Geburtstagsfeier endete als Tragödie

■ Drei türkische Brüder stehen wegen Mißhandlung von Gästen einer Geburtstagsfeier vor Gericht, bei der ein Thailänder starb. Sie ziehen polizeiliche Aussagen zurück und decken sich gegenseitig

Bianca B. wollte ihren 18. Geburtstag mit all ihren Verwandten, Freunden und Bekannten feiern. Etwa vierzig Gäste hatte sie in die Wohnung ihrer Eltern in der Fürbringerstraße eingeladen, unter ihnen einige türkische und thailändische Freunde. Bei dem ständigen Kommen und Gehen fiel eine Gruppe von fünf türkischen Jugendlichen zunächst nicht auf. Als sie anfingen, Gäste anzupöbeln und eine Kamera und Parfüm vermißt wurden, katapultierten Biancas Eltern die ungeladenen Gäste hinaus. Das ausgelassene Fest am 26. Mai letzten Jahres endete schließlich mit einer blutigen Auseinandersetzung, bei der ein thailändischer Gast starb.

Seit gestern müssen sich drei türkische Brüder vor Gericht verantworten. Soner C. (19) wird vorgeworfen, den Thailänder T. durch fünf Messerstiche in den Rücken getötet zu haben. Das Opfer starb trotz einer Notoperation wenige Stunden später. Bülent C. (21) ist angeklagt, den Zeugen Thomas B., den Cousin des Geburtstagskindes, mit einem Messer in beide Oberschenkel gestochen zu haben. Außerdem soll er mehrmals mit einem mehr als einen Meter langen Erdnagel, der zur Baustellensicherung verwendet wird, auf zwei Thailänder eingeschlagen haben. Soner C. verweigerte die Aussage. Ein Sachverständiger wird wegen „Auffälligkeiten in seiner Entwicklung“ und Drogengebrauchs ein Gutachten erstellen.

Bülent C. zog fast alle Angaben, die er bei der Polizei gemacht hatte, zurück. Entgegen seiner polizeilichen Aussage will er seinen Bruder Soner nicht am Tatort gesehen haben. Er sei unter Druck gesetzt worden. Er hatte zu Protokoll gegeben, daß er nach der Auseinandersetzung nachts nicht mehr habe schlafen können und sich „irgendwie mitschuldig“ gefühlt habe. Seine Aussagen waren für den Vorsitzenden Richter „schwer nachvollziehbar“. Die Aussage des dritten Angeklagten Recep C., der sehr nervös war, wurde nach wenigen Minuten auf Antrag seines Verteidigers unterbrochen. „Das weicht total ab von dem, was wir gesagt haben“, so der Anwalt. Recep C. hatte gesagt, daß er und etwa sechs andere türkische Jugendliche von „50 Leuten mit Baseballschlägern und Flaschen“ angegriffen worden seien.

Der Zeuge Thomas B. schilderte, daß es bereits in der Wohnung zu einem Wortwechsel zwischen einem Türken und einem Thailänder gekommen sei. Der Türke habe zu dem Thailänder gesagt „Ich habe deine Mutter im Puff gefickt.“ Nachdem der Thailänder den Türken rausgeworfen habe, habe dieser gesagt, daß er die „36 Boys“, eine Straßengang, holen werde. Dann seien etwa 20 Leute angerannt gekommen und hätten mit Messern zugestochen. Seine Schwester Gabriele B., die Bülent C. gegen Ende der Schlägerei festhielt und von Soner C. mit einem Messer bedroht wurde, sagte, daß sie das Gefühl hatte, daß Soner C. unter Drogen stand: „Er hatte so einen Wahn im Auge.“ Der Prozeß wird nächsten Montag fortgesetzt. Barbara Bollwahn