■ Urdrüs wahre Kolumne
: Rußland bei Rudis Resterampe

Nachdem der Bart des ehemaligen Großen Vorsitzenden ab ist, kann der Sozialdemokrat auch künftig preiswert hängen lassen: In „80 verschiedenen top-aktuellen Designs“ sind derzeit in Rudis Resterampe Krawatten für 90 Pfennig im Angebot und will mir doch dort gestern vor meinen Augen eine mutmaßlich rußlanddeutsche Babuschka 200 dieser colorierten Henkerstricke auf einen Schlag wegkaufen. Worauf die Kassiererin erstmal zur Chefin geht, ob das in Ordnung ginge, „daß da so eine Omma die kaum Deutsch spricht“ ein solches Geschäft tätigen dürfe. Die Leiterin des Verkaufskollektivs bejaht nach einigem Zögern, und Mütterchen Rußland, sie strahlt und strahlt und fühlt sich wie einst Nishninowgorod, wenn man Rote Bete günstig unter der Hand gegen Büstenhalter oder Nähseide tauschen konnte: Stilles Glück so fern der Heimat!

Offenbar knallhart Hennemanns Friedrich im Visier hatte IG Metall-Chef Klaus Zwickel, als er in den Tagen nach der Vulkan-Eruption per Interview bekannte: „Würden alle Manager streng nach Leistung bezahlt, hätten wir einen ordentlichen Schwung Sozialhilfeempfänger mehr!“.

Nun schändet ja auch hochverdiente Armut nicht: Die Nominierung des Pillendrehers außer Diensten zum SPD-Parteitagsdelegierten mit Wissen und Billigung des Vulkan-Betriebsratvorsit-zenden aber ist ein Stück Dumpfheit und/oder Schamlosigkeit wie aus dem Hinterschinken von Richard Skribelka geschnitten und bestätigt alle Misanthropen-Weisheit: In Vegesack fängt Bremerhaven an.

Auch wenn der alte Stamokap Gerhard Schröder sich heute in Frack und Seidenschal als walzertanzender Operettenbuffo des knallharten Unternehmer-Standpunkts gibt, so hat er in seinem Stammladen längst die marxistische Indoktrination vorangetrieben. Bis hin gar zur CDU-Senioren-Union im staatlichen Schlammheilbad Nenndorf, die jetzt ihren Protest gegen den Raubzug der Telekom öffentlich so bekundet: „Diese Geschäftsmoral gegenüber der älteren Generation zeugt nicht von Ethik im Geschäftsleben, sondern es zeigt das unsoziale Gesicht des Monopolkapitalismus!“ Wir empfehlen dagegen den Aufbau der Nationalen Front des telefonierenden Deutschlands, aber subito!

An sich sind die 10 Mille Wahlkampfspenden des Vulkan an bremische Parteikassen ja beschämend gering, wenn man überlegt, wie sich die vom Volk dazu Getretenen den Arsch aufgerissen haben, um für die öberschten Schiffchenbauer die Millionen und Milliarden ihres sozialtherapeutischen Beschäftigungsprogramms aufzutun. Und rege ich daher im Interesse größtmöglicher Transparenz solcher Vorgänge an, künftig eine Gebührenordnung für die Nutzung von Abgeordneten, Senatoren und anderen Repräsentanten der Landesherrlichkeit aufzustellen. Sollte es gar zur Versteigerung einzelner Politiker kommen, biete ich schon mal 20 Mark für Jens Eckhoff. Den stell'ich mir staubgeschützt in den Nippes-Schrank und kann ihn dann mit ein bißchen Maske als Doppelgänger zu lästigen Terminen schicken.

Mitunter gebärdet sich die Bremer Volkshochschule als ökologische Musterkolchose – dann aber wird mit dem emotional gesteuerten Hinterteil wieder alles umgekippt, was der feinsinnige Kopf so über biologische Balance herausgefunden hat. Wird doch von der VHS in dieser Ihrer taz für das Wochenende nach dem Internationalen Frauentag (8. März- Herr Dahl, denken Sie an rote Nelken!) ein Workshop angekündigt, in dem Frau lernt, „wie aus Fröschen Prinzen werden“! Aus kleingärtnerischer Sicht eine bedrohliche Tendenz, sind es doch gerade die insektenfangenden Frösche, die uns auf Parzelle erlauben, umweltbelastendes Spritzen zu vermeiden. Ein Prinz hingegen als Fliegenfänger – bringt's doch nicht! Und auch beim Abwaschen oder Windeln sind solche Kerle einigermaßen zweitklassig – fragen's nur die Lady Di!

Ulrich Reineking-Drü.