Aus den schützenswerten Randrockbezirken

■ Kleiner, gemeiner und beweglicher Rhythmus: das Core-Trio Steel Pole Bath Tub

Das Powertrio. Die Badewanne. Aus Stahl. Der Noiserock. Dale Flattum, Mike Morasky und Darren Mor-X – eine dynamische Verbindung. Dale ist überwiegend (Comic-)Künstler, Mike ist überwiegend Computerfachmann und betreibt eine Handvoll elektronisch generierter Musikprojekte und Darren ist laut unbestätigten Informationen überwiegend Anti. Das klingt modern, das riecht nach MTV und Erfolg. Doch gefehlt. Denn Steel Pole Bath Tub aus San Francisco stehen für echte Eigenwilligkeit (ja, so wie sie damals war) und echten Lärm. Und das seit gut acht Jahren.

Die einzige Formation, die sich mit ähnlicher Konsequenz und Ausdruckskraft in den wenigen schützenswerten Randbezirken des alten Teufels Rockmusik bewegt, sind die unfehlbaren Melvins, zu denen sich SPBT verhalten wie ein Fuchs zu einem Bären oder eine Flex zu einem Preßlufthammer: beweglicher, kleiner und gemeiner. Das liegt an hektischerer Rhythmusarbeit, an Dales gedrückt-nasalem Gesang und an Unmengen schriller, sägender, klirrender und rückkoppelnder Gitarren, von Hand und Maschinen gequält.

Vier Langspielplatten voller ebenso begeisternder wie verstörender Musik zeigen, daß diese ach so oft gebrauchten Ingredienzen nicht zwangsläufig zu gleichen Ergebnissen führen und „klingt so wie“ ein trauriges Eingeständnis von Sound als neuer Religion. Nein, diese Band ist tatsächlich eine Insel. Wenn ihre (Industrie-)Plattenfirma schreibt, sie stünden nicht in Gefahr, der nächste große Sellout zu werden, so haben sie damit mehr recht als ihnen lieb sein dürfte.

Ebenfalls Vertreter einer unhippen eigenen Sprache sind die neben den leicht deplazierten Poster Children vorspielenden Surrogat. Die Berliner, ebenfalls in Trio-Besetzung, bewegen sich in einer klar an den späten Achtzigern festzumachenden Seelen- und Inhalts-Core-Tradition. Die ernsthafte Sperrigkeit ihres Schaffens ist zeitlos und tut doch gerade jetzt gut. Das haben sie mit den Amerikanern gemein.

Uschi Steiner

Di, 5. März, 21 Uhr, MarX