Tunnelsystem ist beschlossene Sache

Die Baukommission des Bundestags beschloß unterirdisches Versorgungssystem zwischen Reichstag und Verwaltungsgebäuden. Grüne kritisieren Kosten von über 60 Millionen Mark  ■ Simone Bartholomae

Unter den zukünftigen Parlamentsgebäuden am Spreebogen wird für mindestens sechzig Millionen Mark ein Tunnelsystem gebaut. Das hat die Baukommission des Bundestages nach monatelanger Kontroverse beschlossen. Durch die Tunnelröhren, die in einer Tiefe von fünfzehn Metern unter der Spree durchgeführt werden, sollen die Mitarbeiter des Bundestages in die Tiefgaragen fahren, werden Restaurants beliefert und Abfälle abtransportiert.

Verbunden werden sollen der Reichstag und drei Verwaltungsgebäude, die in der Nähe des Reichstages an der Spree gebaut werden: den Alsen-, Dorotheen- und Luisenblock. Unter ihnen sind für die 4.600 Mitarbeiter des Bundestages 1.500 Pkw-Parkplätze geplant. Außerdem rechnet Dietmar Kansy (CDU), der Vorsitzende der Baukommission, mit täglich 100 bis 300 Lkw.

Um diesen Verkehr zu steuern, soll laut Kansy ein Tunnelsystem mit einer zentralen Einfahrt am Luisenblock gebaut werden, das unter der Spree zu den anderen Gebäuden führt.

Zur Wahl stehen zwei Varianten, über die am 13. März entschieden werden soll:

– Ein 3,5 Meter hoher Tunnel, der für Laster zu klein ist, so daß diese ihre Ladung vor der Röhre auf kleine Fahrzeuge umladen müssen. Diese Variante bevorzugt die SPD.

– Die CDU wünscht sich einen 4,5 Meter hoher Tunnel, in dem die Laster bis zu den Bauten fahren können.

Der Vorschlag der Bündnisgrünen, die Zufahrt dezentral, mit eigener Zufahrt für jedes Gebäude zu organisieren und ganz ohne Tunnel auszukommen, wurde in der Baukommission abgelehnt. Als „absolut unvernünftig und abenteuerlich“ bezeichnete die wohnungspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Bundestagsfraktion, Franziska Eichstädt-Bohlig, den Beschluß der Kommission. Die Entscheidung beruhe auf fragwürdigen Berechnungen und sei planungsrechtlich nicht abgesichert. Frau Eichstädt-Bohlig befürchtet Verzögerungen für den Umzug nach Berlin, hohe Baukosten und schließlich tägliche Staus vor der einzigen Tunneleinfahrt.

Die Mehrheit in der Baukommission sieht dagegen nur Nachteile des grünen Konzepts: Um die Sicherheitsbestimmungen des Bundeskriminalamtes einzuhalten, würden 18 Kontrollstellen mehr gebraucht als bei einer zentralen Einfahrt. Durch die zusätzlichen Zufahrten gingen 6.400 Quadratmeter an Bürofläche verloren. Die Kontroll-Stationen dürften nämlich nicht überbaut werden aus Angst vor Autobomben. Ergebnis: Mehrkosten von 35 Millionen Mark hat die Kommission beim Konzept der Grünen berechnet.

Starke Zweifel an dieser Rechnung hegt Franziska Eichstädt- Bohlig. Fälschlicherweise werde so getan, als ob der Bund für die verlorengegangene Fläche Grundstücke kaufen und Häuser bauen müßte. Dies sei aber nicht nötig. Die Abgeordneten könnten beispielsweise in die ebenfalls dem Bundestag gehörenden Gebäuden Unter den Linden ziehen.