Press-Schlag
: St. Louis wird größer

■ Eishockeystar Wayne „The Great One“ Gretzky wechselt zu den Blues

Binnen zwei Stunden waren in St. Louis sämtliche restlichen Saisonspiele der Blues ausverkauft, nachdem bekanntgeworden war, daß Wayne Gretzky tatsächlich ab heute das Trikot des örtlichen NHL-Teams tragen wird. Mit dem größten Eishockeyspieler aller Zeiten in ihren Reihen rechnet sich die Mannschaft des autokratischen Coaches Mike Keenan gute Chancen aus, um den Stanley- Cup mitzuspielen, nachdem der bisherige Saisonverlauf eher mittelmäßig war. Im Rennen um die Play-off-Plätze sind die Blues jedoch dabei, und mit Gretzky darf es ruhig auch ein bißchen mehr sein.

Zwar ist der 35jährige, der vor knapp zwei Jahren mit seinem 802. Treffer den Torrekord von Gordie Howe überbot, nicht mehr ganz so zielsicher wie früher, aber zumindest als Paßgeber noch einer der wertvollsten Spieler der NHL. Bei 829 Toren ist er angelangt, in dieser Saison hat er für die ziemlich mäßigen Los Angeles Kings erst 15mal getroffen, dafür aber 66 Assists vorzuweisen.

In St. Louis, wo Gretzky sogleich zum Kapitän bestimmt wurde, soll die Torquote wieder besser werden. „Ich freue mich auf den letzten Teil der Saison, die Play-offs und unseren Weg zum Stanley-Cup“, sagt optimistisch Blues-Torjäger Brett Hull, der voraussichtlich mit „The Great One“ in einer Sturmreihe spielen wird. Gretzky selbst erklärte unmißverständlich: „Es war keine Frage des Geldes. Ich will sportlichen Erfolg.“ Und das kann im Falle des schmächtigen Stürmers mit der Nummer 99 nur sein fünfter Stanley-Cup sein. Nachdem er diesen mit den Edmonton Oilers viermal gewonnen hatte, versuchte er acht Jahre lang vergebens, dieses Kunststück mit den Kings zu schaffen. Lediglich eine Finalteilnahme 1993 sprang heraus, trotz eines überragenden Gretzky war Los Angeles jedoch chancenlos gegen die Montreal Canadiens.

Selbst wenn sportliche Gründe ausschlaggebend waren, wird Gretzky in Missouri keineswegs verarmen. 21 Millionen Dollar soll er in St. Louis für drei Jahre erhalten, die Kings hatten ihm angeblich 80 Millionen Dollar für einen Zehnjahresvertrag inklusive eines späteren Management-Jobs geboten. Unter diesen Umständen läßt sich nachvollziehen, daß es für Gretzky „eine wahnsinning schwere Entscheidung“ war. Die Los Angeles Kings können sich immerhin damit trösten, daß sie im Tausch die Talente Roman Wopat, Patrick Tardiff und Craig Johnson erhielten. Am Saisonende wäre Gretzkys Vertrag ausgelaufen, und sie hätten gar nichts bekommen.

Die NHL-Konkurrenz zeigte sich nur leicht geschockt. „Ich bin überzeugt, daß Wayne St. Louis helfen wird, aber er garantiert nicht automatisch den Stanley-Cup“, sagt Paul Coffey aus Detroit. Und der muß es wissen, spielte er doch früher selbst mit dem großen Gretzky in einem Team. Matti Lieske