Tunnel-Baukonzern bald zahlungsunfähig

■ Krise bei der Maculan AG gefährdet Arbeitsplätze und Tiergartenprojekt

Der Bau des Straßentunnels unter dem Tiergarten wird möglicherweise teurer und langwieriger als geplant. Denn die Maculan- Bauholding, der Hauptauftragnehmer für den Tunnel, ist überschuldet und steht kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. 40 Banken verhandeln bereits über die Aufteilung des zweitgrößten österreichischen Bauunternehmens, das nach dem Fall der Mauer nach Ostdeutschland expandierte. Von den rund 5.000 Arbeitsplätzen zwischen Elbe und Oder soll die Hälfte wegrationalisiert werden. Wieviele Jobs in Berlin verlorengehen, ist noch nicht klar.

Der Bau des umstrittenen Tiergarten-Tunnels hatte im vergangenen Dezember begonnen und sollte 1999 abgeschlossen sein. Für rund 200 Millionen Mark hatte Maculan als billigster Anbieter vom Berliner Senat den Auftrag erhalten, das gesamte Tunnelprojekt zu organisieren. Wenn der Baukonzern seine Zahlungsunfähigkeit erklärt, muß der Senat eventuell ein anderes, teureres Unternehmen mit dem Tiergarten- Tunnel beauftragen, sagte gestern Petra Reetz, Sprecherin der Bauverwaltung. Ergebnis wäre eine zusätzliche Belastung für den Landeshaushalt. Die mögliche Verzögerung der Bauarbeiten von zwei bis drei Wochen lasse sich aber „wieder herausarbeiten“, so Reetz.

Mehr als 1.100 Menschen in Berlin arbeiten beim Baukonzern Maculan. Hier arbeiten als Maculan-Töchter vor allem die Ingenieurhochbau Berlin GmbH sowie die Tief- und Verkehrsbau GmbH. Trotz der Firmenkrise sieht Tiefbau-Geschäftsführer Wilfried Grimm keine Gefahr für die Arbeitsplätze. Das Kapital seines Unternehmens sei zu 100 Prozent an die Berliner Bank, den größten deutschen Gläubiger der Baufirma, verpfändet. Weil die Tiefbau GmbH schwarze Zahlen schreibe, gehe sie im Falle eines Maculan-Konkurses in den Besitz des Kreditinstitutes über, könne aber normal weiterarbeiten. Von der Ingenieurhochbau GmbH war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

Bei rund 2,2 Milliarden Mark Umsatz (1995) hat Maculan Schulden von 1,3 Milliarden angehäuft und im vergangenen Jahr etwa 70 Millionen Mark Verlust gemacht. Die roten Zahlen sollen vor allem in Ostdeutschland aufgelaufen sein. Hannes Koch