Allgäuer Funkenflug

■ Wie der Müllfuhrwerker und Kreisrat Ludwig Gaum einen Volksbrauch erfand

Memmingen (taz) – Ende 1994 war Ludwig Gaum aus Benningen bei Memmingen zu 50.000 Mark Geldstrafe und einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der CSU-Kreisrat und Fuhrunternehmer hatte sich illegale Müllhalden mit Gefährdung des Trinkwassers zuschulden kommen lassen.

Jetzt hat seine Firma schon wieder für Unruhe gesorgt. Denn Ludwig Gaum hat einen neuen Volksbrauch erfunden: das Benninger Funkenfeuer. So jedenfalls rechtfertigt er, was am vergangenen Wochenende auf einer seiner längst geschlossenen Deponien geschah. Ein riesiger Berg von Bauschutt war dort gelagert und brannte nieder. Polizei, Staatsanwaltschaft und Landratsamt sind schockiert. Rund 100 Kubikmeter Bauschutt, Altholz und Kabelreste lagen auf der Halde, die als „Skandaldeponie“ gerichtsnotorisch ist. Als die traditionellen Funken gezündet hatten und alles in Rauch aufgegangen war, ließ Gaum seine Müllhalde aufgraben, um die qualmenden Reste zu beerdigen.

Wenn schon illegal, dann wenigstens nach dem Brauchtum des Ludwig Gaum, der Mitglied im Umweltausschuß des Unterallgäuer Kreistages sowie CSU-Chef in seiner Heimatgemeinde ist. Doch weder er selbst noch sein Geschäftsführer waren für weitere Stellungnahmen zu erreichen.

Fest steht freilich für das Landratsamt, daß das Material von der Firma Gaum auf die geschlossene Deponie gebracht worden war, was allein schon deswegen nie hätte geschehen dürfen, weil zu den Auflagen, unter denen Gaum seine Lizenz für den Mülltransport erhielt, die Rekultivierung eben dieser Bauschutthalde gehörte. Erst dieser Tage, hieß es im Landratsamt, sei der Rekultivierungsplan abgesegnet worden. Klaus Wittmann