Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Astoria – Es war einmal ein Varieté Deutschland 1994, R: Rolf Wolle

Der Film erzählt die Geschichte des glorreichen Bremer Nachtlebens in der guten Tradition der „oral history“, und das Kino ist das ideale Medium, Zeit erfahrbar zu machen. (hip)Kino 46

Atame - Fessle mich! Spanien 1989, R: Pedro Almodovar, D: Victoria Abril, Antonio Banderas

„Ricky ist Psychopath, frisch aus der Anstalt entlassen. Jetzt will er heiraten und eine Familie gründen. Also entführt er Marina, die einzige Frau, die er kennt. Aber sie will nicht. Also muß er sie knebeln und fesseln. Sie wird ihn schon lieben, wenn sie ihn erst kennengelernt hat. Und so geschieht es. Ficken kann Ricky zum Glück richtig gut (Almodovar filmt das mit Vorliebe von oben), es folgen Landidyll und Familienglück, und Morricones softe Computermusik lullt uns noch beim Abspann ein. Das sind die restlichen 100 Minuten. Almodovar kann Pornos filmen und Werbespots, sonst nichts. Im Kino zappelt jedes seiner Bilder hilflos auf der Leinwand wie das Plastikmännchen zwischen Marinas Brüsten.“ (taz) Kino 46

C

Casino USA 1995, R: Martin Scorsese, D: Robert De Niro, Sharon Stone

"In diesem Film kehrt der Regisseur wieder in die Welt der Mafia zurück, die er schon so fesselnd in „Mean Street“ und „Good-Fellas“ beschrieben hat. Während er die mit viel Gewalt angefüllte Geschichte von zwei guten Freunden und der Frau, die sie auseinanderbringt, erzählt, hat Scorsese offenbar keine neue Einsichten in die amoralische Lebensweise seiner Protagonisten gefunden. Ja, die Inszenierung ist packend und virtuos, wie fast immer bei Scorsese, aber statt die Themen des Films expressiv zu verschmelzen, lenkt sein cineastisches Feuerwerk uns hier nur von dem Vakuum ab, das sich im Kern des Films auftut.“ (Worldpremiere) Europa

Copykill USA 1995, R: Jon Amiel, D: Sigourney Weaver, Holly Hunter

„Ihre Spannung bezieht die raffiniert angelegte Story aus einem Katz- und Maus-Spiel, in das der Zuschauer gnadenlos hineingezogen wird. Daß darüber hinaus mit Sigourney Weaver und Holly Hunter zwei starke Frauen die Hauptrollen spielen, ist ein weiterer Pluspunkt dieses Psychothrillers. „Copykill“ kann es in mancher Hinsicht mit dem „Schweigen der Lämmer“ aufnehmen.“ (TV-Spielfilm)UFA-Stern

D

Dangerous Minds – Wilde Gedanken USA 1995, R: John Smith, D: Michelle Pfeiffer u.a.

„Der Club der toten Dichter“ im Ghettoland. Diese Expedition in den „Blackboard Jungle“ ist peinlichst politisch korrekt und wäre nicht viel mehr als gut gemeint, wenn Michelle Pfeiffer in der Rolle der tapferen Lehrerin nicht so umwerfend wäre.“ (hip) City

D'Artagnans Tochter Frankreich 1994, R: Bertrand Tavernier, D: Sophier Marceau, Philippe Noiret

„Nicht die Musketiere treiben die Handlung voran, sondern Eloise, die Tochter von D'Artagnan, die in einem Kloster lebt. Tavernier hat gesagt, dies sei eine Hommage an die Actionfilme seiner Jugend, und dem Film ist eine für den Regisseur ganz untypische Unbeschwertheit eigen. Man spürt, daß es auch einen ganz anderen Tavernier gibt: den mit einer unbändigen Lust an der Klamotte.“ (epd-Film) Gondel

Divinas Palabras (Göttliche Worte) Spanien 1987, R: Jose Luis Garcia Sanchez, D: Ana Belen, Paco Rabal / Originalfassung mit Untertiteln

„Mari Gaila und ihre Schwägerin „erben“ von einem verstorbenen Verwandten einen mißgestalteten Zwerg, mit dem sie durch Jahrmarktsauftritte ihr Geld verdienen wollen. Der Film basiert auf einer gleichnamigen Tragikkomödie aus dem Jahr 1920 von Ramon de Valle-Inclan, dem Hauptvertreter des grotesken „Esperpento“. Kino 46

E

Ein amerikanischer Quilt USA 1995, R: Jocelyn Moorhouse, D: Winona Ryder, Anne Bancroft, Ellen Burstyn, Jean Simmons

„Dieses Weichzeichner-Idyll versammelt ein Kaffeekränzchen dezent angejahrter Aktricen, um über die Liebe, die Treue und den Mann zu sinnieren. Anlaß ihrer Reminiszenzen: eine Studentin namens Finn (Winona Ryder), die sich nicht recht zum sogenannten Lebensbund entschließen kann. Selbst der grandios grantelnden Anne Bancroft gelingt es nicht, den Saccharingehalt dieses sentimentalen Seniorinnen-Reigens zu senken.“ (Der Spiegel) Schauburg

Ein Geschenk des Himmels – Vater der Braut 2 USA 1995, R: Charles Shyer, D: Steve Martin, Diane Keaton

„Noch mehr Vaterfreuden: Nach dem Remake von Vincente Minellis „Vater der Braut“ nun die Fortsetzung des Remakes. Diesmal sieht sich Steve Martin doppeltem Kummer gegenüber. Nicht nur läßt ihn die Ankündigung seiner Tochter, Mutter zu werden, sich plötzlich furchtbar alt fühlen, sondern es führt eines der Gegenmittel – spontaner Sex auf dem Küchenboden – auch noch zur Schwangerschaft von Ehefrau Diane Keaton. Das dünne Drehbuch wird mit zusätzlichen Komplikationen aufgepeppt, einschließlich einer Parallelgeburt als Finale, und ist in jedem Moment vorhersehbar.“ (tip) Ufa-Stern

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) SWchauburg, UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam Großbritannien 1995, R: Christopher Monger, D: Hugh Grant, Colm Meany

„Dieser Film hat etwas, das man ansonsten eher Menschen zuschreibt: innere Werte. Hugh Grant zieht mit seinem hilflosen Kleinjungendackelblick, dem linkischen Achselzucken und dem spitzbübisch grübchenbildenden Lächeln seine zwischenzeitlich hinlänglich strapazierten Register als richtiger Mann am falschen Ort, den man liebzuhaben hat.“ (epd-Film) UFA-Stern

F

Familienfest und andere Schwierigkeiten USA 1995, R: Jodie Foster, D: Holly Hunter, Anne Bancroft

„Thanksgiving ist Amerikas Fest der Feste. Die Familien kommen zusammen, um bei kalorienreichen Gelagen Freundschaften und Fehden zu pflegen. Daß aus der Schlemmerei rasch ein Schlachtfest werden kann, zeigt Jodie Foster in ihrer zweiten Regiearbeit. Diese ist ein Frontbericht vom Zusammenprall unterschiedlicher Charaktere. Der eine oder andere bittere Moment der Wahrheit kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Jodie Foster im Grunde eine Hymne an Nestwärme und Familienwerte gelungen ist, die mit einem Schuß Sentimentalität menschliche Schwächen beobachtet, ohne diese bloßzustellen.“ (D. Lackner) Schauburg und UT-Kino /Originalfassung im UFA-Palast

Four Rooms USA 1995, R: Quentin Tarantino, Robert Rodriguez, Alexandre Rockwell, Allison Anders, D: Tim Roth, Jennifer Beals, Antonio Banderas

„Eine coole Idee: Vier junge Regisseure, alle gerade hip und miteinander befreundet, machen gemeinsam einen Film - jeder zieht seine eigenen Fans ins Kino, die All-Star-Besetzung tut das ihrige dazu, und schon klingeln die Kassen. Ein Konzept, das nur während der Vorbereitungsphase dieses Werkes funktionierte, der Film ist eine herbe Enttäuschung. Ort und Zeit sowie eine durchgehende Figur halten die vier Geschichten zusammen: Silvesternacht in einem Hotel in Los Angeles. Geradezu unerträglich wird der Film durch das Spiel von Tim Roth als Page, der wie eine Mischung aus Jim Carrey und Daffy Duck agiert. (tip) Schauburg, Filmstudio

Freispiel Deutschland 1995, R: Burghard Steger

Ein Film/Musik-Projekt mit Musikern von Can, Fehlfarben, Einstürzende Neubauten, Element of Crime, Guru Guru, Kraan, New Order, Rainbirds u.a. „Was kann dabei herauskommen, wenn Musiker der nationalen und internationalen Rock-Avantgarde mehrere Tage ohne musikalische Vorgaben aufeinandertreffen? Das endet entweder im vollständigen Chaos der Klänge - oder wird zu einem einzigartigen Filmprojekt wie „Freispiel“, das in der internationalen Rockszene bisher ohne Beispiel ist.“ (Produktionsnotizen) Modernes

G

Goldeneye Großbritannien 1995, R: Martin Campell, D: Pierce Brosnan, Gottfried John, Sean Bean, Famke Janssen

„Vor lauter Feuerzauber und Explosionsgetöse bleibt dem neuen Bond nicht viel Raum und Zeit, seinen männlichen Charme und seine gute Manieren auszuspielen.“ (Der Spiegel) UFA-Stern, UT-Kinocenter

H

Heat USA 1995, R: Michael Mann, D: Robert De Niro, Al Pacino

„Clever war es, „Heat“ tatsächlich als Tragödie zu inszenieren. Michael Manns Film ist das klassische Drama zweier ewig zweifelnder, fatalistischer Männer, eingebettet in einen effizient und spannend gedrehten Thriller. Die Geschichte zweier tragischer Helden, die in dem festen Glauben, die Welt würde nach den von ihnen entworfenen Regeln funktionieren, Sympathieträger und Loser zugleich sind. Zum Schluß möchte man niemanden sterben sehen, so sehr sind die Grenzen zwischen Gut und Böse ambivalent geworden, ist das Scheitern im Menschlichen in den Vordergrund gerückt. Ein großer Film.“ (taz) UT-Kinocenter, UFA-Palast

Hera Linds - Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Krol

„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen ? Hera Linds Erfolgsroman „Das Superweib“ lieferte Sönke Wortmann und Produzent Bernd Eichinger die Vorlage für die Komödie um Franziska, die durch Zufall zur Bestsellerautorin wird. Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man auch dem Film an, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, UFA-Palast

J

Jumanji USA 1995, R: Joe Johnston, D: Robin Williams, Bonnie Hunt, Kirsten Dunst und die Drolly Dinos

„Von diesem Brettspiel träumen Kinder von 6 bis 60: Kaum fallen die Würfel, ist der Teufel los. Da verwandelt sich das Haus in einen Urwald, Affen plündern den Kühlschrank. Nicht mehr ganz so lustig ist es, als ein Junge von dem Spiel verschluckt wird. Um der Klamauk-Geschichte etwas schauspielerische Tiefe zu verleihen, muß Hollywoods Allzweckwaffe ran: Robin Williams. Doch der lustige Mann mit dem traurigen Kindergesicht stapft ein wenig ratlos durch das computeranimierte Urwald-Chaos.“ (Prinz) UT-Kino, Ufa-Palast

K

Kleine Morde unter Freunden Großbritannien/Schottland 1993, R: Danny Boyle, D: Kerry Fox, Christopher Eccleston

„Als drei schottische Yuppies einen Geldschatz finden, hält in ihrer Wohngemeinschaft der Horror Einzug in Gestalt einer verwesenden Leiche und zweier Killer, die die Beute brutal für sich beanspruchen. Boylers exzentrisches Kinodebüt ist mehr als eine makabre Kriminalkomödie, im Grunde ist es ein entlarvendes Psychogramm einer Gesellschaft, in der Opportunismus, Habgier, Gemeinheit, Gewalt und Lüge das Leben bestimmen.“ (tip) Gondel

Die Kommissarin UDSSR 1967/87, R: Aleksandr Askoldov, D: Nonna Mordjukowa, Rolan Bykov

„Einzigartig aber in der Geschichte der sowjetischen Kinematographie ist „Die Kommissarin“, deren Sujet und Ästethik an Isaak Babels Erzählungen um „Budjonys Reiterarmee“ erinneren, durch die kreatürliche, physische Intensität, mit der Askoldov eine sowohl liebe- als auch humorvolle Beschreibung jüdischen Lebens im Schatten immer gegenwärtiger Gefahren gelingt.“ (Wolfram Schütte) Kino 46

L

Laberinto de Pasiones Spanien 1982, R: Pedro Almodovar, D: Marta Fernandez, Antonio Banderas /Originalfassung mit Untertiteln

Almodovar reiht eine Geschmacklosigkeit an die nächste häßliche Nahaufnahme eines haarigen Körperteils. Das tut der ehemalige Klosterschüler mit der Begeisterung eines spanischen Katholiken, der sich endlich in Sünden suhlen darf. So windet sich der Plot labyrinthisch durch einen riesigen Haufen von Tabuverletzungen: Künstliche Befruchtung, Inzest, Gynäkologie, sadistische Pornophotos, Medikamentenmißbrauch und der damals hochaktuelle Kult um Soraya, die Exfrau des Schahs - alles kriegt bei Almodovar sein ranziges Fett weg. (hip) Kino 46

L–Arbre, le Maire et la Mediathèque Frankreich 1993, R: Eric Rohmer, D: Fabrice Luchini, Pascal Greggory /Originalfassung mit Untertiteln

„In einem Bauerndorf der Vendee will der Bürgermeister auf einer Wiese mitten im Dorf ein Kulturzentrum errichten. Weil dem Prachtbau ein Baum geopfert werden müßte, leistet der Lehrer erbitterten Widerstand. Eine Journalistin und eine Schriftstellerin mischen sich ein, es wird endlos debattiert, kommentiert, intrigiert. Eine verschmitzt-spielerische Politparabel über den Zufall, Interessenkonflikte, den Gegensatz von Stadt und Land, Alltag und Kultur, Tradition und Moderne und anderes mehr.“ (Zoom) Kino 46

La Ardilla Roja - Das rote Eichhörnchen Spanien 1993, R: Julio Medem, D: Emma Suarez, Nancho Novo /Originalfassung mit Untertiteln

„Eine eigenwillige Liebesgeschichte um einen Musiker, privat und beruflich in einer Pechsträhne, der einem hübschen jungen Unfallopfer ohne Erinnerung vortäuscht, sie hätten schon jahrelang ein Verhältnis miteinander. Der poetische, aber auch dramatische, mit Träumen und Symbolen durchsetzte, ansprechend inszenierte und gespielte Film behandelt ein bekanntes Thema in origineller Form: Beziehungsschwierigkeiten und Machkämpfe zwischen Männern und Frauen.“ (multimedia) Kino 46

La Colmena (Der Bienenkorb) Spanien 1982, R: Mario Camus, D: Victoria Abril, Jose Sacristan / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein komödiantischer Kaffeehausreigen im winterlichen kalten Madrid des Jahres 1943, nach dem Bürgerkrieg. Das Ganze ungeheuer leicht in Gang gesetzt, schwerelos schwebend zwischen Lachlust, Trauer und achselzuckender Resignation. Ein vielköpfiges Menschenportrait, ein Epochengemälde.“ (Stuttgarter Zeitung) Kino 46

La Verdad sobre el Caso Savolta Spanien 1979, R: Antonio DRove, D: Jose Luis Lopez Vazques, Charles Denner /Originalfassung ohne Untertitel

Der Film basiert auf dem Roman von Eduardo Mendoza und erzählt von den Beziehungen zwischen Savolta, dem Besitzer einer Waffenfabrik, und seinem geheimnisvollen Sozius Lepprince während des ersten Weltkrieges. Kino 46

Leni Deutschland 1993, R: Leo Hiemer, D: Hannes Thanheiser, Christa Berndl

„Die Geschichte ist wahr und hat sich Anfang der vierziger Jahre im Dorf Steifenhofen ereignet, wo Hiemer schon bei seinem Recherchen Unmut erregte. Kein Wunder: Die kleine Magdalena war ein jüdisches Pflegekind, das in der ländlichen Idylle eines Bauernhofes aufwuchs und als Fünfjährige unter dem Druck der Dorfbevölkerung in ein Vernichtungslager deportiert wurde. Keine Auschwitz-Rampe mit kahlgeschorenen Opfern ist in diesem Film zu sehen, und dennoch geht „Leni“ unter die Haut. “ (Bremer) Filmstudio

M

Männerpension Deutschland 1995, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck, Til Schweiger, Heike Makatsch

„Zwecks Resozialisierung wird eine Gruppe von Knackis der Obhut alleinstehender Frauen überlassen. Das ist der Auftakt zu gleich zwei leidenschaftlichen Liebesgeschichten - die eine knistert von Erotik, die andere ist mehr was fürs Herz. Als Hammer-Gerd, dem die Pistole zu locker sitzt, ist Buck endlich wieder als sein eigener Hauptdarsteller zu sehen, wunderbar unterstützt von Til Schweiger.“ (tip) Cinema, City und Apollo (WHV)

Matador Spanien 1986, R: Pedo Almodovar, D: Assumpta Serna, Antonio Banderas

„Warum wirken Almodovars Filme so bieder ? Der „Matador“ ist da typisch: Er ist die als provokant vorgezeigte, aber ganz äußerliche und harmlose Bebilderung der zwar wahren, aber an sich banalen Einsicht, daß Sex und Tod eine Menge miteinander zu tun haben, die in Spanien allerdings fünfzehn Jahre nach Franco und der Aufhebung der Zensur immmer noch von Herzklopfen begleitet zu sein scheint. Das Ganze in jener Fernsehkrimi-Dramaturgie mit sprechenden Köpfen, Schnitt-Gegenschnitt und geschlechtslosen Sexszenen, die diesen Themen immer so unangemesen war und sich genau darum in den Fernsehanstalten so breit gemacht hat.“ (taz) Kino 46

Mein blühendes Geheimnis Spanien 1995, R: Pedro Almodovar, D: Marisa Paredes, Juan Echannove

„Wäre Konsalik eine spanische Frau, hieße er Amanda Gris. Unter diesem Pseudonym hat Leo triviale Bestseller im Akkord geschrieben. Doch nun, vom Ehemann verlassen und vom Umweltbewußtsein gepeinigt, ist es ihr unmöglich, weiterhin Schmonzetten zu verfassen. Vorm (künstlerischen) Selbstmord und der Aufdeckung ihres Pseudonyms rettet sie der Kulturredakteur der „El Pais“, bekennender Alkoholiker und Amanda-Gris-Fan.“ (TV-Spielfilm) Schauburg

Der müde Tod Deutschland 1921, R: Fritz Lang, D: Bernhard Goetzke, Lil Dagover

„Romantische Stimmung und Resignation bestimmen diesen Film, in dem der Tod seines Amtes müde geworden ist und sich geradezu dannach sehnt, von einer jungen Frau besiegt zu werden. Für Siegfried Kracauer manifestierte sich in diesem Film vor allem dumpfe Schicksalsgläubigkeit. Aber auch Kracauer rühmt die technisch und künstlerisch vollendete Bildsprache und die trickreiche Märchenwelt des alten Chinas, in der ein Zauberer fantastische Wunder vollbringt.“ (Reclams Filmführer). Das Projekt Skull präsentiert eine eigene, moderne Musikbegleitung zu dem Stummfilm. Schlachthof

Momo Deutschland 1985, R: Johannes Schaaf, D: Radost Bokel, Mario Adorf

„Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans von Michael Ende, in dem eine kleine, idyllische Lebensgemeinschaft durch die Machenschaften böser „Zeitdiebe“ bedroht und von einem kleinen Mädchen im Bunde mit dem gottähnlichen „Meister Hora“ gerettet wird. Im Vergleich zu Petersens bombastischer Ende-Adaption „Die unendliche Geschichte“ ein erstaunlich bescheidener Märchenfilm, der sich weniger auf grobe Effekte, vielmehr auf glaubhafte Charaktere und atmosphärische Dichte verläßt.“ (Rowohlt Film Lexikon) Gondel

Money Train USA 1995, R: Joseph Ruben, D: Wesley Snipes, Woody Harrelson

„Zwei fiese Cops träumen davon, den legendären „Money Train“ auszurauben. Turbulente Actionkomödie, von Spannungsspezialist Joseph Ruben furios inszeniert.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern

Mutters Courage Deutschland/Großbritannien 1995, R: Michael Verhoeven, D: George Tabori, Pauline Collins

„Wenn dieser Regisseur nur nicht soviel Angst vor Mutters Courage hätte, die die Courage und die Rettung einer einzelnen ist. Ganz allein steht Pauline Collings als Elsa Tabori 1944 in Budapest wieder auf dem Bahnhof. Und dann läßt Verhoeven sie mit ihrem Judenstern über den heutigen Kurfürstendamm zum Hause ihrer Schwesetr laufen – Antifa-vollkompatibel und pädagogisch wertvoll, und den Bayerischen Filmpreis hat es auch schon gebracht. Es ist nicht das Schlußbild, aber es bleibt als solches im Gedächtnis.“ (taz) Gondel

N

Nelly & Monsieur Arnaud Frankreich 1995, R: Claude Sautet, D: Emmanuelle Beart, Michel Serrault

„So schön wie die Menschen und so gediegen wie ihre Wohnungen sind auch Sautets Bilder, die Kamera ist ruhig und hoheitsvoll. Alles unter Kontrolle in dieser schönen Welt voller Bilder und Bücher. Einziges und großes Vergnügen in der geballten Bildungsbürgerlichkeit ist Michel Serrault, während Emmanuelle Beart die ganze Zeit aussieht, als wolle sie sich jeden Augenblick die Nägel lackieren.“ (tip) Atlantis, Casablanca (OL)

Niki de St. Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely

Die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle erzählt von ihrem Leben, ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem Kinetikkünstler Jean Tinguely. Der Film beginnt mit Nikis Schießhappenings der frühen 60er Jahre: „Statt Terrorist zu werden, wurde ich Terrorist der Kunst.“ Es folgen die Arbeiten an den dicken, bunten „Nana“-Figuren, an den „Allesverschlingenden Müttern“ und an großen Architekturplastiken wie dem „Cyclop-Giantoleum“ im Wald von Fontainebleau.Cinema

Nixon USA 1995, R: Oliver Stone, D: Anthony Hopkins

„Wenn wir künftig Nixon vor uns sehen, wird es nicht die spitznasige, windige Figur der realen Welt sein, sondern der massige, unglaublich sensitive, überwältigend präsente Schauspieler Anthony Hopkins in dem „Nixon“-Film von Oliver Stone.Virtuos auch die Montage von Spiel und Dokumentation bei Nixons Unterredungen mit den Großen dieser Welt, allen voran mit dem Vorsitzenden Mao. Aber selbst hier, wo Geschichte auf der Schichtl-Bühne abgehandelt wird, gönnt Stone uns kein bißchen ironische Distanz. Er packt uns bei unseren voyeuristischen Bedürfnissen, dem übermächtigen Verlangen, durchs Schlüsselloch zu gucken, wenn die Staatenlenker Schicksal spielen.“ (taz) City

O

Operation: Broken Arrow USA 1996, R: John Woo, D: John Travolta

„„Operation: Broken Arrow“ ist fabelhaft rasant inszeniert, aber wie eine Komödie von Pointe zu Pointe: Es ist, als hätte Woo seinen ganzen Virtuosen-Ehrgeiz daran gesetzt, ein Feuerwerk von Oberflächenreizen zu entzünden, eine bedeutungsfreie Montage-Choreographie des Kampfes. Doch diesmal ist der Schurke der Star, und das ist John Travolta. Seine Kunst, eine Figur ganz unpsychologisch und insofern altmodisch von außen her auf einer handvoll scharfer Manierismen aufzubauen, ist wieder einmal unwiderstehlich.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter /Im UFA-Palast auch die englische Originalversion

Othello USA 1995, R: Oliver Parker, D: Laurence Fishburne, Kenneth Branagh

„Mit Laurence Fishburne hat Parker einen wirkliche „Mohren“ als Othello, der den kampferprobten General, gerade auch als erotisches Faszinosum für die junge Desdemona zu verkörpern vermag. So wird das Paar in seiner provokanten Erotik deutlich, und deutlicher wird damit auch der rassistisch-schrille Haß Jagos (großartig Kenneth Branagh). Merkwürdiges Paradox: Loncraines „Richard III“, der in Anbiederung an Actionkino-Elemente besonders „filmisch“ sein will, ist tatsächlich „theatralisch“, während Parkers „Othello“ in seiner größeren Treue zu den Vorgaben des Stücks und dessen Sprache der „filmischere“ Film ist.“ (epd-Film) Schauburg

P

Peterchens Mondfahrt Deutschland 1987, R: Wolfgang Urchs

„Peterchen und seine Schwester Anneliese fliegen mit dem fünfbeinigen Maikäfer Sumsemann auf den Mond, um dort dessen seit Generationen „verlorenes“ sechstes Bein zurückzuholen. Auf Kinder im Märchenalter zugeschnittenes, spannendes und humoriges Zeichentrickfilm-Abenteuer.“ (Internat. Filmlexikon) Atlantis

Pocahontas USA 1995, R: Mike Gabriel, Eric Goldberg

„Pocahontas ist so politisch korrekt wie Müsli-Kekse. Seine indianische Heldin ist groß, muskulös und anmutig, kann durch Stromschnellen steuern und hat ein Gesicht, bei dem die Zeichner peinlich genau jeden karikaturistischen Ansatz vermieden haben.“ (Sight and Sound) City, Schauburg, Ufa-Stern

R

Die Reise nach Melona Schweden 1989, R: Per Ahlin

„Den Bewohnern der paradiesischen Insel Melona gelingt es, die Kinder des benachbarten Plutonia aus den Waffenfabriken skrupelloser Geschäftsmänner zu befreien. Fantasievolle und spannende, im Entwurf der einzelnen Figuren äußerst liebevolle Familienunterhaltung, die trotz des ernsten Hintergrundes auf den pädagogischen Zeigefinger verzichtet.“ (Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

Romance de Valentia Spanien 1993, R: Sonia Herman Dolz /Originalfassung mit Untertiteln

„Stierkampf, das ist wie das Herstellen einer Skulptur, eines Kunstwerkes, einer Figurenkonstellation. Die Elemente dieser Konstellation Stier-Torero-Publikum, einer ebenso grausam-blutigen wie symbiotischen Konstellation voller religiöser Symbolismen montiert Sonia Dolz' eindrucksvoller Dokumentarfilm zu einer sinnlichen Ballade über die Faszination eines uralten Mythos. Ihr Portrait des 20-jährigen Toreros Enrique Ponce, einer legendären Figur in Spanien und Lateinamerika, ist - als Film einer Frau - auch eine Studie über Männlichkeit, über männliche Kampf- und Macht-Rituale.“ (Katalog des Filmfestival von Mannheim-Heidelberg) Kino 46

S

Samson und Sally Dänemark 1984, R: Jannik Hastrup

Zeichentrickfilme über die kleinen Wale Samson und Sally, die sich gegen Haie, Walfänger und Ölteppiche zur Wehr setzten müßen, und sich auf die Suche nach dem legendären Moby Dick machen, damit er ihnen hilft. Kino 46

Schnappt Shorty USA 1995, R: Barry Sonnenfeld, D: John Travolta, Gene Hackmann

„Wenn sie wissen wollen, wer dieser Chili Palmer eigentlich ist, dann hat er selber für sie eine gute Antwort: „Ich bin der, der ihnen sagt, was abläuft !“ Damit ist nicht nur der Held von Elmore Leonards Roma „Get Shorty“ beschrieben, den John Travolta in Barry Sonnefelds neuen Film mit sanfter Perfektion spielt, sondern auch Leonard selbst. Und weil „Schnappt Shorty“ von Hollywood erzählt, paßt hier auch ideal sein etwas hinterhältiger Spott, der dem Film seinen komischen Schwung gibt. Der Witz dabei ist, daß Chili ein eingeschworener Cineast ist, und es liebt, von den smarten Gangsterfilmen zu erzählen, die ihm so gefallen haben. „Schnappt Shorty“ gehört mit auf diese Liste.“ (New York Times UFA-Palast, UT-Kinocenter

Die Schwanenprinzessin USA 1994, R: Richie Rich

„Als wahrer Zuckerbäcker erweist sich Richard Rich mit seinem ersten langen Zeichentrickfilm. Bei der Erzählung einer fantastischen Liebesgeschichte von der verzauberten Prinzessin, die nur von dem geliebten Prinzen befreit werden kann, wagt er sich bis an die Grenze des guten Geschmacks vor. Das Ergebnis dieser gekonnten Gratwanderung ist ein rührendes Märchen mit allem, was dazugehört.“ (tip) UT-Kinocenter

Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.

Was der taiwanesische Regisseur Ang Lee aus dem britischen Klassiker von Jane Austen gemacht hat, ist bewunderswert. Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. Wobei Emma Thompson als verstandesgeleitete Elinor um Hugh Grant (von Ang Lee am Herumkaspern wirksam gehindert) wirbt und ihre Schwester Marianne (Kate Winslet) sich Hals über Kopf in einen nicht ganz ehrenhaften Beau verliebt. Bloß mit dem Titel hatte der Verleih seine Schwierigkeiten: Jane Austens Roman ist im Deutschen als „Verstand und Gefühl“ zu haben, der Film wollte auf die Alliteration nicht verzichten. „Sinn und Sinnlichkeit“ bekam den Goldenen Bären 1996. (Mu) Europa, Casablanca (OL)

Stadtgespräch Deutschland 1995, R: Rainer Kaufmann, D: Katja Riemann, Kai Wiesinger

„Kaufmanns Komödie der Irrungen und Wirrungen versucht es auf die todsichere Tour: ein bißchen Riemann, ein bißchen Wiesinger, eine Prise Singlefrust, etwas schwule Romantik und ein paar krachende Pointen. Obwohl das Rezept nicht ganz aufging, kann der Film dennoch munden.“ (tip) Ufa-Stern

Strange Days USA 1995, R: Kathryn Bigelow D: Ralph Fiennes, Angela Bassett, Juliette Davis

„Am Silvesterabend des Jahrs 1999 dealt der zynische Einzelgänger Lenny mit einer illegalen Technologie, die es den Benutzern möglich macht, sich direkt in die Gehirnströme von anderen Menschen einzuklinken. „Strange Days“ ist ein atemberaubend spannender Action-Film mit Schießereien, Autojagden und einem gefährlichen Serienkiller. .“ (hip) Schauburg, UT-Kino

T

Tacones Lejanos - High Heels Spanien 1991, R: Pedro Almodvar, D: Victoria Abril, Miguel Bose /Originalfassung mit englischen Untertiteln

„High Heels“ ist vor allem ein Krieg der Modeschöpfer. Auch die katholische Moral, gegen die Almodovar in den 80er Jahren so gerne polemisierte, hat sich durch die Hintertür längst wieder eingeschlichen: Männermord und Frauenintrige - all das dient dem Familienglück. Wie langweilig, daß soviel Turbulenz doch immer nur dem einen dient: der Wiederherstellung der bürgerlichen Ordnung.“ (taz) Kino 46

Two Girls in Love USA 1995, R: Maria Maggenti, D: Laurel Holloman, Nicole Parker

„Die burschikose Faulenzerin Randy verliebt sich in die Klassenbeste, die schöne Wendy. Gegensätze ziehen sich an, schnell ist man ein Paar. Beim Picknick im Grünen hört die eine Klassik, die andere Rock. Das Coming-Out bereitet keine Probleme, lediglich die Herkunft. Randys lesbische Tante kann die vornehme Wendy nicht leiden, die aus einer wohlhabenden afro-amerikanischen Familien stammt. Die Konflikte bleiben Kulisse für eine brav und bieder inzenierte Love-Story. (tip) Atelier

U

Die üblichen Verdächtigen USA 1995, R: Bryan Singer, D: Gabriel Byrne, Stephen Baldwin, Chazz Palminteri

In jedem guten Thriller werden falsche Spuren gelegt, aber Regisseur Singer tut dies hier so radikal wie kaum jemand vor ihm. Ein Film muß schon verteufelt gut sein, damit das Publikum so etwas schluckt und beim tiefschwarzen Finale von „Die üblichen Verdächtigen“ ist man nicht enttäuscht, sondern völlig verblüfft. (hip) Atelier, UFA-Stern

W

Wallace & Gromit – Unter Schafen Großbritannien 1995, R: Nick Park u.a.

„Mein schönstes Kinoabenteuer in dieser Woche war die halbe Stunde, in der ich Nick Parks neustes Lehm-Epos „A Close Shave“ angesehen habe, ein neues Abenteuer von Wallace, dem Erfinder aus Lancashire und seinem immer mitleidenden Hund Gromit. Es gibt da eine fantastische Straßenjagd, bei der Gromits Beiwagen sich vom Motorrad von Wallace ablöst und in ein Kampfflugzeug verwandelt - ganz wie bei Snoopy; ein boshaftes Lamm, daß wie der Pinguin in „The Wrong Trousers“ agiert und ein Puzzle, das in Gromits Zelle geliefert wird und, nachdem es zusammengesetzt wird, die Botschaft über die Flucht enthält. Als eine bemerkenswerte Mischung aus Kindlichem und Raffiniertem ist der Film in jeder Minute überraschend und originell.“ (Philip French, The Observer) Cinema und Casablanca (OL)