Jetzt Bombast und Euphorie

■ Die Folk-Songwriter The Walkabouts sind jetzt ganz unseattlesk poppig

Vielleicht befanden sich die Walkabouts, die Band um das Paar Chris Eckman und Carla Torgerson, bisher einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. In ihrer persönlichen und musikalischen Umgebung Seattle fristeten sie mit ihren wehmütigen, dunkel-tiefen Folk-Songs und ihrer eher moderaten Auffassung von Rockmusik jahrelang ein romantisches Einsiedlerdasein.

Auf ihrem neunten Album Devil's Road bekennen sie sich nach langem Kampf nun doch noch zum erträumten, balladesken Pop im Stile von R.E.M., den Cranberries oder Nick Cave. Zweifellos hat das Quartett mit der graduellen Entwicklung seines Sounds – im Gegensatz zu den oft schon wieder aufgelösten Seattle-One-Hit-Wonders – Geduld und Weitsicht bewiesen.

Dennoch kann Walkabouts-Songwriter Chris Eckman in seiner höflich-bescheidenen Art selbst dem MTV-Hype noch etwas Positives abgewinnen, wenn er mit seiner wohlig-tiefen Stimme erklärt: „Vor der Grunge-Explosion war das Seattle eine ziemlich langweilige Stadt. Jetzt spielen in den Clubs aufregende Bands und es passiert einfach viel.“ Auf Devil's Road konnten sich die Walkabouts auch endlich einen anderen Kindheitstraum erfüllen: Statt der bisher spartanisch eingesetzten ein oder zwei Geigen konnten sie nun gar die groß angelegten Streicherarrangements des Warschauer Philharmonie-Orchesters in ihre Songs integrieren. Der klassische Einfluß macht die Walkabouts gefälliger, bringt einen Hauch von Bombast in verträumte Ohrwürmer wie den optimistischen Opener „The Light Will Stay On“ und unterstreicht ihr neues Selbstverständnis als Folk- und Country-orientierte Popband.

„Auch wenn es in der Walkabouts-Musik nicht immer zum Ausdruck kam, mochte ich Popmusik schon immer wirklich gern“, überrascht Chris Eckman sicherlich manch alten Walkabouts-Fan und setzt noch einen drauf: „Weißt Du, es gibt nichts, was so toll ist, wie ein wirklich guter Pop-Song, den du im Radio hörst, von ihm überwältigt bist und ihn immer wieder hören möchtest. Ich mag nicht nur die Beatles, die Beach Boys, die frühen Smith oder Prefab Sprout, auch wirklich blödes Zeug wie Blur oder die Pet Shop Boys.“

Gegenüber den Pet Shop Boys befinden sich die Walkabouts jedoch zumindest in einer Hinsicht in einem entscheidenden Vorteil: Ihre Songs lassen sich zweifellos stilgerechter auf eine Bühne transportieren.

Timo Hoffmann

So., 10. März, Logo, 21.30 Uhr