Krieger der Sterne

■ Daimler-Boß Jürgen Schrempp tut alles, um die Aktionäre zu beglücken

Nach erfolgreichen Verhandlungen bevorzugt der Herr Chianti. Vor dem Genuß desselben steht Jürgen Schrempp in dem Ruf, schnelle Entscheidungen im Alleingang zu treffen. Seit 1995 leitet Schrempp nicht mehr nur die Geschicke der Luftfahrttochter Dasa, sondern des gesamten Daimler-Konzerns. Er ist bekannt als „Machertyp, als Mann mit schneller Auffassungsgabe, im persönlichen Umgang zunächst sympathisch, der aber auch ansatzlos zuschlagen kann“.

Seine Daimler-Laufbahn begann 1967 als Kfz-Mechaniker in Freiburg. Nach Lehrjahren in Stuttgart, Südafrika und den USA beauftragte Edzard Reuter den „Automobilmann“ (Schrempp über Schrempp) 1989 mit einer Jahrhundertaufgabe: Als Chef der neuen Daimler- Tochter Dasa möge er ein deutsches Luft- und Raumfahrtimperium errichten. Davon hatten bereits Helmut Schmidt und Franz Josef Strauß geträumt. Schrempp setzte zum Durchmarsch an: Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird er die deutsche Luftfahrtindustrie aufgebaut haben – und gleich wieder abreißen. Arbeiteten 1989 70.000 Menschen bei Dasa, waren es 1993 82.000 – inklusive Fokker – , sollen bis 1998 noch 38.000 Arbeitsplätze übrigbleiben. Während er fortwährend Gewinne für die Dasa prognostizierte, 1993 gar versprach, „wir werden ab 1995 wieder schwarze Zahlen schreiben“, kletterten die Verluste in schwindelerregende Höhe auf 4,3 Milliarden Mark 1995.

Das Traumgespinst vom integrierten Technologiekonzern wird von Schrempp auch seit der Übernahme von Daimer mit brachialer Gewalt zerfetzt. An einer ernsthaften Krise in der Automobilbranche könnte Daimler momentan komplett zerbrechen. Schrempps Karriere blieb davon unberührt. Allen Verlusten zum Trotz steigen auch die Aktien weiter: Ende vergangener Woche notierte die Daimler-Aktie bei 810 Mark gegenüber 686 Mark bei Schrempps Amtsantritt im Mai 1995. Der Gewinn auf dem Papier: 6,5 Milliarden Mark. Schrempp freut sich: „Die Ertragslage so gestalten, daß unsere Aktionäre Freude an uns haben. Das ist unsere Aufgabe Nummer eins.“ Florian Marten