piwik no script img

„Ich pack hier nur noch ein“

Maculan-Pleite leert die Baustellen. Sieben Tochterfirmen mit 850 Beschäftigten gingen zum Konkursrichter. Tiergartentunnel aber gesichert  ■ Von Gereon Asmuth

Die Tiergartentunnel bleiben vom Crash des Maculan-Konzerns unberührt. Die Tief- und Verkehrsbau Berlin, die die Tunnel graben soll, schreibt schwarze Zahlen und ist daher als einzige der Berliner Töchterfirmen des österreichischen Bauriesen derzeit nicht gefährdet. Auf den anderen Maculan-Baustellen gehen jedoch die Lichter aus.

„Ich pack hier nur noch ein“, meint gestern lakonisch ein Klempner auf der Baustelle am Kreuzberger Moritzplatz und lädt Rohre in den Wagen. Er ist froh, daß er als Mitarbeiter einer Zulieferfirma nicht direkt betroffen ist. Die anderen Arbeiter auf der Baustelle sind weniger gelassen. „Wir rechnen am Montag mit der Kündigung“, meint ein Zimmerer, der allenfalls nur noch „gedämpft“ weiterarbeitet. Ohnehin finden hier nur noch Sicherungsarbeiten statt, um die Baustelle vorübergehend stillzulegen. Gestern wurde nach Angaben von Betriebsrat Thomas Gramke Gesamtvollstreckung für die Ingenieur Hochbau GmbH (IHB) beantragt. Auch sechs weitere Berliner Töchter des angeschlagenen österreichischen Baukonzerns Maculan haben den Gang zum Konkursrichter angetreten.

„Grundsätzlich darf die IHB jetzt keine Verträge mehr abschließen, dazu gehören auch Kündigungen“, sah Betriebsrat Gramke einen positiven Aspekt in der Vollstreckung. „Das muß jetzt der Vollstreckungsverwalter übernehmen.“ Gramke kritisiert die von der Maculan eingesetzte Geschäftsführung. Eine Reihe von Immobilien der IHB seien verkauft worden, so daß der Verdacht naheliege, der österreichische Mutterkonzern habe sich durch die ostdeutschen Töchter saniert. Den 850 Mitarbeitern auf den etwa 30 Berliner Baustellen der IHB rät Gramke, trotzdem zunächst weiterzumachen.

Am 15. März sei der nächste Zahltag. Selbst wenn dann die Gehälter ausbleiben, gibt es für drei Monate Konkursausfallgeld vom Arbeitsamt. „Aber gerade für die Älteren sieht es danach schlecht aus“, schimpfen die Arbeiter auf der Baustelle. Nach Angaben des Landesarbeitsamtes gibt es etwa 10.000 Arbeitslose aus dem Baugewerbe in Berlin.

Die GSW, Bauherrin am Moritzplatz, weiß bisher auch nicht mehr, als der Presse zu entnehmen war, hofft aber, noch im April Richtfest feiern zu können. Auch für die IHB gibt es noch ein Fünkchen Hoffnung. Marco Hardt, Sprecher der Wirtschaftsverwaltung, sieht „positive Rahmenbedingungen“ und hält es für realistisch, daß sich eine Auffanggesellschaft gründet. Auch mit potentiellen Käufern gäbe es bereits Gespräche.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen