Knetgummi schlicht ergreifend

■ Der neue Wallace & Gromit: Spannung und Hundeherz

Als vor ungefähr zwei Jahren Wallace und Gromit zum ersten Mal auf deutschen Leinwänden erschienen, war das Staunen groß. So unterhaltsam, so begeisternd hatte man bis dahin selten animierte Knetgummifiguren ihre Geschäfte verrichten sehen: Echte Geschichten, nicht nur ein Rahmen für drolligen Humbug, präzise Charakterisierung, detailgenauer Bildaufbau und eine in Schnitt, Kameraeinstellungen und Dramaturgie filmische Aufbereitung. Animator und Regisseur (!) Nick Park hatte einfach seine Figuren (ein erfindungsreicher englischer Durchschnittsbürger und sein intelligenter, häufig mit Schadensbegrenzung beschäftigter Hund) ernst genommen.

Nach dem großartigen Erstling The Wrong Trousers, einer Detektivgeschichte mit Actionfinale, kommt jetzt A Close Shave (Wallace und Gromit unter Schafen). Dem Krimi ist Park damit treu geblieben, und die Actionsequenzen sind sogar noch größer, schneller und aberwitziger, aber A Close Shave ist auch noch ein wirklich großes Melodram. So führt Wallaces stille, leidenschaftliche Liebe zur Wollhändlerin Wendoline ins Zentrum eines diabolischen Verbrechens. Grausame Verbrechen an Dutzenden von Schafen sind geplant. Was hat Wendoline damit zu tun? Weshalb hat ihr grimmiger Hund ein solches Interesse an Wallaces jüngster Erfindung? Wird Gromit das Schlimmste verhindern? Nichts davon sei hier verraten, nur daß Park die Konsequenz besitzt, einen so romantisch-tragischen Schluß zu inszenieren, daß man sich an die großen Liebespaare der Filmgeschichte erinnert fühlt. Den Tränen jedenfalls kann kaum noch Einhalt geboten werden.

Sven Sonne Abaton, Zeise