Beisheim und Kirch sind am Drücker

Metro-Besitzer Beisheim hilft Leo Kirch beim digitalen Fernsehen. Joint-venture mit der Vebacom. Jetzt konkurrieren zwei verschiedene Decoder – den Schaden hat der Verbraucher  ■  Von Michael Rediske

Berlin (taz) – Ein halbes Jahr lang machte Leo Kirch ein großes Geheimnis aus seinen Plänen für das digitale Fernsehen. Eine satte Million Decoder hatte er bei Nokia bestellt – aber wie wollte er die an den Mann und die Frau bringen? Seit gestern wissen wir, was lange vermutet wurde: Verkaufen soll sie sein Freund Otto Beisheim in dessen Metro- und Saturn-Läden. Die Metro-Gruppe hat gemeinsam mit der Vebacom eine „Digital-TV- Gesellschaft“ gegründet, die „alle Dienstleistungen anbieten soll, die der Zuschauer zum Empfang digitaler Programme benötigt“. Dazu wird nicht nur der Vertrieb des Kirch-Decoders („d-Box“) gehören, sondern auch der Betrieb des Zugangskontrollsystems für Pay-TV und die Abrechnung und Abonnenten-Betreuung. Für letzteres bringt die Vebacom mit ihrem Mobilfunk das nötige Know- how mit.

Der Spiegel hatte schon letzte Woche über die Vorbereitungen für ein solches Unternehmen berichtet. Danach sollten auch die Daimler-Benz-Tochter debis und die Firma Richemont des Südafrikaners Johann Rupert beteiligt werden. In der neuen Gesellschaft sind dagegen nur Vebacom und Metro mit je 50 Prozent – „zunächst“, wie es in der Presseerklärung der Vebacom heißt. Diese Andeutung dürfte allerdings nicht auf den Pay-TV-Veranstalter Richemont zielen: Denn an der Gesellschaft werden nach Auskunft der Vebacom „keine Inhalteanbieter beteiligt“.

Mit dem Versprechen, einen „offenen, diskriminierungsfreien Zugang zu digitalen TV-Dienstleistungen“ zu sichern, kommt man Forderungen der Medienanstalten entgegen, die darauf drängen, daß die Allianzen der Medienkonzerne – hier Bertelsmann/CLT/Canal+, dort Kirch/Rupert – das digitale Fernsehen nicht unter sich ausmachen und Newcomern den Zugang versperren.

Geplatzt ist mit der Entscheidung der Vebacom in jedem Fall der Versuch, alle am digitalen Fernsehen Beteiligten auf einen gemeinsamen Decoder zu einigen. An den Treffen der dafür geplanten Multimedia Betriebsgesellschaft (MMBG) hatte sich die Kirchgruppe in der letzten Zeit nicht mehr beteiligt. Die Telekom hatte sich de facto auf den Konkurrenzdecoder von Bertelsmann und Canal+ festgelegt. Eine Mehrheit von 51 Prozent sollten an der MMBG die Deutsche Telekom und die Vebacom zusammen halten. Nun gibt es zwei Gesellschaften – mit zwei Decodern. Kirch setzt offenbar darauf, der schnellere zu sein. Seine Allianz will die ersten „Feldtests“ mit den Decodern im Frühjahr beginnen und den „vollen Markteintritt“ bis zum 1. September wagen.