Viele neue Plastikkarten von der Citibank

■ Post und BahnCard-Kunden haben viel Arbeit, damit die richtige Halbpreiskarte beim Auftraggeber ankommt. Fotos und Zweiklassensystem stürzen Bearbeiter in Verwirrung

Krefeld (taz) – „Langsam wird es albern – und auch nervig“, sagt Andrea Wipperfürth (Name geändert) aus Krefeld. Im Wochenrhythmus bekommt die Diplompädagogin Post vom „Citibank- BahnCard-Service“ in Nordhorn. Inhalt: jeweils eine neue und jedesmal eine andere Art von BahnCard. Drei Stück sind es bis jetzt schon. Nur die gewünschte ist noch nicht dabei.

Es beginnt mit dem entsprechenden Antrag. Doch schon der ist, seit es den Bahnhalbpreis in Kombination mit der Citibank-Visa-Kreditkarte gibt, nicht gerade einfach. Und er ist unausgegoren: Ehemann Bernd Rogge bestellt für sich, „aus beruflichen Gründen“, eine BahnCard First (440 Mark). Als zweite wird eine normale zum PartnerIn-Halbpreis (110 Mark) gewünscht. Als Bankverbindung sieht der Antrag nur eine Kontonummer vor: „Lebensfremder Unfug“, sagt Andrea Wipperfürth, als hätten zwei Personen, wenn auch Partner im Sinne des Antrags, nur ein Konto für alle Zwecke.

Entsprechende Nachfragen bei den Servicestellen der Deutschen Bahn und hilfsbereiten Reisebüroangestellten bringen verschiedene Lösungsansätze und letztlich folgenden Kompromiß: zwei Anträge ausfüllen, aber zusammenheften und mit Querverweisen versehen. Alles bezahlen und ab damit via Reisebüro samt der gewünschten zwei Paßbilder nach Nordhorn.

Als erstes bekommt Bernd Rogge einen mysteriösen Formbrief – aus den Niederlanden, was bis zu vier Tage länger dauert, aber für eine Firma in Nordhorn, gleich an der Grenze, ein paar Pfennige Ersparnis bedeutet. „Leider“, heißt es, könne man ihm nur eine BahnCard ohne Foto zustellen, da „wir von Ihnen kein Foto erhalten oder das Foto aus technischen Gründen nicht zu verarbeiten“ gewesen sei. Dazu hilfreiche Tips, wie Rogge beim nächsten Versuch „Kinnspitze und obere Kopfpartie“ auf einem Bild auszurichten habe.

Aller Protest per Fax wird ignoriert; am nächsten Tag ist, als hätte es den ersten Brief nie gegeben, eine ganz normale BahnCard First mit Foto im Briefkasten.

Andrea Wipperfürth muß derweil noch einmal erklären, welche Art Karte sie will. Eine Woche später kommt auch ihre BahnCard – mit drei Überraschungen: 1. ohne Foto, 2. vorläufig gesperrt, dafür aber 3. als BahnCard First mit 4. sogar 14monatiger Laufzeit. Der Protestanruf in Nordhorn, Punkt1 betreffend, ergibt die Zusage, in der Fotoabteilung werde nachgefragt. Die Sperrung, die bei Karten ohne Foto aus Sicherheitsgründen immer erfolge, soll aufgehoben werden.

Dann folgten nacheinander: die Geheimnummer der ersten Karte, dann die zweite BahnCard (diesmal mit dem wiedergefundenen Bild und freundlicherweise wieder als First), dann eine erneute Geheimnummer. Und schließlich eine dritte BahnCard, mit neuen Neuerungen: 1. nur noch als Second ausgestellt, 2. skurrilerweise als Basis- statt Zusatzkarte, dafür 3. wieder mal ohne Foto, aber 4. auch nicht gesperrt, erstmals mit 5. „persönlichem Verfügungsrahmen“ statt dem schnöden Hinweis „siehe Rechnung“ und als Dreingabe 6. einem neuen Initial im Namen. Erklärungen, Hinweise: Fehlanzeige. Wohl aber bald darauf wieder eine neue Geheimzahl – der inzwischen 12. Brief aus Nordhollandhorn.

„Was in meiner Sammlung aber immer noch fehlt“, sagt Andrea Wipperfürth, „ist eine ganz schlichte Zweiter-Klasse-PartnerIn-Zusatzkarte mit Foto, so wie bestellt.“ Bis dahin sind rechnerisch noch weitere 28 jeweils unterschiedliche Karten denkbar. Und ein BahnCard-Quartett-Spiel wäre komplett.

Vielleicht aber, tröstet sich Rogge, „schicken die, gaga wie sie offenbar sind, die Rechnungen nachher an ganz andere Leute.“ Ohne Foto, aber first class. Thomas Müllijans