Baustopp am Tunnel steht bevor

■ Pleite des Maculan-Konzerns: Erdarbeiten im Tiergarten droht Abbruch. Konkursverwalter wickelt die Baufirma ab

Noch graben sich die Bagger entlang der Entlastungsstraße im Tiergarten in die Erde. „Wir machen erstmal weiter“, sagen die bayerischen Bauarbeiter, die den Tunnel für die Bundestraße 96 ausheben. Wie lange die Arbeiten für das Prestigeprojekt unter dem zukünftigen Regierungsviertel allerdings noch fortgesetzt werden, weiß niemand. „Wenn das Geld ausbleibt, kann schon morgen Schluß sein“, heißt es in den blauen Bürocontainern der Bauleitung am Reichtstag, auf denen der Schriftzug des Unternehmens „Maculan“ zu lesen ist.

Denn die Maculan AG ist pleite. Der zweitgrößte Baukonzern Österreichs – mit rund 4.000 Arbeitsplätzen auch einer der wichtigsten Bau-Arbeitgeber Ostdeutschlands – beantragte am vergangenen Donnerstag die Gesamtvollstreckung. Infolge dieser juristischen Variante des Konkurses können zehn verschuldete Maculan-Tochterfirmen zwischen Elbe und Oder nicht mehr über ihre Konten verfügen. Das hat Folgen für den Tiergartentunnel: Maculan organisiert das ganze Projekt, kann aber jetzt die beiden Subunternehmer Bauer und Tiefbau Berlin nicht mehr bezahlen, die gegenwärtig die Erdarbeiten ausführen. Wenn das bereits überwiesene Geld verbaut ist, stehen die Bagger still.

Alle Hoffnungen des Senates und der knapp 2.000 Berliner Maculan-Beschäftigten richten sich deshalb auf den Konkursverwalter Peter Leonhardt, einen Berliner Rechtsanwalt, der im Auftrag des Amtsgerichts Charlottenburg seit gestern die Geschicke der angeschlagenen Firma leitet. Kann er schnell neue Kredite besorgen und die Tiefbau Berlin GmbH, ebenfalls eine Maculan-Tochter, aus dem Konzern herauslösen, werden die Bauarbeiten im Tiergarten nicht gestoppt. Der Konkursverwalter hat die Aufgabe, die überlebensfähigen Konzerntöchter zu sanieren, die maroden abzuwickeln.

Von der Tiefbau GmbH abgesehen, sieht es für die übrigen Berliner Maculan-Töchter und ihre Belegschaften allerdings schlecht aus. Im Konkursverfahren werden die Unternehmen vermutlich verkauft und im besten Fall einen Teil ihrer Arbeitsplätze einbüßen. Hannes Koch