Grinsen, Ducken und Rennen

Manchmal glaube ich, daß ich es nur mit Idioten zu tun habe. Was der Ölteppich der „Sea Empress“ mit der walisischen Küste macht, das machen vermeintliche Internet-Spezialisten mit der deutschen Sprache. Und wenn man dann noch liest, daß die deutsche Rechtschreibung auch im Hinblick auf die elektronische Kommunikation reformiert wird, kann einem endgültig übel werden. Anglizismen, wo man hinschaut. Warum muß ich denn etwas „mailen“ – ich kann es doch einfach „schicken“. Das geht genauso schnell und vergewaltigt nicht unsere Sprache.

Auch ich will nicht alles eindeutschen. „Folienspeicher“ für Diskette, „Rollkugeleingabegerät“ für die Maus und „Lichtpunktanzeige“ für den blinkenden Cursor sind abschreckende Beispiele dafür, wie in der DDR mit der deutschen Sprache umgegangen worden ist. Englische Fachbegriffe beschreiben die Dinge meist knapper und präziser. Aber sie halten viele davon ab, sich mit den Möglichkeiten moderner Kommunikation auseinanderzusetzen. In dieser Hinsicht ist CompuServe besser als das Internet. Man installiert den ganzen Sermon, klickt auf das, was man haben will, und verschwendet keinen Gedanken an Übertragungsprotokolle, Login- Scripts, und ähnlichen Kram.

Im Internet ist das anders, das hat historische Gründe. Ganz schlimm sind die an allen Ecken auftauchenden, kryptischen Abkürzungen, die sich in die E-Mails (Pardon: Elektronische Briefe) einschleichen. „GD&R“ ist ja noch ganz lustig: grinning, ducking and running. Aber wer „CUL8R“ (see you later) schreibt, darf hierzulande nicht damit rechnen, verstanden zu werden. Mißverständnisse sind vorprogrammiert. Gopher, ein Informationssystem, wird in allen Publikationen zum Internet mit „Taschenratte“ übersetzt. Ein Leserbrief im btx-Magazin brachte es an den Tag: Ein Gopher ist ein Springer, also einer, der dort eingesetzt wird, wo man ihn braucht. Bingo!

Und was soll der Welt Weite Wahnsinn mit den großen W's? Der World Wide Web Worm setzt noch einen drauf und kriecht auf vier Ws durchs Web, alles verschlingend, was ihm in die Quere kommt. Vielleicht sollte ich endlich mit den ganzen Multimedia- CD-ROMs zum Internet veranstalten, wovon ich schon lange träume: den Weit Wurf-Wettbewerb. Der ist dann wirklich interaktiv. Oder wie mein alter Freund Professor Karl Himmelmann in Cottbus bemerkte: Dreh die drei Buchstaben einfach um, dann hast Du den Begriff, den schon in der DDR alle kannten: Die Messe der Meister von Morgen.