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Die Bremer Kinotaz ... ...alle Filme, alle Termine

A

Andre USA 1994, R: George Miller, D: Keith Carradine, Tina Majorino

„Ein kleines Mädchen kämpft in den 60er Jahren für ihr Haustier: einen Seelöwen namens Andre. Ein netter Familienfilm auf den Spuren von „Free Willy“ und „Flipper“ mit versteckter Message: Rettet die Seelöwen!“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast

B

Butterfly Kiss Großbritannien 1994, R: Michael Winterbottom, D: Amanda Plummer, Saskia Reeves / Originalfassung ohne Untertitel

„Befremdliches Roadmovie auf den Autobahnen Englands, das von der schönen und bedingungslosen lesbischen Liebesgeschichte zwischen einer Mörderin und einer Verkäuferin erzählt. Die naive Miriam will aus der unberechenbaren Eunice einen besseren Menschen machen. Dazu wird ihr nur eine Lösung bleiben, die sie mit aller Konsequenz durchführen wird.“ (tip) Kino 46

C

Carrington Großbritannien/USA 1995, R: Christopher Hampton, D: Emma Thompson, Jonathan Price

„Der Film orientiert sich am Leben der Malerin Dora Carrington, deren androgyne Ausstrahlung in der Londoner Boheme zwischen 1915 und 1932 Scharen von Männern verfielen. Mit 21 begegnete die mehrfach ausgezeichnete Malerei-Studentin auf dem Landsitz von Virginia Woolf dem schwulen Dichter Lytton Strachey. Berührend an dieser Erstlings-Regiearbeit ist eine engagierte Charakterisierung von Liebe und gegenseitiger Verfallenheit, die nicht unbedingt an Begehren gebunden ist - was die Betroffenen hier teils zum Wahnsinn treibt, teils befreit und bereichert.“ (epd-Film) Modernes

Copykill USA 1995, R: Jon Amiel, D: Sigourney Weaver, Holly Hunter

„Ihre Spannung bezieht die raffiniert angelegte Story aus einem Katz- und-Maus-Spiel, in das der Zuschauer gnadenlos hineingezogen wird. Die Greueltaten bleiben glücklicherweise weitgehend der Phantasie der Zuschauer überlassen. Daß darüber hinaus mit Sigourney Weaver und Holly Hunter zwei starke Frauen die Hauptrollen spielen, ist ein weiterer Pluspunkt dieses Psychothrillers.“ (TV-Spielfilm)UFA-Palast

D

Dangerous Minds – Wilde Gedanken USA 1995, R: John Smith, D: Michelle Pfeiffer u.a.

„Der Club der toten Dichter“ im Ghettoland. Diese Expedition in den „Blackboard Jungle“ ist peinlichst politisch korrekt und wäre nicht viel mehr als gut gemeint, wenn Michelle Pfeiffer in der Rolle der tapferen Lehrerin nicht so umwerfend wäre.“ (hip) City

Das Dschungelbuch USA 1962, Walt Disney Productions

Bis heute berühmt sind die Musiknummern in Disneys tränenseliger Version des Rudyard-Kipling-Märchens vom Kaspar Hauser der Wildnis. Wenn Kaa, die falsche Schlange, ihre Opfer mit ihren hypnotischen Singsang betört und vor allem, wenn King Lui (im Original von Louis Armstrong gesprochen und gesungen) den Urwald in coole Jazz-Vibes versetzt – dann ist das heute noch amüsant, leicht und locker.Gondel

E

Ein amerikanischer Quilt USA 1995, R: Jocelyn Moorhouse, D: Winona Ryder, Anne Bancroft, Ellen Burstyn, Jean Simmons

„Dieses Weichzeichner-Idyll versammelt ein Kaffeekränzchen dezent angejahrter Aktricen, um über die Lieben, die Treue und den Mann zu sinnieren. Anlaß ihrer Reminiszenzen: eine Studentin namens Finn (Winona Ryder), die sich nicht recht zum sogenannten Lebensbund entschließen kann. Selbst der grandios grantelnden Anne Bancroft gelingt es nicht, den Saccharingehalt dieses sentimentalen Seniorinnen-Reigens zu senken.“ (Der Spiegel) Schauburg, UT-Kinocenter

Ein Geschenk des Himmels – Vater der Braut 2 USA 1995, R: Charles Shyer, D: Steve Martin, Diane Keaton

„Steve Martin sieht sich doppeltem Kummer gegenüber. Nicht nur läßt ihn die Ankündigung seiner Tochter, Mutter zu werden, sich plötzlich furchtbar alt fühlen, sondern es führt eines der Gegenmittel – spontaner Sex auf dem Küchenboden – auch noch zur Schwangerschaft von Ehefrau Diane Keaton. Das dünne Drehbuch wird mit zusätzlichen Komplikationen aufgepeppt, einschließlich einer Parallelgeburt als Finale, und ist in jedem Moment vorhersehbar.“ (tip) UT-Kinocenter, Ufa-Stern

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) Ufa-Palast, UT-Kinocenter, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Ein Winternachtstraum Großbritannien 1995, R: Kenneth Branagh, D: Michael Maloney, Richard Briers

„Zu Weihnachten entschließt sich der arbeitslose Schauspieler Joe Harper, „Hamlet“ zu inszenieren. Mit wenig Geld und seiner Agentin stellt er eine Truppe aus sechs Schauspielern zusammen, die die 24 Rollen des Stückes verkörpern sollen, wobei er die des Dänenprinzen für sich selbst reserviert. Drei Wochen lang richtet sich die Truppe, heimgesucht von einer unwiderstehlichen Bühnenbildnerin und der Schwester von Joe, in einer entwidmeten Kirche ein, um dort zu leben und zu arbeiten. Die Beobachtung dieser bizarren Schauspielerfauna amüsiert durch die vielen witzigen Details.“ (Premiere) Gondel

Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam Großbritannien 1995, R: Christopher Monger, D: Hugh Grant, Colm Meany

„Dieser Film hat etwas, das man ansonsten eher Menschen zuschreibt: innere Werte. Hugh Grant zieht mit seinem hilflosen Kleinjungendackelblick, dem linkischen Achselzucken und dem spitzbübisch grübchenbildenden Lächeln seine zwischenzeitlich hinlänglich strapazierten Register als richtiger Mann am falschen Ort, den man liebzuhaben hat.“ (epd-Film) UFA-Stern

F

Fair Game USA 1995, R: Andrew Sipes, D: William Baldwin, Cindy Crawford

„Der Film ist eine lange, von Explosionen untermalte Verfolgungsjagd, und William Baldwin bewegt sich von Actionszene zu Actionszene mit einer anmutigen Souveränität. Natürlich gibt es dazwischen eine Pause, die gerade lang genug ist, damit Cindy und William sich ineinander verlieben, aber die sorgfällig choreographierten Umarmungen erzeugen kaum Funken. Die einzige Hitze, die in diesem Film aufsteigt ist mechanisch: die Verfolger des Paares sind mit Wärmesensoren ausgerüstet.“ (New York Times) UT-Kinocenter

Familienfest und andere Schwierigkeiten USA 1995, R: Jodie Foster, D: Holly Hunter, Anne Bancroft

„Thanksgiving ist Amerikas Fest der Feste. Die Familien kommen zusammen, um bei kalorienreichen Gelagen Freundschaften und Fehden zu pflegen. Daß aus der Schlemmerei rasch ein Schlachtfest werden kann, zeigt Jodie Foster in ihrer zweiten Regiearbeit. Diese ist ein Frontbericht vom Zusammenprall unterschiedlicher Charaktere. Man muß sich ja nicht mögen, schließlich ist man miteinander verwandt. Der eine oder andere bittere Moment der Wahrheit kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Jodie Foster im Grunde eine Hymne an Nestwärme und Familienwerte gelungen ist, die mit einem Schuß Sentimentalität menschliche Schwächen beobachtet, ohne diese bloßzustellen.“ (D. Lackner) Schauburg und UT-Kino

Flußfahrt mit Huhn Deutschland 1983, R: Arend Agthe, D: Julia Martinek, David Hoppe

Vielleicht der einzige wirklich gelungene deutsche Kinderfilm seit den Tagen des seligen Kästners. Vier Kinder machen auf einem Gummiboot eine abenteuerliche Flußfahrt, und weil sie dabei die Weser herunterschippern, bekommt man am Schluß sogar ein klein wenig Bremer Flußufer zu sehen. Der Film ist ganz und gar auf der Seite der Kinder, kein pädagogischer Zeigefinger wagt seine gräßliches Kuppe zu erheben und man merkt, daß Regisseur Agthe hier all die Streiche zeigt, die er als Knirps wohl gerne den Erwachsenen gespielt hätte. (hip) Kino 46

Four Rooms USA 1995, R: Quentin Tarantino, Robert Rodriguez, Alexandre Rockwell, Allison Anders, D: Tim Roth, Jennifer Beals, Antonio Banderas

„Eine coole Idee: Vier junge Regisseure, alle gerade hip und miteinander befreundet, machen gemeinsam einen Film - jeder zieht seine eigenen Fans ins Kino, die All-Star-Besetzung tut das ihrige dazu, und schon klingeln die Kassen. ein Konzept, das nur während der Vorbereitungsphase dieses Werkes funktionierte, der Film ist eine herbe Enttäuschung. Ort und Zeit sowie eine durchgehende Figur halten die vier Geschichten zusammen: Silvesternacht in einem Hotel in Los Angeles, das seine besten Tage schon hinter sich hat. Geradezu unerträglich wird er durch das Spiel von Tim Roth als Page, der wie eine Mischung aus Jim Carrey und Daffy Duck agiert. Den vier Filmemachern mag eine überdrehte Komödie vorgeschwebt haben; aber dafür hätte es bedeutend originellerer Geschichten bedurft. (tip) Schauburg, Filmstudio

G

Goldeneye Großbritannien 1995, R: Martin Campell, D: Pierce Brosnan, Gottfried John, Sean Bean, Famke Janssen

„Vor lauter Feuerzauber und Explosionsgetöse bleibt dem neuen Bond nicht viel Raum und Zeit, seinen männlichen Charme und seine gute Manieren auszuspielen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter

H

Der Husar auf dem Dach Frankreich 1995, R: Jean-Paul Rappeneau, D: Olivier Martinez, Juliette Binoche

„Rappenau mischt Kostümfilm, Abenteuerromanze, Landschaftsmalerei, Kunstgewerbe. Herausgekommen ist eine pseudohistorische Filmerzählung voll falscher Authentizität, die wie eine Nachahmung von etwas wirkt, das es nie gegeben hat.“ (epd-Film) City

I

Der Indianer im Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot

„Wer glaubt, Regisseur Frank Oz wolle in diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema – ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines mysteriösen alten Küchenschranks seine zentimetergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken – aber auch schlichtweg an Komplexität, über die ein Genreklassiker wie „The Incredible Shrinking Man“ verfügt.“ (epd-Film) Schauburg

J

Jumanji USA 1995, R: Joe Johnston, D: Robin Williams, Bonnie Hunt, Kirsten Dunst und die Drolly Dinos

„Von diesem Brettspiel träumen Kinder von 6 bis 60: Kaum fallen die Würfel, ist der Teufel los. Da verwandelt sich das Haus in einen Urwald, Affen plündern den Kühlschrank. Nicht mehr ganz so lustig ist es, als ein JUnge von dem Spiel verschluckt wird. Erst nach drei Jahrzehnten kehrt er zurück – doch dann geht das Abenteuer erst richtig los. Um der Klamauk-Geschichte etwas schauspielerische Tiefe zu verleihen, muß Hollywoods Allzweckwaffe ran: Robin Williams. Doch der lustige Mann mit dem traurigen Kindergesicht stapft ein wenig ratlos durch das computeranimierte Urwald-Chaos. Und der Rest der Darsteller geht in der Stampede wildgewordener Rhinozerosse ohnedies unter. Viel Trick-Getöse in einer netten Story ohne Tiefgang.“ (Prinz) UT-Kino, Ufa-Palast

K

Die Kommissarin UDSSR 1967/87, R: Aleksandr Askoldov, D: Nonna Mordjukowa, Rolan Bykov

„Einzigartig aber in der Geschichte der sowjetischen Kinematographie ist „Die Kommissarin“, deren Sujet und Ästethik an Isaak Babels Erzählungen um „Budjonys Reiterarmee“ erinneren, durch die kreatürliche, physischen Intensität, mit der Askoldov eine sowohl liebe- als auch humorvolle Beschreibung jüdischen Lebens im Schatten immer gegenwärtiger Gefahren gelingt. Insofern ist der Film auch die historische Rekonstruktion einer vernichteten Lebensweise, als erinnerte Trauerarbeit ebenso wie erinnerte Utopie an die humanen Versprechen der bolschewistischen Anfänge.“ (Wolfram Schütte) Kino 46

L

L–Arbre, le Maire et la Mediatheque Frankreich 1993, R: Eric Rohmer, D: Fabrice Luchini, Pascal Greggory /Originalfassung mit Untertiteln

„In einem Bauerndorf der Vendee will der Bürgermeister auf einer Wiese mitten im Dorf ein Kulturzentrum errichten. Weil dem Prachtbau ein Baum geopfert werden müßte, leistet der Lehrer erbitterten Widerstand. Eine Journalistin und eine Schriftstellerin mischen sich ein, es wird endlos debattiert, kommentiert, intrigiert. Den gesundesten Menschenverstand beweist schließlich die zehnjährige Lehrerstochter, die eine allen am besten dienende Lösung findet. Eine verschmitzt-spielerische Politparabel über den Zufall, Interessenkonflikte, den Gegensatz von Stadt und Land, Alltag und Kultur, Tradition und Moderne und anderes mehr.“ (Zoom) Kino 46

M

Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch

„Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehender Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten - die eine knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz. Als Hammer-Gerd, dem die Pistole zu locker sitzt, ist Buck endlich wieder als sein eigener Hauptdarsteller zu sehen, wunderbar unterstützt von Til Schweiger.“ (tip) Cinema, City, Casablanca (OL), Muwi (OL) und Apollo (WHV)

Mein blühendes Geheimnis Spanien 1995, R: Pedro Almodovar, D: Marisa Paredes, Juan Echannove

„Wäre Konsalik eine spanische Frau, hieße er Amanda Gris. Unter diesem Pseudonym hat Leo triviale Bestseller im Akkord geschrieben. Doch nun, vom Ehemann verlassen und vom Umweltbewußtsein gepeinigt, ist es ihr unmöglich, weiterhin Schmonzetten zu verfassen. Vorm (künstlerischen) Selbstmord und der Aufdeckung ihres Pseudonyms rettet sie der Kulturredakteur der „El Pais“, bekennender Alkoholiker und Amanda-Gris-Fan. Typisch Almodovar: Unter bonbonfarbener Oberfläche verbirgt sich ein schrilles Drama, in dem Sentimentalität mit Irritation und Kitsch mit Witz ausgelotet wird.“ (TV-Spielfilm) City

Momo Deutschland 1985, R: Johannes Schaaf, D: Radost Bokel, Mario Adorf

„Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans von Michael Ende, in dem eine kleine, idyllische Lebensgemeinschaft durch die Machenschaften böser „Zeitdiebe“ bedroht und von einem kleinen Mädchen im Bunde mit dem gottähnlichen „Meister Hora“ gerettet wird. Im Vergleich zu Petersens bombastischer Ende-Adaption „Die unendliche Geschichte“ ein erstaunlich bescheidener Märchenfilm, der sich weniger auf grobe Effekte, vielmehr auf glaubhafte Charaktere und athmosphärische Dichte verläßt - wenn auch Endes pseudomythologischer Tiefsinn manchmal fadenscheinig wirkt und die Inszenierung in die Nähe zum Kitsch gerät.“ (Rowohlt Film Lexikon) Atlantis

Money Train USA 1995, R: Joseph Ruben, D: Wesley Snipes, Woody Harrelson

„Zwei fiese Cops träumen davon, den legendären „Money Train“ auszurauben. Turbulente Actionkomödie, von Spannungsspezialist Joseph Ruben furios inszeniert. Aktivposten: Snipes, Harrelson und ein irrwitziger U-Bahn-Crash.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern

Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins

„Wenn dieser Regisseur nur nicht soviel Angst vor Mutters Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer einzelnen ist. Ganz allein steht Pauline Collings als Elsa Tabori 1944 in Budapest wieder auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm zum Hause ihrer Schwesetr laufen – Antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den Bayerischen Filmpreis hat es auch schon gebracht. Es ist nicht das Schlußbild, aber es bleibt als solches im Gedächtnis.“ (taz) Gondel

N

Nelly & Monsieur Arnaud Frankreich 1995, R: Claude Sautet, D: Emmanuelle Beart, Michel Serrault

„So schön wie die Menschen und so gediegen wie ihre Wohnungen sind auch Sautets Bilder, die Kamera ist ruhig und hoheitsvoll. Einziges und großes Vergnügen in der geballten Bildungsbürgerlichkeit ist Michel Serrault, während Emmanuelle Beart die ganze Zeit aussieht, als wolle sie sich jeden Augenblick die Nägel lackieren.“ (tip) Atlantis, Casablanca (OL)

Niki de St. Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely

Die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle erzählt von ihrem Leben, ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem Kinetikkünstler Jean Tinguely.Cinema

Nixon USA 1995, R: Oliver Stone, D: Anthony Hopkins

„Wenn wir künftig Nixon vor uns sehen, wird es nicht die spitznasige, windige Figur der realen Welt sein, sondern der massige, unglaublich sensitive, überwältigend präsente Schauspieler Anthony Hopkins in dem „Nixon“-Film von Oliver Stone. Hopkins sieht nicht wie Nixon aus, spricht anders, bewegt sich anders. Er krümmt den Rücken, redet schmeichlerisch auf seine Opfer ein wie Richard III, Shakespeares schwarzer Held. Aber Hopkins Nixon, das ist nicht nur Machiavellismus und Vergottung der Macht sondern mindestens ebenso Verzweiflung und Frustration, Sehnsucht geliebt und Gewißheit, gehaßt zu werden. Virtuos auch die Montage von Spiel und Dokumentation bei Nixons Unterredungen mit den Großen dieser Welt, allen voran mit dem Vorsitzenden Mao. Aber selbst hier, wo Geschichte auf der Schichtl-Bühne abggehandelt wird, gönnt Stone uns kein bißchen ironische Distanz. Er packt uns bei unseren voyeuristischen Bedürfnissen, dem übermächtigen Verlangen, durchs Schlüsselloch zu gucken, wenn die Staatenlenker Schicksal spielen. Seine Montagetechnik zielt auf Suggestion. Befreiendes Gelächter ist nicht vorgesehen.“ (taz) Europa

O

Operation: Broken Arrow USA 1996, R: John Woo, D: John Travolta

„Dies ist der zweite amerikanische Film von John Woo, der seit langem als brilliantester Haudegen des Hongkong-Kinos gilt. Sein Kult-Ruhm im Westen gründet auf düsteren, blutspritzenden Gangsterballaden. Auch „Operation: Broken Arrow“ ist fabelhaft rasant inszeniert, aber wie eine Komödie von Pointe zu Pointe: Es ist, als hätte Woo seinen ganzen Virtuosen-Ehrgeiz daran gesetzt, ein Feuerwerk von Oberflächenreizen zu entzünden, eine bedeutungsfreie Montage-Choreographie des Kampfes. Doch diesmal ist der Schurke der Star, und das ist John Travolta. Seine Kunst, eine Figur ganz unpsychologisch und insofern altmodisch von außen her auf einer handvoll scharfer Manierismen aufzubauen, ist wieder einmal unwiderstehlich; und warum er trotzdem nie einen Oscar kriegt, weiß ja jeder.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter /Im UFA-Palast auch die englische Originalversion

P

Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg

„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) City, Schauburg, Ufa-Stern

Der Priester Großbritannien 1994, R: Antonia Bird, D:Linus Roache, Tom Wilkinson

„Priest - ein Film über einen schwulen katholischen Priester, einen zweiten, alkoholsüchtigen und einen weiteren, der mit seiner Haushälterin liiert ist, wurde mit Preisen und Protesten überhäuft. Der Film erzählt seine Geschichte melodramatisch, stellenweise humorvoll, im ganzen aber sehr gleichnishaft. Wie schon „Philadelphia“ geht auch „Priest“ ins Taschentuch. Im Gegensatz zu Hollywood zeigt die Regisseurin sogar einen zwischenmännlichen Zungenkuß und einen weichgezeichneten Analverkehr.“ (taz) Gondel

S

Schnappt Shorty USA 1995, R: Barry Sonnenfeld, D: John Travolta, Gene Hackmann

„Wenn sie wissen wollen, wer dieser Chili Palmer eigentlich ist, dann hat er selber für sie eine gute Antwort: „Ich bin der, der ihnen sagt, was abläuft !“ Damit ist nicht nur der Held von Elmore Leonards Roman „Get Shorty“ beschrieben, den John Travolta in Barry Sonnefelds neuen Film mit sanfter Perfektion spielt, sondern auch Leonard selbst. Der sarkastische Grundton des Schriftstellers geht leider in den meisten Filmen, die auf seinen Büchern basieren verloren, aber dieser fängt seine souveräne Lakonie sehr schön ein. Und weil „Schnappt Shorty“ von Hollywood erzählt, paßt hier auch ideal sein etwas hinterhältiger Spott, der dem Film seinen komischen Schwung gibt. Der Witz dabei ist, daß Chili ein eingeschworener Cineast ist, und es liebt, von den smarten Gangsterfilmen zu erzählen, die ihm so gefallen haben. „Schnappt Shorty“ gehört mit auf diese Liste.“ (New York Times UFA-Palast, UT-Kinocenter

Die Schwanenprinzessin USA 1994, R: Richie Rich

„Als wahrer Zuckerbäcker erweist sich Richard Rich mit seinem ersten langen Zeichentrickfilm. Bei der Erzählung einer fantastischen Liebesgeschichte von der verzauberten Prinzessin, die nur von dem geliebten Prinzen befreit werden kann, wagt er sich bis an die Grenze des guten Geschmacks vor. Das Ergebnis dieser gekonnten Gratwanderung ist ein rührendes Märchen mit allem, was dazugehört.“ (tip) UT-Kinocenter

Sieben USA 1995, R: David Fincher, D: Morgan Freeman, Brad Pitt

„Dieser gruselige Detektiv-Thriller über einen Serienkiller, der Menschen umbringt, die die sieben Todsünden in besonders unverfrorender Art und Weise begehen, ist eine unappetitliche Mischung aus den gängigen Formeln des Genres und unmäßiger Gehässigkeit. Aber obwohl er leicht eklig wirkt und bestimmt keinen Platz in der Filmgeschichte einnehmen wird, ist er doch erstaunlich gut konstruiert. “ (World Premiere) Modernes

Spiel mit dem Feuer USA 1995, R: Sir David Hall, D: Antonio Banderas, Rebecca De Mornay

„Sex sells – dieser Devise folgt der Erotikthriller ohne Erotik und Thrill, und setzt voll auf das triebhafte Tête-à-Tête seiner beiden Hauptdarsteller. Rebecca De Mornay, das blonde Gift aus „Die Hand an der Wiege“ und Antonio Bandaras, der wieder mal als Bilderbuch-Macho den glutäugigen Latin Lover gibt, treiben es nach allen Regeln der Kinokunst, um dem Thriller auf die Sprünge zu helfen. Doch das ist vergebliche Liebesmüh.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern

Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger

„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Ufa-Stern

Strange Days USA 1995, R: Kathryn Bigelow D: Ralph Fiennes, Angela Bassett, Juliette Davis

„Am Silvesterabend des Jahres 1999 steht die amerikanische Gesellschaft auf der Kippe: faschistoider Polizeistaat oder das Chaos von landesweiten Aufständen scheinen die einzigen Alternativen zu sein. In dieser Welt dealt der zynische Einzelgänger Lenny mit einer illegalen Technologie, die es den Benutzern möglich macht, sich direkt in die Gehirnströme von anderen Menschen einzuklinken „Strange Days“ ist ein atemberaubend spannender Action-Film mit Schießereien, Autojagden und einem gefährlichen Serienkiller.“ (hip) Schauburg, UT-Kino

T

Two Girls in Love USA 1995, R: Maria Maggenti, D: Laurel Holloman, Nicole Parker

„Die burschikose Faulenzerin Randy verliebt sich in die Klassenbeste, die schöne Wendy. Gegensätze ziehen sich an, schnell ist man ein Paar. Beim Picknick im Grünen hört die eine Klassik, die andere Rock. Das Coming-Out bereitet keine Probleme, lediglich die Herkunft. Randys lesbische Tante kann die vornehme Wendy nicht leiden, die aus einer wohlhabenden afro-amerikanischen Familien stammt. Die Konflikte bleiben Kulisse für eine brav und bieder inzenierte Love-Story. (tip) Atelier

U

Die üblichen Verdächtigen USA 1995, R: Bryan Singer, D: Gabriel Byrne, Stephen Baldwin, Chazz Palminteri

In jedem guten Thriller werden falsche Spuren gelegt, aber Regisseur Singer tut dies hier so radikal wie kaum jemand vor ihm. Er baut seinen ganzen Film auf einem filmischen Regelbruch auf, den Großmeister Hitchock einmal viel vorsichtiger beging und dies später als einen seiner größten Fehler bezeichnete. Ein Film muß schon verteufelt gut sein, damit das Publikum so etwas schluckt und beim tiefschwarzen Finale von „Die üblichen Verdächtigen“ ist man nicht enttäuscht, sondern völlig verblüfft. (hip) Atelier, UFA-Stern

W

Waiting To Exhale – Warten auf Mr. Right USA 1995, R: Forest Whitaker, D: Whitney Houston, Angela Bassett, Loretta Devine

„Die Geschichte der vier schwarzen Mittelklasse-Ladys, die ihre Zeit mit der Suche nach dem Mann ihres Lebens verplempern, könnte einen Einschnitt in der Filmgeschichte markieren: Erstmals pilgern schwarze Amerikanerinnen massenhaft in einen speziell für sie inszenierten Schmachtfetzen. Immerhin scheint der Film ihren Witz und ihren Alltag abzubilden, wie die erfolgreiche Romanvorlage „Endlich ausatmen“ von Terry McMillan. Ob das in Reklameästhetik schwelgende Märchen ankommen wird, ist allerdings trotz Starbesetzung - Whitney Houston und Angela Basset - fraglich.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern

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