haben doch auch Dreizehenfaultiere ihren Stolz und, da sei Kurt vor, schwittern immer weiter, was das Zeug hält. Michael Nungesser

Galerie Springer, Fasanenstraße 13, Tiergarten, bis 20. März, Mo.–Fr. 14–19, Sa. 11–14 Uhr, Katalog 10 DM.