Kommentar: Schulte beugt vor
■ Straßenplan als Schutz vor der Partei
Bausenator Schulte denkt weit voraus, damit ihn der Beschluß des Senats, mit dem Bau der Straßenbahnlinie 4 sofort zu beginnen, nicht später mal vom Stuhl stürzt. War doch die Bleifußfraktion seiner Partei von Anfang an gegen den Quatsch mit dem ÖPNV in Borgfeld. Und würde Schultes Karriere schnell beenden, müßte er den Blechlackfetischisten für die Gleise die Überholspur wegschraffieren. Da erklärte der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Pflugradt gestern: „Wir beharren auf unserer Forderung, daß vor dem Baubeginn des ersten Bauabschnitts die Verkehrsführung für den zweiten Bauabschnitt konkret definiert sein muß.“
Ist sie aber nicht und wird sie auch nicht. Mit dem Verlegen der Gleise wird noch in diesem Jahr begonnen, konkrete Vorschläge für die Trasse zwischen Horn und Lilienthal gibt es frühestens Anfang 97. Schultes öffentlichkeitswirksam plazierte Idee, die Autos künftig vierspurig durchs Naturschutzgebiet Hollerland brausen zu lassen, dient deshalb lediglich der eigenen Entlastung. „Ich wollte ja nur das beste für Euch“, ruft er damit den Bleifüßen zu. Doch am Ende wird sich zeigen, daß das Naturschutzgebiet für eine Stinkestraße gar nicht aufgehoben werden darf. Wenn Schulte dann die Schultern zuckt und die Straßenbahn eben doch auf die Autopiste im Langen Jammer schickt, kann ihm parteiintern zumindest niemand vorwerfen, er habe es nicht versucht. Dirk Asendorpf
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