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Das PortraitDer Wütende

■ Karl-Heinz Schönberger

Kalli Schönberger (60), Vulkan-Betriebsratsvorsitzender Foto: Tristan Vankann

„Killer seid ihr! Weg müßt ihr alle, dafür werde ich kämpfen!“ Mit wutrotem Kopf hat Karl-Heinz Schönberger, Gesamtbetriebsratsvorsitzender des Bremer Vulkan Verbunds, diese beiden Sätze in die Menge gebrüllt. Gemeint waren jedoch nicht die Vertreter der Gläubigerbanken oder der ehemalige Vorstandsvorsitzende Friedrich Hennemann.

Den zornigsten Ausbruch seines öffentlichen Lebens hatte Schönberger vor drei Jahren, und gemeint waren die Delegierten des SPD- Landesparteitags. Was „Kalli“ Schönberger so in Rage brachte, war eine Intrige, die Bremens damaligen Bürgermeister Klaus Wedemeier zum Rücktritt zwingen sollte.

Hinter seinem Rücken geplante Aktionen kann Schönberger partout nicht ausstehen. Spontan legte er sein Partei-Mandat nieder. Noch in der Nacht konnten ihn einige Genossen jedoch wieder besänftigen, und so sitzt der Betriebsratsboß bis heute im Vorstand der Bremer SPD.

Als Tischler hatte Schönberger auf der Vulkan-Werft begonnen, später wurde er technischer Zeichner und Vertrauenskörperleiter der IG Metall. Das war Anfang der 80er Jahre, und der Vulkan war nichts weiter als eine Werft. Vorsitzender des Betriebsrats war damals Fritz Bettelhäuser, aktiv in der „Bremer grünen Liste“ und nominiert von einem linken Bündnis, „Echolot“ genannt. Das kämpfte damals schon für eine Art „Bündnis für Arbeit“. Die auf der Werft üblichen exzessiven Überstunden sollten abgebaut und dafür neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Schönberger hielt zusammen mit seiner IG-Metall-Liste dagegen, er trat für den Erhalt der Überstunden ein.

Inzwischen ist das Schnee von gestern, „Echolot“ hat sich 1991 aufgelöst, und auch Kalli Schönberger wäre heute im Zweifel eher für Arbeitsplätze als für Überstundenzulagen. Seit sechs Monaten droht mit der Krise des Vulkan Verbunds beides gleichzeitig verlorenzugehen.

Bis vor zwei Wochen scheint Schönberger dies nicht für möglich gehalten zu haben. Alles, was er bis dahin zum Niedergang von Vulkan zu bieten hatte, war Schweigen. Erst als ein Konkurs immer wahrscheinlicher wurde, rief er zur Großdemo. Fast so, als hätte er sich nicht vorstellen können, daß der Vulkan-Vorstand das Unternehmen in die Pleite steuert, ohne ihm Bescheid zu sagen: Schönberger hatte immer auf ehrliche Sozialpartnerschaft vertraut. Dirk Asendorpf

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