Geiselnahme in Celle

■ Der Geiselnehmer vergewaltigte zwei Frauen, die im Gefängnis arbeiten

Hannover (taz) – Vier Stunden dauerte Montag abend eine Geiselnahme in der Justizvollzugsanstalt Celle II, bei der eine Sozialarbeiterin und die Leiterin der Anstalt Opfer einer Vergewaltigung wurden. Ein 37jähriger als gestört und gefährlich angesehener Gefangener hatte am Abend eine Sozialarbeiterin, bei der er einen Gesprächstermin hatte, mit einen beidseitig geschärften Messer und einer Schere bedroht und vergewaltigt. Kurze Zeit ließ sich die Leiterin der Anstalt, eine 48jährige Diplompsychologin, freiwillig gegen die Sozialarbeiterin als Geisel austauschen. Auch sie wurde von ihm vergewaltigt. Der Mann saß in Celle-Salinenmoor nach der Verbüßung von Strafen wegen Mordes und mehrfacher Vergewaltigung in Sicherungsverwahrung ein.

Die Leiterin der Anstalt habe sich gegen die Sozialarbeiterin als Geisel austauschen lassen, weil sie eine Eskalation des Geschehens befürchtet habe, sagte die niedersächsische Justizministerin Heidi- Alm-Merk gestern in Hannover und sprach beiden Frauen ihr Mitgefühl aus. Sie könnten jetzt selbst darüber entscheiden, wie es beruflich mit ihnen weitergehe, versicherte die Ministerin. Generelle Kritik am Dienst von Frauen in Justizvollzugsanstalten wies die Ministerin zurück. Alle Frauen im niedersächsischen Justizvollzugsdienst seien sich ihrer besonderen Gefährdung bewußt, sagte sie. Der Forderung, daß künftig Gespräche zwischen Sozialarbeiterinnen oder Psychologinnen und Gefangenen nur noch unter Anwesenheit eines männlichen Bediensteten stattfinden sollten, erteilte Alm-Merk eine Absage. In einem Beratungsgespräch dürfe kein Dritter anwesend sein. Alm-Merk verteidigte auch, daß drei Frauen das Gefängnis leiten. Jürgen Voges