Schizophrenes Geschäft

■ Norwegen will noch mehr Wasser- gegen Hamburger Atomkraft tauschen

Jung, dynamisch und ratlos: Der norwegische Energieminister Jens Stoltenberg vermag den Widerspruch zwischen ökologischem Anspruch und energiepolitischer Wirklichkeit seiner sozialdemokratischen Regierung nicht aufzulösen. Norwegen, prahlte der 36jährige am Donnerstag in Oslo, gewinne seinen Strom „zu 100 Prozent aus Wasserkraft“. Daß das Land künftig – gegen den Widerstand von Umweltschützern – Hamburger Atomstrom importieren wird, thematisiert er ungern: Das Tauschgeschäft „Wasser- gegen Atomkraft“ zwischen Norwegen und Deutschland sei „eben schizophren“.

Dennoch beabsichtigt Oslo, den Energie-Export ins europäische Ausland, EU-Nicht-Beitritt hin oder her, auszubauen: Stromlieferungs-Verträge via Meeres-Kabel sind bekanntlich bereits mit Dänemark sowie den deutschen Stromversorgern Hamburgische Electricitäts-Werke und Preussen Elektra geschlossen. Erweiterungs-Kapazitäten, widerspricht Stoltenberg HEW-Einschätzungen, seien in Norwegen vorhanden und finanzpolitisch interessant. In Deutschland soll damit die Spitzenlast, für die Kohle- und Gaskraftwerke zuständig sind, abgefedert, der Atom-Ausstieg angeblich beschleunigt werden. Tatsächlich, gestand ein Umweltbehörden-Mitarbeiter der taz, sichert der Stromtausch den AKWs eine betriebswirtschaftlich freundliche Zukunft: Der Stromvertrag sei „genau auf die Leistungskurve unserer AKWs zugeschnitten“.

Norwegen sorgt das ebenso wenig wie die Tatsache, daß es nach Angaben des Strom- und Erdgas-Riesen Statoil bisher „keine klaren Konzepte“ zur Verschrottung alter Bohrinseln gibt. Ab 2005 werden mehrere Plattformen stillgelegt. Genug Zeit zum Grübeln, findet ein Sprecher. Früher habe man marode Schiffe versenkt. Heute, bedauert er schmunzelnd, gebe es „diese internationalen Kontrollen“. hh