Unterm Strich

Die Niederlage des französischen Staates, sagt Agence France Press, und das muß man einfach zitieren, „ist in den Kunstmarkt-Annalen beispiellos und höchst brisant“. 145 Millionen Franc, 43 Millionen Mark, muß die Republik dem Kunstsammler Jacques Walter als Entschädigung dafür bezahlen, daß das bis 1992 in seinem Besitz befindliche Gemälde „Garten in Auvers“ von Vincent van Gogh 1989 zum nationalen Kulturerbe erklärt worden war. Das verfügte letzte Woche der Pariser Kassationsgerichtshof. Der Verkaufswert des nationalisierten, nicht mehr exportierbaren van Goghs war entsprechend gesunken. Die Entschädigung ist immerhin mehr als doppelt so hoch wie der jährliche Ankaufsetat der französischen Museen. Aber es kommt noch dicker. Der französische Bankier Jean-Marc Vernes, der den van Gogh 1992 für 55 Millionen Franc, rund 16,5 Millionen Mark, gekauft hatte, vermachte ihn dem Orsay-Museum gegen Nachlaß seiner Erbschaftssteuern von rund 200 Millionen Francs. Der van Gogh kostet den französischen Staat also rund 345 Millionen Francs, etwa 100 Millionen Mark.

Die Familie Walter sieht ihren Erfolg vor dem höchsten Gericht Frankreichs natürlich als „Sieg der Bürger über staatliche Willkür“.

Erst habilitiert, dann rehabilitiert — aber nur wenn der Tübinger Theologen Professor Hans Küng den Schlüssel findet. Denn nach Ansicht des Rottenburger Bischofs Walter Kasper liegt er bei Küng selbst. Der Schlüssel zur Wiedergewinnung der 1979 entzogenen kirchlichen Lehrbefugnis. Kasper würde sich an der Suche beteiligen, bekräftigt er doch seine Bereitschaft zur Vermittlung von Gesprächen mit den zuständigen Instanzen in Rom. Küng müsse aber zeigen, ob seine Positionen „auf der Basis und unter der Norm katholischer Konfession und Kirchlichkeit stehen“.

Eine zuständige Instanz hat sich auch in Kamenz gegründet, für Gotthold Ephraim Lessing (1729 bis 1781). Ziel der „Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption“ sei es, ein Dokumentations- und Informationszentrum zu schaffen, sagte der Direktor des Kamenzer Lessing-Museums, Dieter Fratzke. Die Schriftenreihe „Erbenpflege in Kamenz“ klingt natürlich sehr nach einer Papstkirche in Kamenz, dem Geburtsort des großen Aufklärers, wie Lessing auch gern genannt wird.