■ Nachgefragt
: „Jetzt ticken sie endgültig aus“

Am Lehester Deich, genau in der Flucht des Autobahnzubringers Horn-Lehe, stehen mitten zwischen Naturschutz– und Landschaftsschutzgebiet einige Villen.Hier würde die von Bausentor Schulte ins Spiel gebrachte Verbindungsstraße nach Lilienthal durchgehen müssen. Wir riefen zwei Anwohner an.

taz: Was haben Sie gedacht, als Sie gelesen haben, vor Ihrem Haus könnte eine Straße gebaut werden?

Rolf Rempe: Wir leben praktisch in der Flucht der geplanten Straße. Ich habe gedacht: Jetzt ticken sie aus. Natürlich stelle ich selber Verbindungen her zu meinem anderen Thema: Da fehlten ja nur ein paar hundertausend Mark an der Erfüllung des Vertrages mit dem Intendanten Pierwoß. Ich weiß nicht, was so eine Straße kostet ...

... zig Millionen.

Ich sehe wieder: Offenbar ist genügend Geld da in Bremen, man gibt es nur an Stellen aus, die dem Senat wichtiger sind als das Theater.

Haben Sie gedacht, daß da einmal eine Straße gebaut werden könnte, als Sie ihr Haus gekauft haben?

Niemals. Gerade deshalb wollte ich hier leben, etwas entfernt von Verkehr. Dafür nehmen wir auch Nachteile in Kauf, die Kinder haben einen weiteren Weg zur Schule. Aber wir wollten die Naturnähe, das versöhnt uns. Ich blicke gerade aus dem Fenster, da stehen sieben Rehe auf dem gegenüberliegenden Acker. Das wird natürlich vorbei sein.

taz: Herr Stoltze, was haben Sie gedacht, als Sie von den Straßen-Plänen hier durch das Naturschutzgebiet vor Ihrer Haustür hörten?

Hans Stoltze: Ich habe gedacht, das kann nicht wahr sein. Das steht doch unter Naturschutz. Ich haben mich vor dem Bau des Hauses beim Amt für Straßen- und Brückenbau informell erkundigt und zugesichert bekommen, daß es mit dieser Straße nichts wird.

Wann haben Sie gebaut?

1978.

Damals gab es schon die Idee, diese direkte Verbindung von der Autobahnauffahrt Horn-Lehe nach Lilienthal zu bauen?

Die Niedersachsen wollen eine direkte Verbindung haben, wenn sie nach Bremen hinein fahren. Die Lilienthaler waren immer dafür. Wenn der Lange Jammer wirklich einspurig wird wegen der Straßenbahn, dann gibt es ein Verkehrschaos, das ist absehbar. Ich kenne die Verkehrssituation hier zur Rush-Hour.

Was bedeutet das für den Lehester Deich?

Inzwischen steht hier Haus an Haus, da müßte mehrere Häuser abgerissen werden.

Haben Sie mit Nachbarn geredet?

Nein, weil das so neu war, habe ich das noch nicht gemacht.

Können Sie sich vorstellen, was Sie tun, wenn das konkreter wird?

Da muß man wohl eine Art Initiative entwickeln mit den Nachbarn und allen, die dem Gedanken des Landschaftsschutzes positiv gegenüberstehen. Aber vorstellbar ist es mir nicht, weil man ja den Naturschutz nicht aufheben kann.

Glauben Sie?

Ich hatte bisher keinen Grund, dies genauer zu prüfen.

Sie hatten dem Naturschutz vertraut?

Da vertraue ich darauf.

Fragen: K.W.