Keine fortschrittliche Entscheidung

■ betr.: „Zapfenstreich für die Wehr pflicht“ etc., taz vom 24./25. 2. 96, „Aufregung wegen staatstragen den Hochverrats“, taz vom 27. 2. 96

Vom Atomtester Chirac war keine wirklich fortschrittliche Entscheidung zu erwarten. Ein solcher Fortschritt wäre die Abschaffung von Armeen überhaupt einzuleiten. Schließlich sind Armeen eine der Ursachen von Kriegen.

Chirac ersetzt die Wehrpflicht lediglich durch eine Berufsarmee (wie sie die USA, Großbritannien, Kanada, Holland und Belgien schon haben). Militärstrategen können mit Staatsbürgern in Uniform, die beim Robben und Strammstehen noch manchmal nachdenken, weniger anfangen als mit Berufssoldaten, die als Krisenreaktionäre in aller Welt kämpfen sollen.

Für deutsche Politiker ergeben sich Konsequenzen und ein Problem: Wie kommen Krankenhäuser und Ökologiestationen an billige Arbeitskräfte? Nach Lösung dieser Frage wird auch unser Land die Truppe kriegen, die sich auf Neues und Wesentliches konzentriert, nämlich deutsche Interessen in aller Welt zu verteidigen. Das Nordatlantische Verteidigungsbündnis, die Nato, verteidigt inzwischen schon den Nordatlantik auf dem Balkan. Und deutsche Krisenreaktionäre sind mit dabei.

Wir von der Deutschen Friedensgesellschaft erwarten, daß für unsere Jungs die Eidesformel „Ich schwöre der Bundesrepublik treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe“, zeitgemäß geändert wird. Ernst Busche, Bremen

Österreichs Innenminister Einem kann ich für seinen Vorschlag, Militärdienst und Bundesheer abzuschaffen, nur anerkennend auf die Schulter klopfen und laut „Bravo“ rufen! Dieser Mann hat die Zeichen der Zeit richtig erkannt, denn er hält das Militär in Österreich nach Ende des Kalten Krieges für überflüssig. Das war es meines Erachtens vorher zwar auch schon, und nicht nur in Österreich, sondern überall auf der Welt, aber es ist bemerkens- und lobenswert, daß ein führender Politiker solche Ansichten vertritt. Leider sehe ich in Deutschlands großen Parteien niemand, der solchen Durchblick hat wie Einem. Gebe Gott, daß die „Blinden“ unter den deutschen PolitikerInnen endlich sehend werden und erkennen, wie überflüssig die Bundeswehr ist und daß sie schnellstens abgeschafft gehört, statt auf abenteuerliche Weise neue „Aufgaben“ für sie an den Haaren herbeizuziehen und sie für deutsche Interessen in die Welt zu schicken. Joachim Fischer, Mitglied der

Pusdorfer Friedensgruppe