Das Portrait
: Staubsauger im Äther

■ Gerhard Güllich

Er soll neuer Chef beim Pullacher Geheimdienst werden: Konteradmiral Gerhard Güllich Foto: dpa

Die Öffentlichkeit konnte erstmals im Frühjahr 1993 einen Blick auf Konteradmiral Gerhard Güllich werfen. Entgegen der sonst üblichen Gewohnheit unter den Geheimdienstlern gab der Chef der Abteilung Technische Aufklärung beim Bundesnachrichtendienst in Pullach ein Interview. Es war in mehrfacher Hinsicht eine Premiere: Erstmals trat ein BND-Mann unter seinem richtigen Namen auf und – unter Schlapphüten besonders verpönt – ein Foto des Gefragten zierte das Spiegel- Gespräch. Erstaunlich war auch, was der Mann da zum besten gab. „Mit unserer Technischen Aufklärung können wir Fernmeldeverkehre über Kurzwelle, Richtfunk und Satelliten empfangen, also alles, was nicht leitungsgebunden ist. Aus der Masse filtern wir mit Hilfe von Wortbanksystemen das heraus, was für uns von Interesse ist und im Auftrag des Dienstes liegt.“ Für den immensen Aufwand, den der BND bei dieser Art Überwachung treibt, prägte Güllich folgenden schönen Begriff: „Ich vergleiche es gerne mit einem Staubsauger im Äther.“

Güllichs Medienauftritt war keineswegs der Ausdruck einer neuen Pullacher Offenheit. Nach dem Fall der Mauer und der Auflösung der alten Blockkonfrontation war es lediglich der erfolgreiche Versuch, dem Geheimdienst bei der Verbrechensbekämpfung neue Aufgabenfelder zu erschließen.

Wenn der Kanzler Güllich zum BND-Präsidenten befördert, wird es von dem ein oder anderen heißen, Kohl kenne seinen Pappenheimer. Denn Güllich wurde 1938 in der gleichnamigen mittelfränkischen Ortschaft geboren. Nach dem Abitur bewarb sich der Mann bei der Bundesmarine, zuletzt war er dort der Chef einer Fernmeldeaufklärungsstation. 1969 wurde Güllich zum BND versetzt, 1987 stieg der SPD- Mann dort zum Leiter der Abteilung Zentrale Aufgaben auf, 1991 dann zum Chef der Abteilung Technische Aufklärung. Den Posten des BND-Vize bekleidet er seit 1994. In Bonn wird Güllich zugetraut, den Dienst besser führen zu können als der glückslose Konrad Porzner. Besser dürfte in diesem Zusammenhang aber nur heißen, daß er die internen Pullacher Ränkespiele durchschaut. Kurz: Mit Präsident Gerhard G. Güllich soll Ruhe im krisengeschüttelten Dienst einkehren. Man kann es aber auch anders formulieren: Es muß sich vieles ändern, damit alles beim alten bleibt. Wolfgang Gast