Diebe wollten Aufmerksamkeit

■ Akten von 37 Krebspatientinnen aus UKE-Archiv entwendet, darunter Hinweise auf die umstrittene Therapiesimulation

„Da hat jemand bewußt ein Chaos hinterlassen“, kommentiert Polizeisprecherin Ulrike Sweden den Diebstahl aus einem Archiv der gynäkologischen Radiologie des UKE. Dort wurden unter anderem Unterlagen aufbewahrt, die dokumentieren, wie sich die Strahlendosis im Gewebe der Krebspatientinnen verteilt. Vor allem wurden dort Bilder archiviert, die mit dem veralteten und nicht mehr genehmigten Therapiesimulator, der unlängst für Schlagzeilen sorgte, gemacht wurden.

Entwendet wurden die Unterlagen just nachdem die Vorwürfe gegen den Leiter der Abteilung, Hans-Joachim Frischbier, via Medien laut wurden – und zwar bereits am 22. Dezember. „Wir haben gleich die Kripo eingeschaltet“, sagt UKE-Sprecherin Marion Schafft. Auch die Türschlösser seien gleich ausgetauscht worden. Das Delikate an der Sache ist, daß Wissenschaftssenator Leonhard Hajen, der die Fachaufsicht hat, erst am vergangenen Donnerstag über die Geschichte informiert wurde. Zu dieser langen Zeitspanne wollten sich gestern weder Behörde noch die Klinik äußern: Das wolle man zunächst unter sich ausmachen, war der gleichlautende Tenor.

Fest steht bisher nur, daß der Diebstahl nicht verheimlicht werden sollte, denn die restlichen Akten lagen verstreut im Raum. Nachdem alle 1500 sogenannten Bildtaschen mit Unterlagen aus den Jahren 1994 bis 1995 durchforstet worden waren, stellte man fest, daß aus 37 der Taschen verschiedene oder alle Dokumente entwendet wurden. Auch wurden Belege falsch einsortiert.

Bei der Staatsanwaltschaft hieß es gestern, in den Fällen, in denen sie gegen Frischbier wegen Falschbehandlung ermittelt, seien die Unterlagen vollständig. Da keine Aufbruchspuren festgestellt werden konnten, geht man davon aus, daß der Täter aus dem Personenkreis stammt, der Zugang zu dem Archiv hatte. Laut UKE sind das Ärzte und technisches Personal. Das „Fachkommissariat für spezielle Straftaten im Gesundheitswesen“ des Landeskriminalamts ermittelt aber nach „innen und nach außen“. Doch bisher ohne Erfolg.

In der Wissenschaftsbehörde wollte man den Vorfall gestern nicht kommentieren. Nur so viel ließ sich Behördensprecher Tom Janssen entlocken: Die Untersuchungskommission, die Senator Hajen wegen des unerlaubten Betriebs des veralteten Therapiesimulators eingesetzt hatte, soll auch die „seltsamen“ Vorgänge um die verschwundenen Akten aufklären. paf