Schattenmännchen, ungenießbar

■ Der Pro-7-Krimi „Brüder auf Leben und Tod“ (20 Uhr)

Ein Krimi mit Gottfried John, Felix Eitner, Ralph Herforth und Helmut Berger ... ach ja, das klang doch recht vielversprechend. Versierte Mimen, die nicht zu den Dauernasen auf dem deutschen Fernsehschirm gehören. Und schließlich hatte Autor und Regisseur Friedemann Fromm mit „Klassenkampf“ einst obendrein einen mehr als ordentlichen „Tatort“ hingelegt. Also Kassette von Pro 7 kommen lassen, ein bißchen in Vorfreude gebadet und sich auf eine kurzweilige Sichtung eingestellt. Wurde aber nix draus.

Die Geschichte geht so: Die einst so innige Beziehung zwischen dem in die Jahre gekommenen Drogenboß Roberto Calvi (Italomafia!) und seinem getreuen Ziehsohn und Helfer Manuel ist nicht mehr die allerbeste. Manuel trägt sich mit Ausstiegsgedanken. Einen großen Coup will er noch in Eigenregie durchziehen und sich dann mit seinem kleinen Bruder TS (nein, nicht „Garp“, einfach nur TS) nach Kanada absetzen. Doch derweil hat ein ebenso ehrgeiziger wie skrupelloser Kommissar den TS als Spitzel angeworben, um dem Paten das Handwerk zu legen. Und TS gelingt es tatsächlich, Calvis Vertrauen zu gewinnen ...

Kommt einem irgendwie bekannt vor. Riecht doch stark nach „Schattenmann“. Was weiter nichts machen würde. Schließlich ist dieser Plot in seinen Grundfesten keine Erfindung von Dieter Wedel, sondern ein ziemlich alter Kinohut. Und gut gemachte Plagiate sind schlechten Erfindungen noch immer vorzuziehen. Nur leider handelt es sich hier eindeutig um einen Fall von schlechtem Plagiat. Bis zum grotesken Showdown hoch auf dem Berg schleppt sich das kriminelle Geschehen zwischen Gangstertum und zähen Blutsbanden dahin, ohne auch nur den Hauch von Spannung zu verströmen. Die meisten Figuren entstammen dabei dem Setzbaukasten „Wir basteln uns einen Bösewicht mit Herz“.

Dagegen kommt selbst Gottfried Johns bewährter Minimalismus nicht an. Um beispielsweise sinnfällig zu demonstrieren, daß hinter der rauhen Schale des Paten ein weicher Kern steckt, läßt ihn die Regie während der kaltblütigen Exekution eines Abtrünnigen wahrhaftig eine weiße (!) Taube kraulen. Und dergleichen Laubsägearbeiten hat's hier noch und nöcher. So etwa die Kontaktfrau von der Russenmafia, die mit dem Hubschrauber über deutschen Wiesen einschwebt, um neuen Stoff anzuliefern. Geschmäcklerische Gegenlichtexzesse, vorzugsweise in kühlem Blau gehalten, machen das Ganze endgültig zu einem ziemlich ungenießbaren „Schattenmännchen“. Hochkarätige Schauspieler, wahrscheinlich gut bezahlt, aber ansonsten glatt verschenkt. Reinhard Lüke