Verhängnisvolle Affäre

■ Verspielt: "Ehebruch - eine teuflische Falle" (Sonntag, 20.00 Uhr, Sat.1)

Leslie Malton gehört in der deutschen Fernsehlandschaft zu jener seltenen Sorte Darsteller, die auch hysterische Charaktere spielen können, ohne peinlich oder hektisch zu wirken. Denn sie versteht es, ihr Gesicht sozusagen zu schließen, ohne daß der Zuschauer wirklich weiß, was sich hinter ihrer Stirn abspielt. Im Grunde würde diese Frau selbst das „Wort zum Sonntag“ zieren, aber das würde erstens alle irritieren und wäre zweitens ein anderes Thema.

Gelegentlich allerdings spielt sie in Filmen mit, die sie eigentlich meiden sollte, weil das Drehbuch einfach so dumm und doof ist, daß auch ihr wirklich filigranes Agieren es nicht edeln kann. Beispielsweise in dem Streifen „Ehebruch – eine teuflische Falle“, den uns Sat.1 am Sonntag vorstellen wird: Stand Leslie Malton etwa in der Schuld des Regisseurs? Die Frage drängt sich auf, doch darüber ist nichts bekannt.

Sigi Rothemund darf immerhin dankbar sein, daß die Frau, die in einer Mimik böse und warmherzig zugleich aussehen kann, ihm jene Ehefrau gibt, der man mit dem üblichen TV-Krimi-Repertoire äußerst übel nachstellt: Drohbriefe, Terroranrufe und Einschüchterungen. Später muß sie sich dann auch noch einen veritablen Messerangriff gefallen lassen, der allerdings wirkt, als habe ein Amateurfilmer sich zu oft Hitchcocks „Psycho“ angeguckt. Jedenfalls rettet weder Hanns Zischler (noch so einer, der es nicht müßte) noch Felix von Manteuffel oder Judy Winter dieses Werk. Statt einen handwerklich ordentlich gewirkten roten Faden auszuwerfen, gefällt sich der Plot darin, Spuren zu legen, die schließlich keine sind und darum auch der Spannung in keiner Weise dienen. Nichts wird aus der Handlung heraus entwickelt, kein Thrill darf wirklich gespielt, also erlitten werden.

Diese verhängnisvolle Affäre ödet an. Man merkt es der Malton an, daß ihr nicht wohl bei der Sache war: Sie stelzt, wenn sie stöckeln soll, flackert mit den Augen, als ob der Regisseur sie dazu genötigt hätte. Und Judy Winter – zu sehen mit Anflügen der nervösen Kunst einer Gena Rowlands – muß einmal mehr die Irre verkörpern. Schade um sie, die doch mehr kann. Vor der Auflösung dieses sogenannten Krimis würden selbst sensible Kinder müde werden.

Vielleicht braucht Sigi Rothemund, der für Regie und Drehbuch in einem verantwortlich zeichnet, eine Ruhepause. Aber er sollte sie sich allein gönnen. Leslie Malton und Judy Winter müßten dann, bitte, bitte, nie wieder in Filmen mitspielen, die sie und uns so maßlos unterfordern. Jan Feddersen