piwik no script img

Kurzes Glück

■ Opern-Aufsichtsrat entläßt den gerade bestellten Geschäftsführer Hermann Kohn

Was hat es in den letzten Wochen in der Hamburger Lokalpresse im Fall des designierten Geschäftsführers der Hamburg Oper Hermann Kohn alles für Unterstellungen, Denunziationen und Filzvorwürfe gegeben. Angeblich ungerechtfertigt hohe Bezüge, Inkompetenz, weil er vorher noch nie in einem Kulturbetrieb gearbeitet habe, ja sogar Kohns frühere DKP-Mitgliedschaft, hetzerisch verpetzt von dem ehemaligen Wirtschaftsprofessor Wilhelm Strobel, wurde von der Sensationspresse zum Anlaß genommen, den nächsten vermeintlichen Kulturskandal herbeizureden.

Gegen alles gab es vernünftige Argumente, aber über die letzte Denunziation ist der jetzige Geschäftsführer der städtischen Hamburg-West Beschäftigungsfirma nun doch gestolpert, weil er selbst nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Petze Strobel hatte nämlich in seinem Schreiben an die Kulturbehörde, das er zur besseren Verbreitung auch einigen Journalisten zuspielte, neben langen Verleumdungen über Kohns linke politische Vergangenheit auch einen Konkurs Kohns aus dem Jahre 1988 mit einer eigenen Computerfirma ausgegraben (taz berichtete).

Weil er gegenüber der Kultursenatorin Christina Weiss diesen Konkurs aber zu einem Vergleich heruntergespielt hatte, sah der Aufsichtsrat der Hamburg Oper sich auf seiner gestrigen Sondersitzung dazu gezwungen, Kohn das Mißtrauen auszusprechen. Mit Mehrheit wurde beschlossen, den am 7. Februar 1996 geschlossenen Anstellungsvertrag „im gegenseitigen Einvernehmen“ möglichst schnell wieder aufzulösen.

Christina Weiss bedauerte in einer Stellungnahme, daß durch diese Entscheidung der Staatsoper ein „nach der Maßgabe seiner Fähigkeiten qualifizierter Geschäftsführer“ verloren ginge, stellte aber auch klar, „daß nach den Ereignissen im Umfeld des Vertragsabschlußes keine Grundlage mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“ bestehe.

Till Briegleb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen